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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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dir redet sie doch. Glaubt sie wirklich, dass sie das getan hat?»
    Huck malte sich aus, wie Celia am Fenster des Gästezimmers ihre Rückkehr erwartete.
    «Ja, das tut sie», sagte er.
    Warren schüttelte den Kopf. «Ich begreife es einfach nicht», sagte er. «Wie kommt sie bloß auf die Idee … das ist doch lächerlich. Entschuldige, aber anders kann man es wirklich nicht ausdrücken.»
    Warren wollte nicht, dass er zu ihm hinsah, das spürte Huck, aber es fiel ihm schwer, weiter stur geradeaus zu blicken. Er fragte sich, ob Warren im Beichtstuhl auf den Geschmack gekommen war, was diese Vertraulichkeiten schräg von der Seite betraf. Als ein Baum in Sicht kam, an dem sie bereits einige Minuten zuvor vorbeigefahren waren, ging Huck auf, dass Warren seit geraumer Zeit dieselben paar Blocks umkreiste und aufs Lenkrad trommelte, während er allen Mut zusammenraffte, um den Mund aufzumachen.
    «Cee Cee ist ein herzensguter Mensch», sagte Warren. «Sie ist feinfühlig und lieb … praktisch ihr ganzes Leben hat sie immer versucht, anderen zu helfen. Klar, manchmal kann sie ganz schön verbohrt sein, vor allem, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Aber ich hoffe, diese ganzen neuen Entwicklungen haben nicht … nicht, dass sie … dass du –»
    «Warren, ich liebe deine Tochter.»
    Warren atmete bedächtig aus. «Das weiß ich wohl. Wir lieben sie natürlich auch. Und deswegen hatten wir gehofft, dass du uns dabei helfen könntest, sie zur Vernunft zu bringen, ihr vielleicht gut zuredest, damit sie zur Einsicht kommt. Wir verstehen ja, dass sie sich von uns nicht gern etwas sagen lässt, aber wenn es von dir käme …»
    Es war so untypisch für Warren, um etwas zu bitten, dass Huck sein Anliegen zunächst gar nicht als solches begriff. Der Wagen lief wirklich sehr leise. Der Fahrtwind, der durch die schmale Lücke im Glasdach und darüber hinweg strich, war lauter als der Motor. Huck drehte sich zu Warren, dessen Blick gerade so lange von der Straße wegzuckte, dass Huck die Angst in seinen Augen sah.
    «Mir ist nicht ganz wohl dabei, mich auf eine Seite zu schlagen», sagte er so behutsam wie möglich. «Ich hätte Sorge, etwas zu sagen, was ich später bereue.»
    Sowohl Celia als auch ihr Vater ließen ihre Hände am Lenkrad entspannt auf zehn und zwei Uhr ruhen, als erholten sie sich, als ginge es nicht darum zu verhindern, einen Unfall zu bauen und mitsamt dem fahrbaren Untersatz in Flammen aufzugehen.
    «Hat Cee Cee dir erzählt, dass sie mit ihrer Mutter gesprochen hat?»
    Huck nickte. «Sie meinte, Noreen hätte das Ganze anders in Erinnerung.»
    «Nicht anders», sagte Warren. «Korrekt. Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, es wäre so abgelaufen, wie Cee Cee sagt. Nor und ich waren nicht dabei. Djuna hätte auch von einem Rudel wilder Hyänen verschleppt worden sein können. Aber später waren Nor und ich dabei, und glaub mir, nichts von dem, was da abgelaufen ist, passt zu Cee Cees Version.»
    Sie hielten an einer leeren Kreuzung vor einer roten Ampel.
    «Ich weiß nicht ganz, was du meinst», sagte Huck, den Zweifel überkamen, ob er überhaupt noch etwas von Warren hören wollte.
    «Hat sie dir das nicht erzählt?», fragte Warren.
    Die Ampel wurde grün. Warren fuhr um ein Eichhörnchen herum. Huck hätte nicht sagen können, ob es schreckensstarr oder zu Tode gelangweilt war.
    «Celia erinnert sich nicht mehr an das, was danach war», sagte er. «Sie hat es versucht, aber vergeblich.»
    «Genau», sagte Warren. «Sonst hätte sie nämlich die Unlogik erkennen müssen. Fangen wir von vorne an: Cee Cee behauptet, sie und Djuna wären im Wald gewesen und Djuna wäre gestürzt … in ein Loch oder so etwas und Cee Cee hätte sie da liegen lassen. Sie war wütend auf Djuna, die Geschichte mit dem Auto hat sie erfunden, um ihr eins auszuwischen, und als ihr klar wurde, was sie da angerichtet hatte, war das auf einmal ein Riesenbrocken, den sie nicht mehr zurücknehmen konnte. Sicher, Kinder stellen manchmal furchtbare Dinge an, das will ich gar nicht abstreiten, und Cee Cee war bestimmt keine Ausnahme. Aber wenn Kinder etwas ausgefressen haben, noch dazu etwas so Schlimmes, wie Cee Cee behauptet, was tun sie dann? Sie verstecken sich, das tun sie. Wenn Cee Cee das wirklich getan hätte, wäre sie nie im Leben zu Djuna nach Hause gegangen, um Grace zu erzählen, was passiert war. Vielleicht hätte eins von einer Million Kindern die … ich weiß gar nicht, wie ich das nennen soll … die

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