Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
Vom Netzwerk:
könnte.«
    |135| Loogan ließ das unkommentiert. Er starrte an die Decke – weißer Stuck, der im Licht der Lampe gelb wurde. Schließlich sagte er: »Wie gründlich haben Sie Toms Büro durchsucht?«
    »Nicht sehr«, sagte Beccanti. »Die Schublade mit dem Geheimfach habe ich ziemlich schnell gefunden. Danach habe ich nicht mehr lange weitergesucht.«
    »Vielleicht sollten Sie es noch mal versuchen. Schauen Sie, ob Sie noch etwas finden, das mit Sean Wrentmore zu tun hat. Diesmal kann ich Sie reinlassen. Man hat mir Toms Job angeboten. Ich denke doch, dass ich damit einen Schlüssel für sein Büro bekomme.«
    »In Ordnung.«
    »Und ich werde Wrentmores Wohnung mal einen Besuch abstatten«, fuhr Loogan fort. »Vielleicht finde ich zumindest ein Foto von ihm, wenn es auch sonst nichts bringt. Ich würde gern sicher sein, dass es tatsächlich er ist, den wir beerdigt haben.«
    »Heißt das, wir gehen nicht zur Polizei?«, erkundigte sich Beccanti sanft.
    »Noch nicht. Wir halten uns an die Regel, die Anwälte befolgen: Wenn man vor Gericht einen Zeugen befragt, dann stellt man ihm nie eine Frage, von der man nicht schon vorher die Antwort weiß.«
    »Ach, so läuft das?«
    Loogans Stimme wurde leiser. »Tom hatte seine Gründe für das, was er getan hat, dafür, dass er seine Geheimnisse gewahrt hat. Ich möchte nicht zur Polizei gehen, ohne zu wissen, wohin das führen könnte.«

|136| 15
    Adrian Tullys Eltern wohnten in Grand Rapids. Sie erhielten die Nachricht vom Tod ihres Sohnes am Samstag um drei Uhr morgens von einem Detective, der einmal ein Klassenkamerad von Elizabeth Waishkey gewesen war.
    Am Samstagmorgen brachen sie nach Ann Arbor auf und kamen um die Mittagszeit an. Sie hatten ihre Tochter dabei, ein mürrisches Mädchen von siebzehn Jahren. Elizabeth sprach in Tullys Wohnung mit ihnen. Sie waren völlig durcheinander. Adrian hatte nie von Depressionen gesprochen, mit Sicherheit nie über Selbstmord. Elizabeth hatte allerdings den Eindruck, dass er mit ihnen so gut wie über gar nichts gesprochen hatte.
    Es war ein Uhr, als Elizabeth ging. In Tullys Wohnung gab es nichts mehr zu entdecken. Carter Shan und sie waren schon am frühen Morgen da gewesen. Sie hatte nichts Ungewöhnliches finden können, keinen Beweis für eine Verbindung von Tully mit dem Mord an Tom Kristoll. Keinen Abschiedsbrief.
    Um Viertel nach eins war Elizabeth wieder in der City Hall. Sie winkte dem wachhabenden Beamten in der Eingangshalle zu und ließ die spärlichen Einzelheiten ihrer Umgebung auf sich einwirken: ein Hausmeister, der einen Besen über den Boden schob, eine Frau, die mit gesenktem Kopf auf einer Bank saß. Elizabeth öffnete gerade die graue Stahltür zur Treppe, als sie eine Stimme hörte, die ihren Namen rief.
    »Detective Waishkey.«
    Sie drehte sich um und sah, dass die Frau von der Bank auf sie zukam. Sie war in einen Wollmantel gehüllt, das Haar zu |137| einem Pferdeschwanz gebunden. Elizabeth trug ihre Brille nicht, deshalb brauchte sie einen Moment, bis sie Valerie Calnero erkannte.
    Ihr Gesicht war blass. Sie hatte geweint. »Ich muss Sie etwas fragen«, sagte sie.
    »Kommen Sie mit nach oben«, sagte Elizabeth. »Im Dezernatszimmer können wir reden.«
    »Ich würde lieber hier mit Ihnen reden«, sagte die Frau. »Ich habe das von Adrian gehört. Hat er sich erschossen?«
    »Sie sollten mit hinaufkommen.«
    »Die Nachrichten sind nicht eindeutig. Es wird von einem mutmaßlichen Selbstmord gesprochen. Aber ich wüsste es gern genau, so oder so.«
    »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen«, sagte Elizabeth sanft. »Es steht noch nicht fest.«
    »Hat Adrian Tom Kristoll umgebracht? Können Sie mir das sagen?«
    Elizabeth ließ die Stahltür wieder zufallen. »Das weiß ich nicht«, sagte sie.
    »Es ist nur, weil Sie neulich bei mir waren und mich nach den Kratzern an meinem Auto gefragt haben. Ich habe Ihnen Adrians Namen genannt. Ich wollte aber nicht   –«
    »Ich kann verstehen, dass Sie aufgewühlt sind«, sagte Elizabeth.
    »Ich wollte das nicht«, wiederholte Valerie. »Sie wollten nur mit ihm reden, sagten Sie. Und jetzt ist er tot.«
    »Ich kann verstehen   –«
    »Adrians Eltern sind hier. Sie wollen mit Adrians Freunden reden. Was soll ich ihnen denn sagen? Soll ich ihnen sagen, dass ich ihren Sohn in den Selbstmord getrieben habe?«
    »Valerie   –«
    »Oder dass ich ihn habe ermorden lassen? Ich würde es gern auf den Punkt bringen können.«
    Elizabeth legte der jungen Frau die

Weitere Kostenlose Bücher