Böse Freundin (German Edition)
Zeit Sorgen gemacht, falls es tatsächlich Djunas Mutter war, dass sie vielleicht, na ja … wie soll ich das sagen, ohne dass es gemein klingt, aber … Ich mochte sie nicht, Celia. Ich habe sie noch nie gemocht.»
Zum ersten Mal, seit sie am Tisch saßen, richtete sich Hucks Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Celias Kiefer entkrampfte sich.
«Wen?», fragte sie.
Noreen holte Luft. «Du glaubst gar nicht, was für eine Erleichterung es ist, das endlich auszusprechen. Frag deinen Vater. Als du klein warst, musste ich immer mit aller Macht an mich halten. Es tut mir leid, Schätzchen, aber ich habe weder Djuna noch ihre Mutter je leiden können.»
Celia blickte ungläubig zu Warren.
Er nickte. «Damals sind deine Mutter und ich abends, wenn du im Bett warst, oft noch aufgeblieben und haben darüber gesprochen.»
«Es waren unangenehme Leute», sagte Noreen. «Djuna konnte natürlich nichts dafür. Sie hat nur nachgemacht, was man ihr vorlebte. Ich gebe Grace die Schuld –»
«Und ihrem Mann», sagte Warren.
«Wer weiß?», sagte Noreen. «Dennis war doch kaum da. Diese ganzen Akademikerkonferenzen. Es hieß, er hätte das Budget der mathematischen Fakultät bis zum Anschlag ausgeschöpft und Reisen aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Und wer konnte ihm das schon verdenken, wenn zu Hause jemand wie Grace auf ihn wartete?»
«Wie kannst du so was sagen? Mrs. Pearson war total super!», widersprach Celia – überrascht, wie heftig und armselig zugleich ihr Protest ausfiel. Soweit sie sich erinnern konnte, war das Letzte, was sie als total super bezeichnet hatte, ein Album von Genesis gewesen.
«Sie hat dich vergöttert», räumte Noreen ein. «Und du sie ebenfalls. Dagegen kam ich nicht an. Eine weitgereiste Frau mit einem wunderschön eingerichteten Heim und dezidierten Ansichten zu Kunst und Essen –»
«Eigentlich zu allem», warf Warren ein.
«– und wenn man die nicht teilte oder, noch schlimmer, keine eigene Meinung hatte … zu viktorianischer Architektur beispielsweise oder zu moderner Dichtung –»
«Sie war Dichterin?», fragte Huck.
«Professorin für Englisch», sagte Celia. «Sie fand meine Gedichte toll.»
«Djunas Mutter fand alles toll, was Celie machte», sagte Noreen. «Sie hat sie unter ihre Fittiche genommen. Aber im Übrigen …»
Warren schüttelte den Kopf. «Ganz gleich, wie sie mit Cee Cee umgegangen ist, sie war schlicht und einfach ein Snob. Noreen und ich sind nun wirklich nicht blöd, aber sie hat uns immer das Gefühl vermittelt, wir wären die letzten Bauerntrampel. Und zwar mit Vergnügen.»
«Das stimmt nicht!», sagte Celia beschwörend zu Huck. «Ich hab so viel von ihr gelernt, einfach nur durch Zuhören. Sie war die erste Erwachsene, die nicht von oben herab mit mir geredet hat. Sie hat mich nie wie ein Kind behandelt.»
«Aber du warst noch ein Kind», wandte Noreen ein. «Du warst erst elf Jahre alt. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Dir den Umgang mit Djuna zu verbieten hätte keinen Sinn gehabt, das war uns klar. Darum haben wir uns entschieden, den Dingen ihren Lauf zu lassen.»
«Es auszusitzen», sagte Warren.
«Celia und Djuna waren so … sprunghaft», erläuterte Noreen. «Wir haben uns gedacht, mit der Zeit würde die Freundschaft von selbst verrauchen. Oder sich zumindest so weit legen, dass sie ein bisschen weniger …»
«Extrem gewesen wäre», führte Warren den Satz fort.
Noreen nickte. «Aber Celie wurde ihr immer ähnlicher … weniger tolerant, weniger rücksichtsvoll, viel mehr darauf aus, sich auf anderer Leute Kosten einen Spaß zu machen.»
«Wir haben nicht die Augen davor verschlossen», sagte Warren. «Bei uns zu Hause musste sie sich immer ordentlich benehmen.»
«Aber es war schrecklich zuzusehen, wie sie sich so veränderte, und zu wissen, dass wir sie selbst entscheiden lassen mussten, mit wem sie zusammen sein und was für ein Mensch sie sein wollte.»
« Wir konnten nichts weiter tun als hoffen, dass sie im Grunde der Mensch war, für den wir sie hielten», sagte Warren zu Huck.
Celia versuchte sich für den Augenblick mit den Hinterköpfen ihrer Eltern zu begnügen. Ohne Huck als Zuhörer, dessen war sie sicher, hätten sie überhaupt kein Wort herausgebracht.
«Und dann», sagte Noreen zu Huck, «hatten alle unsere Sorgen ein Ende. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir ein Stein vom Herzen gefallen ist.»
Als sie sich Celia zuwandte, spiegelte sich in ihren Zügen eine Furcht, die
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