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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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Fernsehzimmer und verdrückten ein Stück nach dem anderen, als bekämen sie zu Hause nie was zu futtern. Wo kamen die eigentlich alle her, Cee Cee?»
    Celia war still, das Gespräch floss wie Wasser um einen Stein. Huck schaute zu ihr hin, doch sie zwirbelte völlig versunken eine abgepflückte Weintraubenrispe in den Fingern; der verästelte Stängel glich einem winzigen Baum.
    «Cee Cee?», fragte Warren. Sie schreckte hoch wie aus dem Schlaf gerissen. «Was war das für eine Bande, die da zu deinen Pizzapartys kam? Waren die von der Schülerzeitung und vom Debattierklub und so weiter?»
    Celia hob die Schultern. «Wahrscheinlich. Ich hab einfach alle eingeladen. Wer kam, der kam.»
    Das Ticken der Wanduhr im Esszimmer und die gedämpften Hip-Hop-Klänge aus einem Nachbargarten unterstrichen das neuerliche Schweigen. Noreen musterte ihr Glas. Warren klopfte auf seine Armlehnen, als übe er Morsezeichen.
    «Ich würde sagen, die zwanzig Minuten sind um», bemerkte er. «Ich sehe lieber zu, dass ich mir unser Sushi schnappe, bevor es kalt wird.» Er stand glucksend auf. «Willst du mitkommen, Huck? Dann siehst du das neue Auto gleich mal in Aktion.»
    Zehn Jahre lang holte Warren bei ihren Besuchen nun schon das Abendessen, und noch nie hatte er gefragt, ob Huck ihn dabei begleiten wolle. Huck sah Celia an, doch im gleichen Moment vibrierte es in ihrer Hosentasche. Wortlos erhob sie sich von der Couch.
    «Wer ist das?», fragte Noreen, aber Celia war schon im Flur.
    «Ceel?», rief Huck.
    «Alles okay, Huck», rief sie über die Schulter hinweg. «Fahr du mit Daddy mit.» Sie lief die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal.

[zur Inhaltsübersicht]
    17. Kapitel
    «Mrs. Linke? Vielen Dank, dass Sie sich noch einmal gemeldet haben.»
    «Ist doch selbstverständlich, Celia. Ich habe eine Nummer für dich. Josie freut sich riesig, wenn du dich meldest.»
    Als Celia im Gästezimmer nach Stift und Papier fahndete, sah sie durchs Fenster den Wagen ihres Vaters davonfahren. In der Pause zwischen Bedanken und Auflegen hatte Celia das unbehagliche Gefühl, dass Josies Mutter überlegte, ob sie so tun sollte, als gäbe es noch etwas zu sagen.
    Sie betrachtete die zehn Ziffern, die sie soeben auf eine Tankquittung gekritzelt hatte. Josie hatte sich ihnen nicht ganz so aufgedrängt wie Leanne, hatte sie eher beharrlich umworben als direkt angefragt. Sie gab ihre ewigen Haarspangen auf und ging zum Pferdeschwanz über. Eines Tages erschien sie in der Schule mit haargenau der gleichen Jacke, wie Djuna sie besaß, und versicherte, die habe sie schon immer gehabt. Um sich bei Celia einzuschmeicheln, erklärte sie, sie hätte seit jeher ein Faible für Gedichte. Ein angeblich mit eigenen Versen gefülltes Notizbuch wurde vorgewiesen, wenn auch nie aufgeschlagen. Josie lachte verlässlich über jeden Witz, war für jeden Plan zu haben und unterstützte jede Behauptung. Hinter ihrem Rücken machte Djuna sich darüber lustig, und Celia war im Stillen dankbar, dass ihre eigenen Strategien, sich lieb Kind zu machen, über denen von Josie in den Hintergrund getreten waren.
    Nach dem sechsten Freizeichen hörte Celia auf zu zählen. Im Geist formulierte sie schon eine passende Nachricht für den Anrufbeantworter, als eine weibliche Stimme sie dermaßen zusammenfahren ließ, dass sie beinahe aufgelegt hätte.
    «Oh!», sagte Celia, vor Aufregung starr wie ein zögerlich auf der Schwelle verharrender Verehrer.
    «Hallo?», kam es noch einmal aus dem Hörer.
    «Josie?»
    Josie rief Celias Namen, wobei sie die erste Silbe in die Länge zog wie ein Stück Toffee. Der Klang versetzte Celia zurück auf ihren Platz neben Djuna im Schulbus, wo sie Josies Auftauchen jeden Morgen geflissentlich ignoriert hatten. Einen Moment lang verschlug es ihr die Sprache, hatte sie wieder den Geruch von säuerlich miefenden Brotdosen und Kaugummi mit Traubengeschmack in der Nase.
    «Passt es dir gerade?», fragte sie, als sie sich vom Geist ihrer selbst in Shorts und passenden Socken, mit nackten Schenkeln, die an einem grünen Kunststoffsitz klebten, befreit hatte. «Deine Mutter hat gesagt, am frühen Abend wäre die beste Zeit.»
    «Für dich bin ich jederzeit zu sprechen!», sagte Josie. «Wow, Celie Durst. Wie viele Jahre ist das jetzt her, zwanzig?»
    «So was um den Dreh.» Celia kramte in ihrem Gedächtnis nach Bildern von Josie in Mittel- und Oberstufe, förderte aber nur Josies nicht mehr von Spangen gehaltenes Haar zutage, das ihr links und rechts

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