Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
möglichst fern von allen anderen Objekten zu halten. Dass dies nicht immer gelingt, zeigen die Beulen und Kratzer an allen vier Ecken deutlich - schon Carmen hatte also mit der Tücke des Objekts zu kämpfen. Im Verkehr eröffnet er zwar einen wunderbaren Überblick, weil ich so hoch sitze, doch beim Parken bringt mich der Wagen jeweils ins Schwitzen. Vor allem wenn es darum geht, ihn in die Garage zu stellen. Denn die scheint plötzlich geschrumpft zu sein, sie ist nur ganz knapp länger als das neue Auto (ehrlich!) und die Garageneinfahrt zieht sich immer rasch zusammen, wenn ich versuche, hineinzufahren. Geschieht ihr also recht, dass sie von den Seitenspiegeln schon ein paar Furchen abgekriegt hat, das unloyale Biest! Wo ich vorher die Parkwächter und ihre Einparkhilfestellung ein bisschen belächelt habe, nehme ich ihre Dienste jetzt gerne in Anspruch. Manchmal träume ich sogar davon, meinen eigenen Parkwächter anzustellen.
Abgesehen von der etwas feindselig gestimmten Garage habe ich übrigens grosse Freude an unserem neuen Haus. Es ist so sonnig (na gut, das ist nicht sein Verdienst, die Sonne scheint einfach immer – wer hätte das gedacht, nach unseren Erfahrungen im Januar?!) und geräumig. Für die Verhältnisse der kleinen privilegierten Schicht in Südafrika haben wir zwar wenige Badezimmer, nur drei, und nicht übermässig viele Schlafzimmer, nur vier, aber für unsere Verhältnisse ist das Haus riesig und absolut luxuriös! Der Masterbedroom zum Beispiel, also Lukas’ und mein Gemach, wird durch eine Kleiderkammer und ein riesiges Bad mit Sprudelwanne und Doppeldusche ergänzt. Und separatem Klo mit Bidet. Zusammen mit dem Büroraum, der durch eine Flügeltür verbunden ist, besetzt er den ganzen ersten Stock unseres L-förmigen Hauses. Ich liege sicher nicht fest daneben, wenn ich behaupte, dass diese Etage die Ausmasse einer grosszügigen 2.5-Zimmer-Wohnung in der Schweiz hat. Das Gästezimmer hat ein eigenes en suite -Badezimmer, und in Tims Kinderzimmer könnte man wahrscheinlich die Hälfte seiner Krippenfreunde bequem unterbringen. Unsere Küche ist in etwa so lang wie unser ganzes Haus in der Schweiz, und das Geschirr, um die vielen Schränke zu füllen, müssen wir uns erst noch besorgen. Die Küche hat eine Insel und ist ansonsten offen zum sogenannten Family Room , also was unsereiner als Wohnzimmer bezeichnen würde. Nur dass es hier noch ein separates Wohnzimmer gibt. So zu sagen „für schön“. Ah ja, und ein Esszimmer haben wir natürlich auch noch, es ist vom Family Room halb abgetrennt und wird von uns im Alltag nicht benützt, weil wir an der Kochinsel noch einen familientauglichen Tisch haben, der für uns vier reicht und näher beim Kühlschrank steht.
Bei den südafrikanischen Temperaturen ist natürlich die Terrasse sehr verlockend, hier Patio genannt. Unsere wird momentan von Kram in Anspruch genommen, den wir noch verstauen müssen. Aber sie ist geräumig genug für eine Polstergruppe und einen hölzernen Esstisch, an dem bis zu zwölf Gäste bequem essen können. Beides haben wir bestellt, es sollte bald geliefert werden.
Und hier endet die Hausbesichtigung, vor dem Pool. Der natürlicherweise eine sanft hellblaue Färbung hat, die aber in den letzten drei Tagen ins Grünliche geschwenkt ist. Insbesondere auf der grossen Stufe im Pool laufen gerade biologische Vorgänge. Wahrscheinlich wiederholt sich hier die Evolution, wenn ich nicht bald mit Chemie einfahre. Wenn ich denn wüsste, wie.
Lizette, die mir aus einem anderen Grund nachmittags telefoniert, eignet sich bestens als Auskunftsperson für diese Art von Problem. Sie setzt gleich zu einer längeren Erklärung an:
„Also, für diesen Garten brauchen Sie einen Garden-Pool-Service oder sonst einen Gärtner. Mein garden boy ist wirklich sehr gut, denn er macht ganz viel: Er mäht den Rasen und schneidet die Rosen und erledigt alles im Garten und reinigt den Pool, und ausserdem putzt er auch mein Auto und macht kleinere Hausarbeiten wie malen oder die Fenster im ersten Stock mit der Leiter putzen. Wichtig ist natürlich, dass er nicht stiehlt. Ein Garden-Pool-Service ist aber auch sehr praktisch, die kennen sich im Garten ganz toll aus und mit dem Pool. Ausserdem haben sie eine professionelle Ausrüstung. Und weil sie mit mehreren Männern anrücken, brauchen sie nur 1-2 Stunden, bis alles tiptop gepflegt ist.“
Wie man den Pool in Schuss hält, weiss sie auch nicht.
Ich entscheide mich für einen
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