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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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Schwester versichert mir, dass Clara unbedingt zurück nach Johannesburg habe fahren wollen, doch „unsere Brüder wollten nichts davon wissen.“ Und übrigens komme sie in zwei Tagen, um Claras Sachen abzuholen, ein Freund würde sie mit dem bakkie fahren. Und ob ich ihr dann bitte auch noch den Lohn für die in diesem Monat gearbeiteten Tage bezahlen könne.
    So ist das also hier, denke ich mit einiger Bitterkeit: Die Grossmütter müssen die Kinder aufziehen - das wusste ich schon - und die Brüder bestimmen über das Leben der Schwestern.
    Ich versuche noch ein paar Mal, Clara anzurufen, um mich von ihr zu verabschieden, doch ohne Erfolg; ihr Mobiltelefon ist nicht eingeschaltet. Das war’s.

11
    Immer Ärger mit dem Personal
    _______

    Ich bin nicht faul. Und verwöhnt bin ich auch nicht. Aber den Haushalt mit einem grosszügigen Haus samt Inventar, das mich dauernd zum Reparieren zwingt, nebst zwei Kleinkindern - das ist Knochenarbeit. Zudem macht es in einem Land wie Südafrika, mit erschre-ckend hoher Arbeitslosenquote, sehr viel Sinn, eine Arbeitsstelle zur Verfügung zu stellen.
    Ich brauche also wieder eine Maid. Aber wie finde ich eine?
    Lukas: „Ich weiss auch nicht, frag einfach mal rum.“
    Sonia: „Isch weiss ausch niemanden, aber Du darfst sischer keine aus die Seitung nehmen, das ist su gefährlisch!!“
    Petra: „Ich weiss auch niemanden, aber Du brauchst eine mit Referenzen, nicht alle arbeiten sauber.“
    Ilze: „Ich weiss auch niemanden, aber am besten nimmst Du eine aus Simbabwe. Die arbeiten besser und maulen nicht, wenn sie auch mal am Wochenende kommen müssen.“
    Glen: „Ich weiss auch niemanden, aber ich werde mal die Klassen-betreuerinnen fragen.“
    Schon am nächsten Tag nimmt mich Sisiwe, Max’ Klassenbetreuerin, in der Krippe zur Seite und vermittelt mir ihre Cousine, die gerne am Nachmittag zum Interview kommen würde. Das Vorstellungsgespräch ist dann eine recht zähe Sache. Denn Sisiwes Cousine Nompumelelo ist jung und sehr scheu und ich weiss auch nicht, was ich fragen soll, zumal ich die ganze Konversation praktisch im Alleingang bestreite. So stelle ich sie halt an.
    Schon am nächsten Tag beginnt Nompumelelo, die am liebsten auf die Abkürzung Pumi hört, mit der Arbeit. Sie ist adrett und recht klein, mit mahagonibraunem Teint und dem hier oft anzutreffenden sehr ausladenden Hinterteil unter einer schlanken Taille. Am Auffälligsten an ihr finde ich ihre Wimpern, die so stark nach innen gebogen sind, dass sie praktisch eine Tolle über den Augen bilden. Beinahe als würden sie nachts auf winzige Lockenwickler gedreht. Ich spiele die nette und joviale Arbeitgeberin, die ihr alles erklärt, zeigt und dank einem angestrengten Dauerlächeln bald den Krampf im Kiefer kriegt. Innerlich bin ich sehr angespannt und auch ein wenig genervt, dass ich meine Zeit hier mit einer Fremden verbringen muss, aber es ist ja eine Investition in die Zukunft, sage ich mir. Bald wird wieder alles von allein laufen, wie vorher bei Clara.
    Falsch. Wie sich nach einigen Tagen herausstellt, versteht die stille, vermeintlich scheue Pumi schlicht und einfach fast kein englisch und spricht deshalb nicht. Was problematisch ist, denn sie begreift meine Erklärungen und Anweisungen nicht und kann sich mit meinen Jungs kaum verständigen. Und obwohl sie Mutter eines Zweijährigen ist, weiss sie offensichtlich nicht, was sie mit Max anstellen soll. Als ich am ersten Tag mit Tim aus dem Garten ins Haus zurückkomme, sitzt sie mit Max auf dem Arm im Zimmer auf einem Hocker und starrt ins Leere. Statt einem bald Einjährigen könnte sie auch ein Stück Holz im Arm tragen. Die Jungs kommen schon um zwanzig vor fünf zu mir nach oben ins Büro, wo ich unsere Administration erledige, denn Pumi macht sich bereit zum Gehen. Arbeitszeit bis fünf Uhr heisst für sie offenbar, dass sie sich um diese Zeit geduscht und geschminkt auf den Weg machen kann. Oder gerne sogar ein bisschen früher.
    Am nächsten Morgen kann ich meine teflonbeschichtete Bratpfanne gerade noch retten, bevor sich Pumi mit dem Pfannenkratzer über sie hermacht. Zweimal komme ich grade noch rechtzeitig, um Omo aus der Abwaschmaschine zu kratzen, bevor sie angeschaltet wird – ich habe es am Duft erkannt. Bei meinen beigen Wildlederschuhen bin ich zu spät, die wandern mit zwei Paar Turnschuhen in die Waschmaschine – mit tollem Resultat, zwar, aber sicherheitshalber bitte ich Pumi doch, keine Schuhe mehr in der Waschmaschine zu waschen.

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