Boese - Horror
du eine Medaille?«
Trishs Miene wechselte von Wut über Kränkung zu Gleichgültigkeit. Doug bekam ein schlechtes Gewissen und sah weg. Er wusste nicht, warum er so gemein zu ihr war. Sie versuchte doch nur, freundlich zu sein. Doch ihre gute Laute und der Versuch, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, machte ihn schier verrückt - so sehr, dass er sie verletzen wollte.
In letzter Zeit war er oft wütend auf sie gewesen, auch wenn er selbst nicht wusste, warum das so war.
»Heute Abend gibt's Fisch«, sagte Trish. »Gegrillte Forellen. Ich überlasse es dir, den Grill aufzubauen.«
»Hast du Holzkohle und Grillanzünder mitgebracht? Die sind alle.«
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Na, dann brate ich sie eben in der Pfanne.«
Doug stand auf. »Nein. Ich kaufe Kohle. Ich will sowieso eine Weile vom Haus weg.«
Trish legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ist alles in Ordnung, Doug?«
Überrascht starrte er auf ihre Hand. Es war Tage her, dass sie sich berührt hatten. Er blickte ihr in die Augen, und seine Stimme wurde sanft. Doug spürte, wie sich ein Teil seiner Feindseligkeit und Anspannung verflüchtigte. Er wusste, dass Trish sich sehr bemühte, nicht mit ihm zu streiten. »Ja«, sagte er. »Es geht mir gut.«
»Okay.« Sie öffnete die Gittertür. »Du könntest auch tanken. Der Tank ist fast leer.«
»Ja.«
Während er von der Veranda und über den Kies zum Bronco ging, hörte er, wie der Fernseher ausgeschaltet wurde und Trish mit Billy sprach. Der Klang ihrer Stimme - nicht wütend, sondern besorgt - war auf vertraute Weise tröstlich, wie die Stimme eines alten Freundes, die er für eine Weile nicht gehört hatte, und plötzlich fühlte er sich besser.
Der Tank des Bronco war tatsächlich fast leer, wie die Anzeige zeigte, und so hielt er als Erstes beim Circle K und tankte.
Dann fuhr er zu Howards Haus.
Doug hielt direkt vor dem niedrigen Bungalow, der nun eindeutig verlassen aussah. Der Rasen war braun; selbst das Unkraut war vertrocknet und tot. Nebenan ging gerade ein Mann zu seinem Pick-up, und Doug stieg rasch aus und winkte ihm zu. »He«, rief er.
Der Mann warf ihm einen kurzen Blick zu und eilte ins Haus.
Doug blieb stehen. Die ganze verdammte Stadt verhielt sich so nervös wie ein Eichhörnchen, wenn die Katze kommt. Er überlegte, ob er bei Howards Nachbarn auf der anderen Seite klopfen und sie fragen sollte, ob sie den Chef des Postamts gesehen hatten. Doch er hatte das Gefühl, dass er von ihnen nicht viel Hilfsbereitschaft erwarten durfte. Oder von sonst jemandem im Viertel.
Ihm fiel auf, dass inzwischen auch mehrere andere Rasenflächen ungepflegt aussahen.
Obwohl Doug wusste, dass er wahrscheinlich keine Antwort bekommen würde, ging er Howards Auffahrt hinauf und klopfte an die Tür. Hämmerte gegen die Tür. Brüllte, dass Howard herauskommen sollte. Doch seine Bitten wurden nicht erhört. Wieder inspizierte er den Vordereingang, den Hintereingang, die Fenster, aber wieder war alles fest verschlossen. Hinter den ursprünglichen Vorhängen schien ein dunklerer, dickerer Stoff aufgehängt worden zu sein, weil jetzt überhaupt nichts mehr im Haus zu erkennen war, nicht einmal ein Schatten.
Doug fragte sich, ob er die Polizei anrufen sollte. Howards Haus zeigte eindeutige Zeichen der Vernachlässigung, und da niemand außer John Smith behaupten konnte, Howard in den letzten Wochen gesehen zu haben, gab es für Doug gute Gründe, ins Haus des Postchefs einzudringen und zu sehen, ob es ihm gut ging.
Aber Doug wusste, dass es nicht viel Sinn hatte, die Polizei zu rufen. Er hatte ihnen das letzte Mal dieselbe Geschichte erzählt, und sie hatten sich einen Dreck darum gekümmert. Sie würden nicht einmal versuchen, in Howards Haus einzudringen, es sei denn, sie sahen den Postboten mit Howards blutigem Kopf in der Hand hinter der Tür herumlaufen.
Doug seufzte. Wenn es etwas gab, was er an Arizona hasste, dann war es der beinahe fanatische Respekt vor Land und Grundbesitz. Hier herrschte noch die Mentalität des alten Westens, eine verschrobene Weltsicht, in der Eigentum wichtiger war als der Mensch. Er erinnerte sich, wie er und Billy einmal nach Deer Valley gewandert waren. Sie waren durch ein ausgetrocknetes Bachbett gelaufen und seinem Verlauf gefolgt, als sie in den Wäldern auf eine Hütte stießen. Sie machten auf der Stelle kehrt, als sie auch schon die Stimme eines Jungen rufen hörten: »Eindringlinge, Pa!« Etwa eine Minute später vernahmen sie das
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