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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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gemacht. Beim Weggehen habe ich einen Polizisten gesehen und den gefragt, ob ich hier wirklich parkieren könne. Er sagte ja. Den Mann am Empfang vom Arbeitsgericht habe ich auch gefragt, er sagte auch ja. Da habe ich halt ein Kreuz an die Decke gemacht und bin reingegangen. Es war auch schon kurz vor zwei, ich hätte gar nicht mehr viel Zeit gehabt für was anderes.“
    „Oh, der Termin war am Nachmittag? Wo waren denn Timmi und Max?“
    „Ich habe sie früh von der Krippe abgeholt und mit Beauty zu Hause gelassen.“
    „Und was sagt Beauty zu all dem?“
    „Beauty habe ich gar nicht erzählt, dass Pumi mich vor Gericht gezogen hat. Ich dachte mir, das hinterlässt einen schlechten Eindruck, oder bringt sie noch auf Ideen...“
    „Ach so...“
    „Na ja, und dann wurde ich also in den Wartesaal gewiesen. Nur einige Minuten nach 14 Uhr kam ein älterer Herr mit einem Klemmbrett und begann, von einer Liste die Namen der Fälle und die jeweiligen Streitparteien abzulesen. Die machten sich auf den Weg ins zugewiesene Sitzungszimmer. Es waren ziemlich viele, meist eine Privatperson und eine Firma. Sicher mehr als zwanzig wurden schon heruntergelesen, bis Pumi und ich an der Reihe waren. Ich ging den Gang runter zum Sitzungszimmer mit der angegebenen Nummer und wartete davor. Pumi kam auch. Wir sagten kurz Hallo, dann öffnete sich die Tür und unser Mediator begrüsste uns.“
    „Was ist ein Mediator? Wieso Sitzungszimmer? Ich dachte, das sei ein Gericht?“
    „Ich doch auch! Aber das Vorgehen in Südafrika ist so, dass der zuständige Richter oder wie auch immer man den nennen will zuerst als Mediator tätig wird und versucht, mit den beiden Parteien ein Einvernehmen zu finden. Wenn das nicht gelingt, dann fällt er als Schiedsrichter einen Entscheid. Den kann man notfalls anfechten, vor einem höheren Gericht.“
    „Und wie war das dann?“
    „Der Mediator, ein weisser Anwalt, hat sich vorgestellt und begann dann mit der Anklage. Pumi erklärte, ich hätte sie unrechtmässig entlassen. Sie sprach Xhosa und hatte einen Übersetzer. Der Mediator fragte sie, was sie wolle, und sie sagte, mehr Geld. Ich atmete schon ein bisschen auf, dass sie nicht verlangte, dass sie wieder bei mir arbeiten könne! Dann fragte er mich, was passiert sei. Ich sagte ihm, Pumi hätte gekündigt, sie hätte mich verlassen, sie sei einfach mitten in der Arbeit weggegangen. Dann ging das noch ein bisschen so hin und her, und der Mediator sagte, dass die Sachlage nicht ganz klar sei. Er schickte Pumi raus, um allein mit mir zu sprechen, und fragte mich, wie viel Geld ich ihr anbieten könne. Ich sagte, sie hätte ja gekündigt, aber der Mediator meinte „ they don’t think like us “, sie denken nicht wie wir. Lukas hatte mich schon gewarnt, dass KehlTech bei praktisch jeder Entlassung vor dem Arbeitsgericht erscheinen und eine Abgangsentschädigung hinblättern muss. Pumi hat aber nur drei Wochen bei uns gearbeitet, und ich habe in der Government Gazette gelesen, dass die Kündigungsfrist für Arbeitgeber und Arbeitnehmer im ersten halben Jahr nur eine Woche ist. Also gut, sagte ich dann, ich komme Pumi entgegen und vergüte ihr die halbe Kündigungsfrist. Fifty-fifty . Ich biete ihr einen halben Wochenlohn an.“
    „Das scheint gerecht, soweit. Ist sie darauf eingestiegen?“
    „Mhm, sie ist. Der Mediator hat dann ein Formular ausgefüllt mit dem Übereinkommen und Pumi, er und ich haben unterzeichnet und eine Kopie davon gekriegt. Dann gab’s noch Formalitäten bezüglich der Bezahlung, und dann konnten wir gehen.“
    „Gut, das war ja dann nicht so schlimm – zumindest, wenn Dein Auto noch da war...“
    „Jaja, es stand noch an der Ecke, ich sah es sofort, als ich aus dem Gebäude trat. Pumi war gleich hinter mir, und ich wollte mich umdrehen und ihr anbieten, sie mitzunehmen. Aber zum Glück hat sich mein Gehirn gerade noch rechtzeitig eingeschaltet und ich schwieg – ha, dachte ich, soll die doch ein Taxi suchen und gerne möglichst lange drin schmoren, bis sie endlich zu Hause ist!“
    „Ach, Kind, jetzt musst Du Dich aber nicht mehr ärgern, jetzt ist es vorbei.“
    Und das tat ich dann auch nicht mehr. Am Abend erzählte ich die Geschichte noch meinem Mann, der hocherfreut war über das Urteil und mich beinahe als Quasi-Anwältin für KehlTech einspannen wollte.
    „Wahnsinn, Du glaubst es nicht, wir müssen jeweils mehrere Monatslöhne herausrücken, wenn wir vor das Arbeitsgericht gezogen werden! Ich möchte auch

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