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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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nie in Ihre Equipage steigen … Halt! Jetzt geht es um mehr als um die Equipage!«
    Er riß abermals den Revolver aus der Tasche; Stawrogin sah ihn ernst an.
    »Warum nicht, töten Sie mich«, sagte er leise, beinahe versöhnlich.
    »Pfui Teufel, was der Mensch über sich selbst zusammenlügt!« Pjotr Stepanowitsch schlotterte förmlich vor Wut. »Man sollte Sie weiß Gott niederknallen! Wahrhaftig, sie mußte Ihnen ja einen Tritt geben! Was sind Sie schon für ein ›Kahn‹, Sie sind eine alte, lecke Barke für Brennholz, ein Wrack! … Sie müssen jetzt aufwachen, wenn auch nur aus Bosheit! So was! Ist Ihnen alles so egal, daß Sie um eine Kugel in den Kopf betteln?«
    Stawrogin lächelte eigentümlich.
    »Wenn Sie nicht ein solcher Narr wären, würde ich jetzt vielleicht sagen: Ja … Wenn Sie auch nur eine Spur klüger wären …«
    »Freilich bin ich ein Narr, aber ich dulde nicht, daß Sie, meine wichtigste Hälfte, auch ein Narr sind! Verstehen Sie mich?«
    Stawrogin verstand ihn, vielleicht als einziger. Schatow hatte gestutzt, als Stawrogin ihm sagte, Pjotr Stepanowitsch sei ein Enthusiast.
    »Und jetzt scheren Sie sich zum Teufel, morgen werde ich mir irgend etwas rausquetschen. Kommen Sie morgen.«
    »Ja? Ja?«
    »Was weiß ich! … Zum Teufel mit Ihnen, zum Teufel!«
    Und er verließ den Saal.
    »Vielleicht ist es sogar besser so«, murmelte Pjotr Stepanowitsch und steckte den Revolver wieder ein.
    III
    ER eilte Lisaweta Nikolajewna nach. Sie war noch nicht weit gekommen, sie hatte sich nur einige Schritte vom Haus entfernt. Sie war wohl von Alexej Jegorytsch aufgehalten worden, der ihr auch jetzt nachfolgte, im Frack, respektvoll vorgebeugt und barhäuptig. Er flehte sie beharrlich an, doch auf die Equipage zu warten; der alte Mann war erschrocken und den Tränen nahe.
    »Geh, der Herr verlangt nach Tee, und keiner ist da, um zu servieren«, Pjotr Stepanowitsch stieß ihn beiseite und nahm ohne weiteres Lisaweta Nikolajewnas Arm.
    Diese zog den Arm nicht zurück, schien aber immer noch nicht recht zur Besinnung gekommen zu sein.
    »Erstens geht es nicht dahin«, flötete Pjotr Stepanowitsch, »wir müssen hierhin, nicht am Park vorbei; zweitens können Sie unmöglich zu Fuß weiterlaufen, bis zu Ihrem Haus sind es drei Werst, und Sie haben auch nicht die entsprechende Kleidung. Wenn Sie nur ein bißchen warten möchten. Ich bin ja mit einer Droschke gekommen, das Pferd steht auf dem Hof, ich lasse sofort vorfahren, helfe Ihnen einsteigen und bringe Sie nach Hause, und keiner wird etwas merken.«
    »Wie gütig Sie sind«, sagte Lisa freundlich.
    »Aber ich bitte Sie, in einem solchen Fall würde jeder humane Mensch an meiner Stelle genauso …«
    Lisa sah ihn an und wunderte sich.
    »Ach, mein Gott, und ich dachte, dieser alte Mann sei immer noch da!«
    »Hören Sie, ich freue mich riesig, daß Sie das alles so leicht nehmen, weil es nichts als ein fürchterliches Vorurteil ist, und weil es nun einmal so ist, wär’s da nicht günstiger, wenn ich diesem alten Mann einen Wagen befehlen würde, in höchstens zehn Minuten, und wir würden zurückgehen und unter dem Vordach solange warten, wie wär’s?«
    »Ich möchte vorher … wo sind diese Ermordeten?«
    »Aber ich bitte, was für eine phantastische Laune! Ich hab’s ja befürchtet … Nein, diese Sachen wollen wir lieber lassen; für Sie gibt es dort nichts zu sehen.«
    »Ich weiß, wo sie sind, ich kenne dieses Haus.«
    »Was macht das schon, wenn Sie es kennen! Ich bitte Sie, der Regen, der Nebel (da habe ich mir eine schöne Pflicht aufgehalst!) … Hören Sie, Lisaweta Nikolajewna, eins von beiden: entweder Sie fahren mit mir in der Droschke nach Hause, dann müssen Sie warten und dürfen keinen Schritt weitergehen, oder noch zwanzig Schritte, und Mawrikij Nikolajewitsch sieht uns.«
    »Mawrikij Nikolajewitsch? Wo? Wo?«
    »Nun, wenn Sie mit ihm weiterwollen, dann kann ich Sie noch ein Stückchen begleiten und Ihnen zeigen, wo er sitzt, aber dann werde ich mich sogleich empfehlen; ich möchte im Augenblick nicht in seine Nähe kommen.«
    »Er wartet auf mich, mein Gott!« Sie blieb plötzlich stehen, und eine tiefe Röte ergoß sich über ihr Gesicht.
    »Aber ich bitte Sie, er ist doch ein Mann ohne Vorurteile. Wissen Sie, Lisaweta Nikolajewna, all das geht mich ja nichts an, ich bin völlig unbeteiligt, und Sie wissen es selbst, dennoch wünsche ich Ihnen alles Gute. Wenn es mit unserem ›Kahn‹ nicht geklappt hat, wenn sich

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