Boese - Horror
wurde. Es war fast unbegreiflich, wie ein einziges Individuum solche Wirkung auf eine ganze Stadt haben konnte, aber Doug hatte die Beweise vor Augen.
Er blieb vor Hobies Wohnwagen stehen. Die Autos des Freundes waren alle auf ihrem Platz, also war er offensichtlich zu Hause. Hobie ging nirgendwohin zu Fuß, wenn er fahren konnte.
Doug drückte auf den Klingelknopf.
Einen Augenblick später öffnete Hobie die Tür. Er war offensichtlich aufgewühlt. Er trug ein schwarz-goldenes Willis-Warthoga-T-Shirt mit dem Wappen der Schule, und sein Gesicht sah blass aus; sogar seine Lippen hatten jede Farbe verloren. »Hi«, sagte er. »Lange nicht gesehen.«
Doug lächelte, obwohl ihm überhaupt nicht danach zumute war. »Wie geht's dir so?«
Hobie zuckte mit den Schultern. »Nicht besonders gut. Aber ich bin froh, dass du gekommen bist.« Er machte die Tür weiter auf und winkte Doug herein.
Der Strom war auch bei ihm ausgefallen, aber anstatt Vorhänge und Fenster zu öffnen, hielt Hobie sie geschlossen und sorgte nur mit Kerzen für Beleuchtung. Der Wohnwagen roch nach brennendem Wachs und verdorbenem Essen, und als Dougs Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sah er, dass der Kühlschrank offen stand und die Nahrungsmittel darin schlecht wurden. Müll und Kleidungsstücke waren überall verstreut, sowohl im Wohnraum als auch in der Küche. Doug blickte seinen Freund an. Hobie war vielleicht laut und polterig, aber er war immer sauber und ordentlich gewesen, und der Zustand im Innern des Wohnwagens machte Doug mehr Angst, als er sich eingestehen wollte. Hobies Gemütszustand hatte sich deutlich verschlechtert, seitdem sie zuletzt miteinander gesprochen hatten.
»Ich habe noch einen Brief von Dan gekriegt«, sagte Hobie und setzte sich auf die schmutzige Couch. »Er hat ihn letzte Woche geschrieben.«
Doug blickte ruckartig auf, doch es war offensichtlich, dass sein Freund keinen Witz machte. Er meinte es vollkommen ernst. Und er hatte eine Heidenangst.
»Da. Lies.« Hobie gab ihm ein Blatt, auf dem in einer kräftigen, schwungvollen Handschrift eine Nachricht stand. Doug konnte die Schrift nicht lesen, und so stand er auf und zog den Vorhang auf, um Sonnenlicht hereinzulassen.
Bei Tageslicht sah der Wohnwagen noch schlimmer aus als im Dunkeln. Es war abstoßend dreckig.
»Er sagt, dass er mich besuchen kommt«, sagte Hobie ruhig.
Doug las den Brief:
Bruderherz,
hab endlich Heimaturlaub bekommen. In ungefähr einer Woche komme ich dich besuchen, sobald ich einen Transport weg von hier erwische. Ich bring dir Frischfleisch mit, von dem keiner was weiß, sodass wir richtig Spaß haben können. Sie ist zwölf und noch Jungfrau. Das hat jedenfalls der Typ gesagt, der sie mir verkauft hat.
Ich bringe auch meine Messer mit.
Bis bald.
Der Brief war mit »Dan« unterschrieben und trug das Datum der vergangenen Woche.
Doug faltete das Blatt zusammen und schaute Hobie an. »Du weißt, dass das nicht echt ist«, sagte er. »Er macht das. Der Postbote. Er versucht ...«
»Es ist Dan«, beharrte Hobie. »Ich kenne meinen Bruder.«
Doug leckte sich die Lippen, die plötzlich ganz trocken geworden waren. »Was bedeutet das mit dieser Zwölfjährigen? Und was meint er damit, wenn er schreibt, dass er seine Messer mitbringt?«
Hobie stand auf und ging nervös auf und ab. Sein Gang hatte etwas von einem Tier in einem Käfig. »Ich will ihn nicht sehen«, sagte er.
»Was ist mit dem zwölfjährigen Mädchen und den Messern?«
Hobie blieb stehen. »Das kann ich dir nicht sagen.« Mit angsterfülltem Blick sah er Doug an. »Ich will nicht, dass er hierherkommt. Er ist mein Bruder, und ich habe ihn nicht gesehen, seitdem ich sechzehn war, aber ... aber er ist tot. Er ist tot, Doug.« Hobie begann wieder herumzulaufen. »Ich will nicht, dass er hierherkommt. Ich will ihn nicht sehen.« Er atmete tief ein. »Ich habe Angst vor ihm.«
Doug hörte die Panik in der Stimme seines Freundes, eine drohende Hysterie dicht unter der Oberfläche. Er stand auf, legte Hobie die Hände auf die Schultern und blickte ihm fest in die Augen. »Hör mal«, sagte er, »ich weiß, dass du die Handschrift deines Bruders erkennst. Ich weiß, dass in den Briefen Dinge stehen, die nur er wissen könnte. Aber hör mir genau zu: Es ist ein Trick. Der Postbote macht das. Du weißt genauso gut wie ich, was in der Stadt los ist, und wenn du logisch darüber nachdenkst, wirst du erkennen, dass mit dir dasselbe passiert. Du hast selbst gesagt,
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