Boese - Horror
zerstören, nicht mehr hinnehmen würde. Doch sie erinnerte sich an das letzte Mal, als sie versucht hatte, ihm gegenüberzutreten. Bei dem Gedanken bekam sie Gänsehaut auf ihren bloßen Armen, und die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Sie war wütend, sie war entschlossen, aber sie war nicht dumm.
Sie sind hübsch.
Nie wieder würde sie allein zum Postamt gehen.
Trish war fast schon an der Abzweigung, die zu ihrem Haus führte, als ihr einfiel, dass sie noch fürs Abendessen einkaufen musste. Sie war an diesem Nachmittag nicht nur in die Stadt gefahren, um Irene zu besuchen, sondern auch, um Lebensmittel einzukaufen. Sie waren seit Tagen nicht einkaufen gegangen und brauchten dringend Milch und Butter und andere Grundnahrungsmittel sowie etwas für das Abendessen.
Trish wendete und fuhr zum Geschäft zurück. Normalerweise plante sie die Mahlzeiten für die Familie einen Tag im Voraus, aber ungefähr seit einer Woche war sie zu müde und zu unkonzentriert gewesen, um mehr zu tun, als in letzter Minute irgendetwas zusammenzurühren; ein Verhalten, das so sehr ihrem Charakter widersprach, dass sie sich fragte, warum es ihr nicht schon früher aufgefallen war. Diese Verrücktheit hatte nicht nur das Gefühlsleben ihrer Familie beeinflusst, sondern ihren Alltag.
Trish beschloss, beim Feinkostgeschäft zu halten, um nach frischem Fisch zu fragen. Sie hatte Lust auf Forelle, und wenn es einen guten Fang gegeben hatte, würde sie welche für das Abendessen mitnehmen.
Sie fuhr auf den Parkplatz des Einkaufszentrums. Obwohl sämtliche Parkplätze vor Bayless besetzt waren, entdeckte Trish zu ihrem Erstaunen, dass der Bereich vor dem Feinkostgeschäft fast leer war. Das war unheimlich. Todd hatte die feinste Auswahl an Käse und den besten frischen Fisch der Stadt, und wenn bei Bayless viel los war, war der Feinkostladen normalerweise sogar noch voller.
Trish parkte in einer Lücke direkt vor dem Eingang und ging hinein.
Sofort bemerkte sie, dass etwas anders war. Es war nichts, das sie sah, mehr ein Gefühl. Eine seltsame, bedrohliche Spannung lag in der Luft, ganz anders als die gewohnte Atmosphäre im Laden. Trish sah sich um. Abgesehen von ihr und Todd hinter der Theke war das Geschäft leer. Sie trat nach vorn und besah sich das Fleisch in der Fleischtheke. Dann lächelte sie den Ladenbesitzer an, aber der lächelte nicht zurück, und Trish beschloss, rasch ihre Einkäufe zu erledigen und zu verschwinden.
Sie zeigte auf eine Auswahl filetierter Forellen auf Eis hinter der Theke. »Frisch gefangen?«, fragte sie.
Todd nickte schweigend.
Trishs Unbehagen wurde stärker, und rasch sagte sie: »Ich nehme drei große.«
Der Ladenbesitzer öffnete die Rückseite der Theke, holte drei Forellen heraus und legte sie auf die Waage. »Sagen Sie Ihrem Mann, dass ich nicht schätze, was er macht«, sagte er.
Trish runzelte die Stirn. »Wovon reden Sie? Was macht er denn?«
»Sagen Sie ihm, dass ich es ganz und gar nicht schätze.«
»Dass Sie was nicht schätzen?« Trish starrte ihn an. »Todd, sagen Sie mir, was hier los ist. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Todd ließ seine Reserviertheit fallen. Er lächelte Trish an, während er die Fische einwickelte, und in seinem Lächeln lag Traurigkeit. »Ich weiß, dass Sie es nicht wissen.«
»Todd?«
»Ich glaube Ihnen. Sonst wären Sie nicht hier.« Er deutete mit dem Arm in den leeren Laden. »Sie sind heute meine erste Kundin.«
»Was ist denn los?«, fragte Trish. Sie beugte sich über die Theke vor. »Ist es die Post?«
Todds Gesicht versteinerte und wurde kalt. »Das macht dann drei fünfzig.«
»Todd?«
»Drei fünfzig.«
Trish bezahlte den Fisch und verließ das Geschäft. Als sie auf dem Parkplatz zurücksetzte, sah sie, wie er in der Tür stand und hinter ihr her starrte. Es sah aus, als ob er weinte.
28.
Billy saß im abgedunkelten Wohnzimmer und sah fern. Der Dick Van Dyke Show folgte Matlock, dann kam Die Familie Feuerstein und schließlich Drei Mädchen und drei Jungen. Die vertrauten Charaktere der Leute im Fernsehen hatten etwas Tröstliches. Sie waren ein beruhigendes Element in den vertrauten Irrungen und Wirrungen der Shows. Draußen mochte alles seltsamer und chaotischer sein, doch im Fernsehen waren Mike und Carol Brady immer noch gutmütige, verständnisvolle Eltern, die versuchten, einen Krieg der Geschlechter zu ersticken, der sich zwischen ihren Kindern zusammenbraute.
Es folgte ein Werbespot, und Billy stand auf, um sich
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