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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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Das Verlängerungskabel vom Haartrockner (in Südafrika gibt es keine Steckdosen im Badezimmer, weil das früher verboten war, und jetzt kaum jemand weiss, dass es nicht mehr verboten ist) befindet sich dauernd auf Wanderschaft, was mich irritiert, bis ich den Grund dafür sehe: Pumi braucht es zum staubsaugen, denn sie weiss nicht, dass das Kabel des Staubsaugers herausgezogen werden kann.
    Ich bin nicht glücklich. Pumi bleibt eine Fremde für mich und meine Kinder, ein Fremdkörper in meinem Zuhause, ohne Verlass, die meisten meiner Wünsche ignorierend. Das Zerwürfnis kommt, als Pumi eigentlich babysitten soll, wozu sie zugesagt hat. Aber kurz nach halb fünf steht sie geschminkt und aufgebretzelt vor mir und erklärt, dass sie jetzt gehe. Nein, sie wolle jetzt nicht mehr babysitten. Diskutieren bringt nichts, sie hört mir nicht zu und wiederholt wie ein Papagei immer genau den gleichen Satz. Ich lasse sie gehen.
    Nach drei Wochen mit Pumi brauche ich wieder eine neue Maid.
    Gut, ich habe Fehler gemacht, das sehe ich ein. Notiz an mich selber:
- Stelle nie mehr eine Maid an, die nicht bewiesen hat, dass sie mit Kindern umgehen kann. Dass sie selber Mutter ist, heisst noch nichts, insbesondere wenn das Kind bei der Grossmutter am Eastern Cape aufwächst und die Mutter es nur einmal im Jahr an Weihnachten sieht.
- Stelle nie mehr eine Maid ein, die keine Erfahrung im Haushalt hat, denn wer in einem strohgedeckten Rundhaus am Eastern Cape aufgewachsen ist, kennt sich mit unseren Haushaltsgeräten einfach nicht aus. Es kann mehr kaputt gehen, als ich mir hätte vorstellen können.
- Stelle nie mehr eine Maid ein, die nicht bewiesen hat, dass sie gut englisch sprechen kann. Sie kann sich sonst nicht mit Deinen Kindern verständigen und hört nicht auf Deine Erklärungen und Anweisungen.
- Stelle nie mehr eine Maid ein, die Du nicht vorher auf diese Punkte geprüft hast. Ein 20-minütiges Gespräch, vor allem wenn es einseitig geführt wird, genügt nicht.

    Mit ihrem typisch südafrikanischem Pragmatismus und einer Prise Rassismus ergänzt Ilze meinen Katalog noch:
- Stelle nie eine Maid ein, die vorher für expats gearbeitet hat. Die sind verwöhnt. Am besten kommt Deine neue Maid von einer Stelle bei einer schwarzen Familie, da wird sie über Deine Arbeitsbedingungen mehr als glücklich sein.
- Stelle am besten eine Maid ein, die aus Simbabwe kommt. Die sind fleissiger als Südafrikanerinnen, die immer auf die Gewerkschaften schielen.

    Da capo , trallalallala, nochmals zurück zum Anfang. Zum Glück ist aber seit meiner Umfrage so wenig Zeit vergangen, dass ich von den Maids meiner Freundinnen Empfehlungen kriege und jetzt sogar ein paar Kandidatinnen zur Auswahl habe. Statt einem Bewerbungsgespräch – ich bin doch lernfähig! - lasse ich sie gegen Bezahlung für einen Tag zur Arbeit kommen, um sie so besser kennen zu lernen.
    Bonolo ist jung und enthusiastisch, an ihr ist alles kugelrund: Das Gesicht, die Augen, der Mund, die Figur - eine Kinderhüpfburg, die aber schon von der Treppe ins Keuchen kommt. Ausserdem ist ihr Englisch sehr schlecht.
    Iyanla ist älter, sie lächelt durch einen fehlenden Schneidezahn und trägt ein rotes Beret. Offensichtlich ist sie von der „alten Schule“, denn sie schaut mich beim Sprechen nicht an und putzt den Boden auf den Knien rutschend, obwohl ich ihr den Mop gereicht habe. Ob sie mit den Kindern umgehen kann, kann ich nicht feststellen, denn sie hat keine Zeit für sie, weil sie so langsam arbeitet.
    Beauty ist, halleluja, fröhlich und selbstbewusst, mit ausgezeichnetem Englisch, und sie bringt auch meine Kinder zum Lachen. Im Umgang mit den Kindern hat sie natürlichen Charme - etwas, was mir abgeht und ich immer bewundere - und findet sofort einen Zugang zu ihnen. Ausserdem kann sie ein Arbeitszeugnis vorweisen und bewegt sich nicht wie eine Schnecke.
    Meine neue Perle muss auch in den Haushalt eingeführt werden. Aber was für ein Unterschied zu Pumi! Beauty hat offensichtlich Erfahrung im Haushalt, und wo sie nicht sicher ist, da fragt sie mich. Wir plaudern jeden Tag auch ein bisschen, und schon nach zwei Tagen ist sie für mich kein Fremdkörper mehr wie meine vorherige Maid. Meine Jungs lieben Beauty und sind begeistert, dass sie sich jeden Nachmittag Zeit frei hält, um mit ihnen auf den Spielplatz zu gehen. Ich kann sehen, wie dieses Arrangement alle Beteiligten glücklich macht: Meine Kinder sind draussen und treffen Freunde, meine Maid sitzt auf der Bank auf

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