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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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hinterlassen.«
    Sie wandte sich vom Grabstein ab und machte einen Schritt auf Hifflyn zu. »Aber Sie sind nicht unverwundbar«, sagte sie. »Ich glaube, Sie bedauern, was zwischen Tom und Ihnen passiert ist.«
    Seine Stirn legte sich in Falten. »Zwischen Tom und mir ist nichts passiert.«
    »Bei den anderen – Tully, Beccanti – haben Sie getan, was die Situation logischerweise erforderte«, sagte sie leise. »Sie standen Ihnen nicht nahe. Aber Tom war Ihr Freund. Dass er Ihnen vor zwanzig Jahren Laura ausgespannt hat, war Schnee von gestern, Vergangenheit. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht hat es alles leichter gemacht.
    Ich bin sicher, Sie sind nicht in der Absicht in die Redaktion gefahren, ihn umzubringen. Sie dachten, er wäre vernünftig. Sie würden beide bezahlen, und Seans Tod würde ein Geheimnis bleiben. Dann sagt Tom plötzlich zu Ihnen, dass er zur Polizei gehen will. Bestimmt haben Sie ihn davon abzubringen versucht. Aber von einem bestimmten Punkt an war klar, dass er es ernst meinte. Und dann haben sich die Ereignisse überschlagen. Sie haben ihm einen Schlag versetzt – eine spontane Handlung. Vielleicht haben Sie ihn härter getroffen, als Sie eigentlich vorhatten. Auf jeden Fall lag er plötzlich am Boden. Und da war das Fenster. Sie haben es getan, ohne zu überlegen, und Sie haben es gleich danach auch schon wieder bereut. Ich glaube, Sie quälen sich seitdem damit herum. Sie versuchen, immer wieder herauszufinden, was schiefgelaufen ist und ob Sie ihm irgendwas hätten sagen können, damit er es sich anders überlegt.«
    »Das hört sich an, als hätte ich arg gelitten«, sagte Hifflyn trocken.
    |321| »Und jetzt tauchen Sie hier mit Ihrem Anwalt auf. Sie versuchen, die Sache auszusitzen. Sie glauben, von einem Geständnis keinen echten Vorteil zu haben. Vielleicht denken Sie, es geht um alles oder nichts: Wenn Sie zugeben, Tom getötet zu haben, dann werden Ihnen auch die anderen Morde zur Last gelegt werden – Tully und Beccanti. Aber das ist nicht wahr. Niemand wird Anklage wegen des Mordes an Tully gegen Sie erheben, die Beweislage ist viel zu verworren. Tullys Tod sieht wie ein Selbstmord aus. Sie könnten behaupten, dass er sich umgebracht hat, weil Laura Kristoll ihn zurückgewiesen oder seine Mutter ihn nie geliebt oder die Welt ihm nie eine Chance gegeben hat.«
    Sie ließ ihre Stimme noch sanfter klingen. Ein Ton, der Geständnisse förderte. »Was Beccanti anbelangt, der wurde im Haus von David Loogan erstochen, und Loogan ist in der gleichen Nacht verschwunden. Jeder Pflichtverteidiger könnte daraus hinreichend Zweifel an Ihrer Schuld ableiten. Rex Chatterjee könnte das blind. Also verscheuchen Sie Beccanti und auch Tully aus Ihren Gedanken. Konzentrieren Sie sich auf Tom. Sie waren Freunde, Sie hatten Streit, die Sache lief aus dem Ruder. Eine solche Situation ist für eine Verständigung im Strafverfahren geradezu geschaffen. Ich bin sicher, die Staatsanwaltschaft wäre zu Zugeständnissen bereit. Sie müssten nicht sagen, worüber Sie sich mit Tom gestritten haben. Sie könnten Sean Wrentmore außen vor lassen. Die Bücher, die in Wahrheit er geschrieben hat, die Erpressung – nichts davon müsste an die Öffentlichkeit kommen.«
    Hifflyn runzelte die Stirn. »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es mir egal ist, wenn das herauskommt.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Sie schämen sich nicht für Ihre Vereinbarung mit Sean Wrentmore. Früher war es eine übliche Praxis. Aber heutzutage weiß man nie, wie die Leser reagieren werden, oder? Vielleicht kommen sie zum Schluss, dass sie ihr Geld wiederhaben wollen. Wenn es Ihnen tatsächlich so egal wäre, würden Sie eine Pressemitteilung machen und die Sache |322| selbst in die Hand nehmen. Aber ich glaube, Sie hoffen immer noch, Ihr Geheimnis wahren zu können. Vielleicht gelingt es Ihnen ja auch.«
    Hifflyn sah ihr fest in die Augen. »Wenn ich ein Verbrechen gestehe, das ich nicht begangen habe.«
    »Nein«, entgegnete sie. »Ich würde nie einen unschuldigen Menschen zu einem Geständnis überreden.«
    »Aber Sie glauben nicht, dass ich unschuldig bin.«
    Elizabeth setzte eine neutrale Miene auf und schwieg. Sie sahen einander an, und wenn sie in diesem Moment um Willensstärke wetteiferten, dann war Elizabeth die Siegerin, denn Hifflyn wandte sich zuerst ab. Er sah auf Tom Kristolls Grab und strich sich über den Nacken.
    »Nehmen wir einmal an, ich könnte mit einer anderen Theorie über das Verbrechen und mit einer

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