Böse Dinge geschehen
Über ihnen schwankte die Taschenlampe, der Mond schien, und Nathan Hideaway ging in der Schwärze unter.
Loogan rief mit sanfter Stimme nach ihr. Der Wind wehte ins Grab hinab und kühlte ihr die Stirn. Ihre Schulter brannte, und ihre Beine schmerzten. Ein Blatt segelte herab und verfing sich in ihrem Haar.
Loogans Stimme: »Elizabeth. Der ist fertig.«
Sie bewegte träge ihre Beine, den Blick auf den Revolver gerichtet, der halb in der Erde vergraben lag. Sie ließ die Füße über Hideaways Rückgrat zurückwandern und schob sich rückwärts an dem eingestürzten Erdwall hinauf. Als sie sich von Hideaway entfernt hatte, konnte Loogan sein eingeklemmtes Bein befreien und schwankend aufstehen. Er beugte sich über den Mann und durchsuchte dessen Taschen. Er fand seine Schlüssel und die Schlüssel, die er James Peltier abgenommen hatte.
»Nehmen Sie die Waffe«, forderte Elizabeth ihn auf.
»Ich will die Waffe nicht.«
»Wir lassen sie nicht liegen.«
Loogan kletterte die Wand hoch und warf den Revolver auf ein Grasbüschel neben ihr. Dann schloss er Elizabeths Handschellen auf. Er griff nach ihrem Arm, um ihr aufzuhelfen. Der Schmerz durchfuhr sie wie eine Klinge.
»Ich glaube«, sagte sie, »ich habe mir den Arm ausgekugelt.« Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, und schloss die Augen. »Wir können den Arm wieder einrenken«, sagte sie. »Sollte nicht allzu schwer sein.«
|389| Sie hörte das Klirren der Schlüssel, als er sie in die Tasche steckte und sich neben sie kniete.
»Soll das ein Witz sein?«
»Ich lege mich hin. Sie beugen den Arm am Ellbogen – ich kann ihn nicht selbst bewegen. Neunzig Grad. Die Finger zeigen nach oben. Und dann ziehen Sie den Arm zu sich hin.«
Seine Stimme klang sorgenvoll. »Das ist keine gute Idee.«
»Sie ziehen vorsichtig daran und drehen ihn so, als würde ich einen Baseball werfen. Ich habe das schon mal gesehen.«
Sie öffnete die Augen. Er wollte aufstehen. »Ich bringe Sie ins Krankenhaus.«
Sie drehte sich um und packte sein Handgelenk mit ihrer rechten Hand. »Werden Sie jetzt plötzlich schwach?«
Elizabeth lenkte Hideaways Lincoln mit einer Hand, die andere hatte sie auf ihrem Oberschenkel liegen. Sie hob den Arm, um zu sehen, ob er sich bewegen ließ. Der Schmerz war erträglich.
Sie sah zu Loogan auf dem Beifahrersitz hinüber. Er hatte den Kopf zurückgelegt, und sie konnte seinen Atem hören. Er klang erschöpft.
»Vorhin«, sagte sie, nachdem sie einige Minuten gefahren waren. »Das Grab …?«
Sie ließ ihre Frage vage im Raum stehen.
Er setzte sich langsam auf. Eine ganze Weile verging, bis er antwortete. »In der Erde zu graben, ist nicht ohne. Alles ist instabil.«
»Es ist nicht von allein eingestürzt.«
»Ich habe nachgeholfen, habe den Boden ausgehöhlt.« Die Reifen zischten auf dem Straßenasphalt. »Er ist selbst schuld«, fuhr er fort. »Er hätte mir keinen Spaten geben sollen.«
Elizabeth steuerte den Wagen durch eine Kurve. »Ich wusste nicht, dass das der Plan war. Sie sagten, Sie würden ihn erschießen.«
»Ich sagte, ich müsste ihn vielleicht erschießen.«
|390| Sie kamen zu einer Ampel, die gerade auf Rot umsprang. Elizabeth brachte den Lincoln zum Stehen, obwohl an der Kreuzung keine anderen Autos standen.
»Es ist nicht weit zum Krankenhaus, oder?«, fragte Loogan.
Sie sah auf das rote Licht der Ampel. »Ich gehe nicht ins Krankenhaus. Die können sich meine Schulter später anschauen.«
»Ich glaube, wir sollten hinfahren«, sagte er.
Es wurde grün. Sie sah zu ihm hinüber. Er hatte die Arme verschränkt, die Hände in den Achselhöhlen.
»Ich habe mich getäuscht«, sagte er und löste die Arme voneinander. Die Finger seiner rechten Hand waren voller Blut.
»Ich dachte, er hätte nicht getroffen.«
David Loogan konnte aus eigener Kraft in die Notaufnahme des Krankenhauses gehen. Als die Glastüren sich hinter ihm schlossen, brannten die Neonlampen über ihm plötzlich weiß. Er hustete in seine Hand hinein, sah Blut und merkte, wie seine Knie nachgaben.
Die Kugel aus Hideaways Revolver war von einem großen Stein in der Wand des Grabes abgeprallt. Sie war in der linken Achselhöhle in Loogans Körper eingedrungen, an einer Rippe abgeglitten, hatte seine Lunge durchschlagen und war drei Zentimeter hinter seinem Herzen stecken geblieben.
Als die Notärzte ihn untersuchten, stellten sie fest, dass sein linker Lungenflügel teilweise kollabiert war. Sie führten einen Schlauch ein, um den
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