Böse Dinge geschehen
Shan, der hinter eine Reihe Grabsteine entlangschlenderte, und Rex Chatterjee, der sich an den Kotflügel seines Wagens lehnte.
Sie richtete ihren Blick wieder auf Hifflyn. »Es sind also drei Leute, die Bescheid wissen, Loogan nicht mitgezählt«, sagte sie. »Aber das sind nicht alle. Tom hat es Ihnen erzählt, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Hifflyn.
»Weil er Ihre Vereinbarung mit Sean Wrentmore kannte.«
»Tom war sogar derjenige, der uns zusammengebracht hat«, sagte Hifflyn. »Es war seine Idee, Sean dazu zu bringen, dass er die Kendel-Reihe übernimmt.«
»Wie haben Sie reagiert, als er Ihnen erzählt hat, dass Sean tot ist?«
Hifflyn schob seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Jacke und senkte den Kopf, bis sein Kinn den Kragen berührte, als wollte er der Kälte entrinnen.
»Ich fand das natürlich schrecklich«, sagte er. »Aber ich habe leider keineswegs ehrenvoll reagiert. Tom hatte den Entschluss gefasst, Seans Tod zu vertuschen. Ich dachte, wenn man diese Entscheidung rückgängig macht, macht man alles nur noch schlimmer. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts mehr davon wissen will. Ich wollte nie mehr über Sean Wrentmore sprechen.«
»Aber damit war es nicht zu Ende«, sagte Elizabeth.
|316| »Nein.«
»Weil Wrentmore immer noch seine zwei Komplizen hatte. Sein Tod war ein Geheimnis, aber einer von ihnen hat es doch herausgekriegt.«
Hifflyn neigte den Kopf zur Seite. »Sie können ruhig auch ihren Namen sagen – Valerie Calnero.«
»Also gut.«
»Ich weiß nicht, warum Sie so geheimnisvoll herumreden, es sei denn, Sie glauben, ich wollte Valerie etwas antun.«
»Na ja, Grund genug dafür hat sie Ihnen doch gegeben, oder?«
Hifflyn zuckte nur mit den Schultern, antwortete aber nicht.
Elizabeth fuhr fort. »Wrentmore hat wirklich einen Fehler begangen, als er Valerie auswählte. David Loogan ist der Auffassung, dass er sie ausgewählt hat, weil er ihr näherkommen wollte. Aber was auch immer er für sie empfunden haben mag, es war einseitig. Wrentmore hatte alles geplant, er wusste, was er wollte, aber Valerie hielt sich nicht an seinen Plan. Sie hat erfahren, dass Wrentmore umgebracht worden war – ich vermute von Adrian Tully. Adrian hat sicher jemanden gebraucht, bei dem er sich aussprechen konnte.
Sie hörte sich seine Beichte an und erinnerte sich dann an den Schlüssel, den Wrentmore ihr gegeben hatte. Sie fuhr zu seinem Lagerraum und fand seine Kendel-Manuskripte und seine Instruktionen. Sie rief allerdings nicht die Zeitungen oder
Publishers Weekly
an. Nach allem, was ich mir zusammenreimen konnte, war sie an der Universität unglücklich und hat vielleicht nach einem Ausweg gesucht. Jetzt hatte sie einen. Sie wusste, dass Tom Kristoll Wrentmores Tod vertuscht hatte. Er würde vielleicht zahlen, damit sie den Mund hielt. Und sie wusste, dass Sean Ihre Kendel-Romane geschrieben hatte. Sie war sicher, dass Sie für ihr Schweigen zahlen würden.«
Eine Wolke schob sich vor die Sonne. Elizabeth sah, wie sich die Farbe des Grases veränderte.
»Und so bekamen Tom und Sie jeweils einen Brief«, fuhr |317| Elizabeth fort. »Valerie bat ihn um fünfzigtausend Dollar. Ich nehme an, dass sie Sie um bedeutend mehr gebeten hat.«
»Das hat sie.«
»Wie lautete die Abmachung? Sie sollten das Geld an eine Briefkastenfirma in Chicago schicken, und sie würde Ihnen dann die Manuskripte zusenden?«
»Sie wollte, dass ich sie eins nach dem anderen zurückkaufe«, sagte Hifflyn. »Hunderttausend pro Stück. Sie dachte, dass ich auf diese Weise leichter zu erpressen wäre. Ich müsste nicht das ganze Geld auf einmal schicken und dann hoffen, die Manuskripte zurückzubekommen.«
»Und so kam es dann? Sie haben beschlossen, ihr zu geben, was sie wollte?«
Hifflyn strich mit einer Schuhsohle über das Gras. Er schob die verwelkten Rosen weg und bückte sich dann, um eine aufzuheben.
»Ich weiß, Sie glauben, dass ich das getan habe«, sagte er. »Nur so ergibt Ihre Theorie einen Sinn.«
»Meine Theorie?«
Er hielt den Rosenstiel mit beiden Händen. »Ihre Theorie des Verbrechens«, sagte er. »Des Mordes an Tom Kristoll. Tom und ich werden erpresst, und ich beschließe zu bezahlen. Aber Tom schreckt davor zurück, fünfzigtausend zu zahlen. Oder sein Gewissen regt sich, und er beschließt, zur Polizei zu gehen und alles zu erzählen. Ich wiederum kann das nicht zulassen, denn wenn die Wahrheit über Seans Rolle herauskommt, ist mein Ruf ruiniert. Also gehe ich zu Tom in die Redaktion,
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