Böse Freundin (German Edition)

von sich gab, würde die Stille sie beide vielleicht wieder zu dem Punkt zurückbringen, an dem sie ihrem Gefühl nach schon gewesen waren.
    «Celie?», fragte Josie. «Bist du noch dran?»
    «Die Plastik, die ich gesehen habe», sagte Celia. «Auf dieser Website. Djuna war gestürzt, ich lief weg und sah über die Schulter zu ihr hin.»
    Sie schloss die Augen, als wolle sie sich etwas wünschen.
    «Also das hatte ich dabei nicht im Sinn», sagte Josie, «aber du kannst es natürlich gerne so sehen, wenn du willst.»
    Celia legte sich aufs Bett.
    «Deswegen mache ich Sachen mit Leerräumen», erklärte Josie. «Damit andere sie füllen können.»
    In Ermangelung eines Autos hatte Celia sich einen Wald vorgestellt. In einem bis auf drei kleine Figuren leeren Raum hatte sie Bäume gepflanzt.
    «Weißt du, dass ich lange Zeit richtiggehend eifersüchtig war?» Josie hörte nicht auf zu reden. «Bloß weil Becky und Leanne da unten an der Straße stehen geblieben sind, durften sie weiterleben wie bisher. Ihre Eltern haben sie nicht ins Internat gesteckt. Die zwei hatten nicht noch jahrelang Albträume. Aber ich habe akzeptiert, dass ich dadurch so geworden bin, wie ich bin. Und wenn ich jetzt weiß, dass es für dich okay ist, was ich gemacht habe …»
    Celia stand auf und lehnte sich mit der Stirn ans Fenster.
    «Celie», sagte Josie, «ist alles in Ordnung mit dir?»
    Celia überlegte.
    «Nein», sagte sie. «Ich dachte –»
    Sie verstummte. Es spielte keine Rolle, was sie dachte.

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    18. Kapitel
    Beim Wagen angekommen, ging Huck automatisch zur rechten hinteren Tür. Der Beifahrersitz stand traditionell Noreen zu. Zwar hatte es immer an Hucks Gerechtigkeitssinn genagt, dass die Beinfreiheit damit nicht optimal genutzt wurde, aber schließlich fand er sich damit ab, dass Celia und er erst dann nicht mehr auf den Rücksitz verbannt werden würden wie Kinder, die einen Aufpasser brauchten, wenn sie offiziell Mann und Frau waren. Nun vorne einzusteigen kam einer Beförderung gleich.
    «Mach es dir bequem», sagte Warren. «Da rechts ist ein Schalter, mit dem du alles elektrisch verstellen kannst. Es gibt sogar eine Sitzheizung. Die stelle ich mir manchmal an, wenn ich sämtliche Fenster runterlasse, um durchzulüften. Probier’s ruhig mal aus. Da fühlt man sich wie in einem schicken Hotel, wo es vorgewärmte Handtücher gibt.»
    Huck betätigte den Schalter. Binnen kurzem wurde es unter ihm so warm, als hätte er gerade in die Hose gepinkelt.
    Warren griff nach seinen Autohandschuhen, die wie zwei schlafende Fledermäuse am Rückspiegel baumelten, und streifte sie über. Bei dem Anblick musste Huck an den Auftritt eines Chirurgen im OP-Saal denken: ein Mann, der vor einer großen Aufgabe stand und verliebt seine Hände hütete wie seinen Augapfel. Mit stolzer Kennermiene ließ Warren als Nächstes das Verdeck aufgleiten.
    «Ich wollte ja immer ein Cabrio», sagte er. «Aber ich habe nie in einer Gegend gewohnt, wo man das hätte nutzen können. Bei schönem Wetter mache ich das Glasschiebedach auf und lasse alle Fenster herunter, aber nur, wenn ich allein bin. Nor ist in letzter Zeit ein bisschen empfindlich wegen ihrer Haare.» Er drückte auf einen Knopf, und das Glasschiebedach hob sich wie die eine Hälfte einer Zugbrücke. Warren sah Huck an.
    «Cool», sagte Huck, und Warren grinste, ein kleiner Junge mit einem Matchboxauto.
    «So, und jetzt hör dir das an!», sagte er. Schallende Jazzmusik brachte ihre Sitze zum Beben. «Ups!», entschuldigte er sich und stellte sie leiser. «Das ist die Lautstärke für meine Solofahrten. Ich bin direkt froh, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit ein bisschen im Stau stehe. Der Wagen hat Lautsprecher an sechs verschiedenen Stellen!» Er zeigte sie Huck, dem in diesem Moment auffiel, dass sie noch nie etwas ohne Celia unternommen hatten. Warren löste die Handbremse, zögerte und sah zum Haus hin, als hätte er dort etwas vergessen.
    Im schwindenden Tageslicht kamen ihnen Pendler entgegen, müde von der langen Fahrt nach Hause. Huck sah Fußgänger mit Hunden, die – wie alle anderen auch – ihren beiden in Chicago nicht das Wasser reichen konnten. Mit einem Mal sehnte er sich nach Bella, wie sie lang ausgestreckt neben ihm auf der Couch lag, und nach Sylvie zu seinen Füßen, die seine Schuhe bewachte. Ob die Auto- und Hundebesitzer, an denen sie vorbeifuhren, Warren und ihn wohl für Vater und Sohn hielten? Wenn sie zu viert ausgingen, galt er stets als