Böse Freundin (German Edition)
Hucks Namen ihr sorgsames Getränkearrangement an dem leeren Essplatz beeinträchtigen.
«Haben wir», sagte Celia. «Er lässt schön grüßen.»
Seit ihrem Gespräch in Noreens Büro behandelten sich Mutter und Tochter wie zufällige Sitznachbarn auf einer Busreise. So höflich waren sie auf so engem Raum zuletzt vor vielen Jahren miteinander umgegangen, angefangen bei dem gedehnten Seufzer, der die vier Monate zwischen Celias Entscheidung gegen Cornell und ihrer Abwanderung in den Mittleren Westen über angehalten hatte.
«Kommt er denn noch?», fragte Warren.
«Warren!» Noreen wirkte peinlich berührt.
Celia bezwang den Impuls, vom Tisch weg nach oben in ihr Zimmer zu stürmen und die Tür hinter sich zuzuschlagen. «Wieso fragst du das überhaupt, Daddy?»
«Nur so, schätze ich.» Er hob die Schultern. «Aber Lehrer haben ja oft höllisch viel um die Ohren, und du siehst ein bisschen bedröppelt aus. Da habe ich eben überlegt, ob ihr zwei vielleicht –»
«Es geht hier nicht um Huck und mich, okay?» Diese Sorte Schlagabtausch hatte Celia schon früher durchexerziert, komplett mit wütend in den Nacken geworfenen Haaren und zusammengekniffenen Augen. Sich jetzt zurückzuhalten war ähnlich mühsam, als müsste sie ein Niesen unterdrücken. «Ich meine, klar, er macht sich Sorgen, und er hat viele ähnliche … Bedenken wie du und Mommy, und ich gebe mir Mühe, ihm ein paar davon zu nehmen, aber es ist harte Arbeit. Bei all dem, was ich hier versuche in Gang zu bringen … mit euch und mit Huck und mit Leuten, die mir völlig fremd geworden sind … wenn ich da also ein bisschen bedröppelt wirke …» Sie holte zittrig Luft.
«Wir hatten uns schon Sorgen gemacht», sagte Noreen. «Auf der Highschool und lange Zeit auch am College hast du nie irgendjemand Besonderen erwähnt. Ich hab mir gedacht, was ist, wenn mein kleines Mädchen niemals ihre wahre Liebe findet?» Noreen lächelte. «Manche sagen ja, es gibt jede Menge Menschen, die füreinander geeignet sind, sie müssen nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, aber das glaube ich einfach nicht. Als ich deinen Vater kennengelernt habe, wusste ich sofort, dass er der Richtige ist.»
«Also wenn wir irgendwie behilflich sein können …» Warren deutete ins Leere. «Bei Huck oder bei sonst etwas …»
Celia sah ihren Vater an, bis er sich abwandte. Es dauerte nicht lange.
«Falls du beispielsweise möchtest, dass wir mit ihm reden», bot er seinem Wasserglas an. «Ihm erklären, wie wir die Sache sehen.»
«Hör zu, Daddy, was ihr Huck erzählen könntet, weiß er alles schon. Können wir … könnt ihr … Wie wär’s, wenn wir über was anderes reden?»
Es wurde geschnitten und gekaut. Warren schlang wie ein Besessener, Noreen zerteilte ihre Mahlzeit in gabelfreundliche Bissen. Celia verfrachtete das Essen in ihren Mund und führte die erforderlichen Kieferbewegungen aus, ohne das Geringste zu schmecken.
«Jem hat erzählt, dass ihr zwei ein Schwätzchen gehalten habt», sagte Noreen.
«Wann?», fragte Celia.
«Ach, wir telefonieren fast jeden Tag.» Die präzisen Handgriffe ihrer Mutter waren bewundernswert – ein komplettes Abendessen zu daumennagelgroßen Quadraten zerkleinert. «Manchmal ruft er von der Arbeit aus an, manchmal auch abends. Es ist komisch, aber wenn ich mir so überlege, was ihm widerfahren ist und was sich daraus entwickelt hat …» Sie schüttelte den Kopf. «Als du gestern gesagt hast, ich würde ihn gar nicht kennen …» Noreen sah von ihrem Besteck zum Teller mit dem portionierten Essen. Es gab nichts mehr zu zerschneiden.
«Das habe ich nicht so gemeint», sagte Celia.
«Nein, nein», sagte Noreen. «Es stimmt ja. Damals kannte ich ihn wirklich nicht. Ich habe ihn liebgehabt, natürlich, das ja, und mir Sorgen um ihn gemacht, und ich habe versucht, ihm das zu geben, was er meinem Gefühl nach brauchte, aber jemanden wirklich zu kennen, insbesondere das eigene Kind … Unabhängigkeit und – natürlich – Vertrauen, das sind so wichtige Faktoren, und wenn man die seinem Kind vermitteln möchte, tja, dann muss man wohl darauf verzichten, es durch und durch kennen zu wollen.»
«Bei dir hat es funktioniert», sagte Warren. «Schau dir an, wie du jetzt dastehst: auf eigenen Füßen, erfolgreich im Beruf … obwohl ich sagen muss, es war schon hart, dich ziehen zu lassen.»
Noreen nickte. «Jem hat dich schrecklich vermisst, nachdem du ausgezogen bist», sagte sie. «In gewisser Weise war
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