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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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hatte eine Zeit gegeben, in der Celia wusste, wann Djuna zu Abend aß und wann Becky ihr Bad nahm: intime Kenntnisse, die in ihr eine noch unbestimmte, aber heftige Erregung hervorriefen. Die aufkeimende Leidenschaft – gleichsam ein pulsierendes Herz ohne Gliedmaßen – war nur in Ansätzen vorhanden gewesen, ließ noch nicht erkennen, zu welchem Zweck sie das Mittel darstellte. Freundschaft wurde über das Telefon ausgelotet – Es ist halb fünf, schaust du Familie Feuerstein ?  –, eine Frage, die Test und Vergewisserung zugleich war. Djuna bekam immer recht, auch wenn sie falschlag, aber wenn Becky oder Josie anriefen, ließ Celia sie mitunter abblitzen. Nein, ich mache Hausaufgaben , sagte sie dann und schaltete den Fernseher stumm. Nun starrte sie Leannes Namen auf dem Computerbildschirm an und fragte sich, was Josie wohl um 13:43 getan hatte.
Von: Lee Forrest
An: Celia Durst
Betreff: AW: AW:
 
Celia – du wolltest wissen, ob ich mir immer noch Gedanken über Djuna mache. Die Vergangenheit ist kein Thema mehr, mit dem ich mich noch viel beschäftige, aber manchmal kommt mir der Typ in den Sinn, der sie mitgenommen hat. Hauptsächlich frage ich mich dann, ob er wohl nach Vergebung sucht und ob ihm überhaupt klar ist, was er getan hat. Wenn er von irgendwas zugedröhnt war, kannte er sich womöglich selbst nicht mehr. Es ist ein Wunder, dass mein Erinnerungsvermögen nicht dasselbe Schicksal erlitten hat wie meine Leber, obwohl ein bisschen Gedächtnisschwund nett gewesen wäre. Wenigstens konnte ich so eine Liste aufstellen, als es an der Zeit war, mich aus dem Sumpf zu ziehen. Übrigens habe ich meinem Sponsor bei den Anonymen Alkoholikern von dieser Personensuchmaschine im Internet erzählt. Ich wünschte, so etwas hätte es vor sieben Jahren schon gegeben.
 
Du schreibst, du willst dich dem stellen, was damals geschehen ist; das lässt mich vermuten, dass du deinerseits vorhast, dich aus dem Sumpf hochzuarbeiten. Es stimmt, du warst nicht gerade sonderlich nett zu mir, als wir noch zusammen zur Schule gegangen sind, und manchmal warst du schlicht und einfach bösartig, aber ich habe mich ja auch nie zur Wehr gesetzt. Wenn es dir damals nur halb so dreckig gegangen ist wie mir, dann wundert es mich, dass du dich nicht noch fünfmal schlimmer aufgeführt hast. Damit will ich sagen, falls du dich gerade durch deine eigene Liste arbeitest, kannst du mich als abgehakt betrachten. Nach Djunas Verschwinden war die ganze Sache für mich erledigt. Um ehrlich zu sein, habe ich das, was ihr passiert ist, wohl als eine Art primitive Vergeltung angesehen. Womit bewiesen wäre, was für ein rachsüchtiges kleines Ekel ich als Mädchen war.
 
Falls du Becky aufspürst, lass mich wissen, wie es ihr geht, okay?
 
Lee
    Celia scrollte wieder zum Anfang der Nachricht und las sie noch einmal, gründlicher und weniger hektisch. Die Spätnachmittagssonne, die durchs Fenster schien, warf ihr Profil auf die Wand neben ihr. In Noreens und Warrens Schlafzimmer hing ein gerahmter Scherenschnitt von Celia, noch mit Stupsnase, um Mund und Kinn herum aber schon die Miniaturversion ihres erwachsenen Schattenbilds.
    Der Gedanke, auf die Uhr zu schauen, kam ihr erst, als sie die Nummer schon gewählt hatte.
    «Kann ich dich zurückrufen?», fragte Huck. «Ich habe gerade einen Schüler hier.»
    Celia versuchte etwas herauszubringen, das als Zustimmung durchgehen würde.
    «Du klingst ja furchtbar», sagte er. «Bleib dran.»
    Seine Stimme entfernte sich und kam dann wieder zurück.
    «Bist du noch da?»
    «Tut mir leid», sagte sie. «Ich hab nicht auf die Zeit geachtet.»
    «Ist schon okay. Der Unterricht ist vorbei. Jackson hat bloß noch ein bisschen hier herumgehangen. Jetzt sag, was ist los?»
    «Warte», sagte sie. Sie ging über den Flur in ihr ehemaliges Zimmer und machte aus alter Gewohnheit die Tür hinter sich zu, damit das leere Haus nicht mithören konnte.
    «Ich hab sie gefunden», sagte sie.
    Das Bett unter der getupften Steppdecke gab ihr Halt, als ruhte sie auf einer ausgebreiteten Handfläche. Celia fing bei Josie an und berichtete dann von Becky und Scranton. «Ich war darauf gefasst, dass Becky verblüfft sein würde», sagte sie, «aber dass sie glaubt, sie hätte das Auto tatsächlich gesehen … »
    Schweigen. Celia presste die Kiefer zusammen.
    «Was genau hat Becky dazu gesagt?», fragte Huck. «Ich meine, hat sie die Geschichte mehr oder weniger so wiederholt, wie du sie damals erzählt hast, oder hat

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