Böse Dinge geschehen
die Nummer, und als er den Hörer abnahm, sagte sie: »Ich hoffe, ich rufe nicht zu spät an.«
»Detective«, sagte Hideaway. »Überhaupt nicht. Es ist mir ein Vergnügen, von Ihnen zu hören.«
»Ich habe eine Frage. Sagt Ihnen der Name Ted Carmady irgendetwas?«
|272| Sie horchte auf seinen Atem. »Lassen Sie mich mal nachdenken«, sagte er. »Ich glaube, das ist eine literarische Anspielung. In einigen der frühen Erzählungen von Raymond Chandler heißt der Protagonist Ted Carmady.«
»Aha.«
»Ich frage mich, ob das wohl irgendetwas mit unserem Freund Mr Loogan zu tun hat?«
Sie antwortete ihm halbwegs amüsiert. »Das kann ich nicht beantworten. Polizeiermittlungen. Danke für Ihre Hilfe.«
»Wie schrecklich enigmatisch. Aber wie Sie wollen. Gute Nacht, Detective.«
Während sie ihren Tee trank, fragte sich Elizabeth, wie sehr Loogan wohl an dem Namen Ted Carmady hing. Wäre er sorglos genug, um unter diesem Namen in einem Hotel einzuchecken? Das war es wert, herausgefunden zu werden. Sie machte sich eine Notiz, am nächsten Morgen Alice Marrowicz darauf anzusetzen.
Sie griff noch einmal nach dem Telefon und wählte Loogans Nummer, wobei ihr bewusst war, dass er nicht an den Apparat gehen würde. Sein Telefon wäre bestimmt ausgestellt. Selbst wenn er den Anruf entgegennähme, wüsste sie nicht, was sie sagen sollte. Sollte sie ihm sagen, was sie über seine Vergangenheit erfahren hatte? Sie hatte über diese Frage mit McCaleb und den anderen nach dem Briefing diskutiert. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie Loogans Vorgeschichte für eine Weile aus der Berichterstattung heraushalten wollten. Was die Frage anbelangte, wie Elizabeth mit dem Mann selbst umgehen sollte, hatte McCaleb gesagt, so könne sie ruhig ihrem eigenen Urteil vertrauen. Sie war diejenige, die den Kontakt zu dem Mann hatte, sie musste die Entscheidung treffen.
Aber sie musste sie noch nicht jetzt treffen. Sie erreichte Loogans Mailbox und hinterließ ihm die Nachricht, dass er sie zurückrufen solle, dann trank sie ihren Tee aus und ging zu Bett.
|273| 29
Am Freitagmorgen legte Elizabeth die Akte über die Tötung Jimmy Wade Peltiers beiseite. Sie hatte noch nichts von Loogan gehört und überlegte, ob sie ihm eine zweite Nachricht hinterlassen sollte, entschied sich aber dagegen. Er würde sie anrufen, wenn er so weit war.
Loogan war eine Ablenkung, dachte sie. Was sie brauchte, war ein Neuanfang. Aus einer Schreibtischschublade im Dienstzimmer nahm sie ein Blatt Papier und einen Bleistift. In die Mitte der Seite schrieb sie Tom Kristolls Namen und das Datum seines Todes: 23. Oktober. Aber das war nicht der Anfang. Wenn man Loogan und Laura Kristoll glauben sollte, war Sean Wrentmore am 7. Oktober gestorben.
Über den Namen und das Datum Tom Kristolls schrieb sie die von Sean Wrentmore. Unter Kristolls Namen fügte sie zwei weitere hinzu:
Adrian Tully, 31. Oktober
, und
Michael Beccanti, 3. November
.
In den Raum zwischen Wrentmore und Kristoll fügte sie hinzu:
Valerie Calnero fährt zu Wrentmores Lagerraum. Calnero schreibt Erpresserbrief an Kristoll
.
Sie fügte oben auf der Seite noch ein paar Einzelheiten hinzu:
Wrentmore schreibt einen Roman – »Lügner, Diebe und unschuldige Menschen«. Tom Kristoll lektoriert Wrentmores Manuskript
.
Wrentmores Tod war das Schlüsselereignis. Alles, was dann folgte, war irgendwie damit verknüpft. Wenn sie Sean Wrentmore verstand, dann verstand sie auch den Rest.
Sie glaubte Loogan, als er ihr erzählte, Sean Wrentmore sei tot. Aber sie hatte mehr als nur Loogans Aussage. Zwischen |274| den Dielen in Tom Kristolls Arbeitszimmer waren Blutspuren gefunden worden – Laura Kristoll und ihr Anwalt hatten der Durchsuchung zugestimmt.
Sie hatten auch zugestimmt, dass der Wald um das Haus der Kristolls durchsucht wurde. Zuerst war Ron Wintergreen mit einem Polizeihund durchgegangen, danach hatten Kadetten der Polizeiakademie den Wald weiträumig durchkämmt. Aber es waren keine Überreste, kein Anzeichen für ein Grab gefunden worden.
Wrentmores Familie lebte in Dayton. Am Mittwochnachmittag war Carter Shan dorthin gefahren, um die Familie zu treffen, am Donnerstagmorgen war er zurückgekommen. Wrentmores Vater war gestorben, als Sean noch klein gewesen war. Seine Mutter hatte wieder geheiratet. Ihr zweiter Mann arbeitete als Teppichverkäufer, und zusammen hatten sie zwei Töchter, die beide Anfang zwanzig waren und noch zu Hause wohnten.
Keiner von ihnen hatte in
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