Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
Vom Netzwerk:
Ich meine, was wäre gewesen, wenn du nein gesagt hättest? Also bin ich einfach ans Werk gegangen und hab gehofft, falls du sie zu Gesicht bekommst, würdest du schon erkennen, wie unsere Erlebnisse das Ganze inspiriert haben, ohne dass jemand im Besonderen dargestellt wird. Wahrscheinlich hab ich auch gehofft, du würdest dich vielleicht … geehrt fühlen oder so, aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto klarer ist mir geworden, dass ich, mal abgesehen von dem ganzen komplizierten Genehmigungskram, dir zumindest hätte Bescheid sagen sollen. Nicht um es von dir absegnen zu lassen, sondern weil du ein Recht darauf hast, davon zu wissen. Aber nach einer Weile war es vom Gefühl her dann schon zu spät. Und seitdem hat mir das irgendwie immer auf der Seele gelegen.»
    «Darf ich dich ganz offen fragen?» Das war ihre letzte große Chance, dachte Celia. «Wie hast du es geschafft, mit dem zu leben, was du gesehen hast? Ich tue mich nämlich ziemlich schwer –»
    «Es war auch schwer», sagte Josie. «Deshalb bin ich dem Stoff vermutlich so lange aus dem Weg gegangen. Ich wollte mir einreden, ich hätte es hinter mir gelassen, verstehst du? Aber so was bleibt dir, es prägt dein Bild von der Welt und von dir selbst.»
    Celia sprang vom Bett auf, strahlend vor Erleichterung, sich endlich nicht mehr erklären zu müssen. «Großer Gott, tut das gut, so mit jemandem zu reden», sagte sie. «Ich hab immer gedacht, ich wäre die Einzige. Aber wenn du mit dabei warst, heißt das … dann heißt das, du hast die gleiche Entscheidung getroffen wie ich. Und … ich trau’s mich kaum zu sagen … Aus zweimal Unrecht wird kein Recht, aber jetzt zu wissen, dass es die ganzen Jahre über nicht nur ich gewesen bin –»
    «Ach, Celie.» Josies mitfühlender Ton ließ Celia ruckartig stehen bleiben. «Das stimmt so einfach nicht. Ich hab immer gedacht, wenn ich bloß was gesagt hätte, vielleicht hätte ich sie damit retten können; wenn ich mir nur ein bisschen mehr Mühe gegeben hätte, wäre sie nicht eingestiegen, aber das … das ist Wunschdenken.»
    Celia ging zum Bett zurück.
    «Ich kann verstehen, wie dir zumute ist», fuhr Josie fort. «Aber lass dir versichern, dass es um Djuna so gut wie geschehen war, kaum dass der Wagen hielt. Wir hätten sonst was tun oder sagen können und sie doch nicht aufgehalten.»
    «Aber da war kein Wagen», sagte Celia. «Das weißt du doch … du hast es doch selbst gesehen, im Wald. Du hast gesehen, wie sie stürzte, und es war deine Entscheidung wegzugehen.»
    «Im Wald?» Josie gab einen Laut von sich, der entfernt nach einem Lachen klang. «Entschuldige, Celie, aber ich hab mir schon am Rand von dem Wald fast in die Hosen gemacht vor Angst. Wenn du da reingegangen bist, warst du auf jeden Fall schon wieder draußen, als ich um die Kurve gekommen bin. Ich hab zu Becky gesagt, sie soll bei Leanne bleiben, und ich sehe nach, was ihr zwei so treibt … Weißt du, dass Leanne Becky ihre Hände über Kreuz hingehalten hat, damit sie sie wieder fesselt, weil Djunas Knoten aufgegangen waren?» Josie seufzte. «Aus Leanne bin ich nie schlau geworden. Sie war immer so … gefügig. Egal, welche Note du und Djuna ihr gegeben habt, sie hat es immer hingenommen. Ich weiß noch, eines Tages ist sie mal mit einem französischen Zopf und einer Bluse mit Puffärmeln angekommen. Und klar, es sah an ihr ein bisschen daneben aus, aber sie hatte sich echt Mühe gegeben. Ich fand, sie hätte zumindest eine Zwei verdient, vielleicht sogar eine Zwei plus, aber ihr habt ihr die gleiche Note gegeben wie immer, und sie hat es einfach geschluckt, so wie alles andere auch. Das Schild zum Beispiel, das sie sich umhängen musste, oder wie sie sich auf den Boden setzen sollte. Selbst an dem letzten Tag damals, als erst das mit ihrem Haar war und wir dann die Straße entlanggelaufen sind, hat sie kaum versucht, euch Einhalt zu gebieten. Ich glaube, an ihrer Stelle hätte ich mich wenigstens irgendwie zur Wehr gesetzt.»
    Josie holte Luft; Celia blieb vollkommen still.
    «Jedenfalls, als ich um die Kurve kam, stand der Wagen schon da. Eine Zeitlang habe ich gedacht, wenn ich losgerannt wäre oder laut geschrien hätte, wäre vielleicht alles anders gekommen. Das hat mir lange schwer zugesetzt. Aber dann habe ich mir gesagt, ich muss damit aufhören, ständig allen Vorwürfe zu machen – mir, Djuna, meinen Eltern –, und einfach versuchen zu akzeptieren, was passiert ist.»
    Wenn Celia keinen Laut

Weitere Kostenlose Bücher