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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Teufel, geht Sie das an?«
    »Ich berate die Polizei.«
    »Die Polizei ermittelt gegen das Heim?«
    »Es ist noch keine richtige Ermittlung. Wir tasten uns erst vor.«
    Raues Lachen. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen.«
    »Nein.« Ich nannte ihr Milo als Referenz.
    »Na und? Wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, dass ich je in diesem Heim war?«
    »Ich habe im Western Pediatric gearbeitet, als Ihr Vater dort Direktor war, und -«
    »Dann hat es sich natürlich herumgesprochen, klar - das Besserungsheim.« Sie lachte bitter. »Endlich...« Sie stockte. Dann: »Nach all den Jahren. Ich glaube, ich hör nicht recht... Das Erziehungsheim, die letzte Hoffnung für schlimme Kinder, die gebessert werden müssen. Mein Gott, die haben mich gebessert, bis ich fast hopsging.«
    »Sind Sie dort schlecht behandelt worden?«
    »Schlecht behandelt?« Sie lachte so laut, dass ich den Hörer vom Ohr nahm. »Wie zartfühlend das klingt, Doktor. Sind Sie einer von diesen sensiblen Burschen, die sich richtig in einen hineinfühlen können?«
    »Ich versuch’s jedenfalls.«
    »Wie schön für Sie. -Tut mir leid, die Sache ist sicher ernst, nicht wahr? Das war schon immer mein Problem, ich kann nichts ernst nehmen. Ich bin eben unreif. Reif sein ist langweilig, finden Sie nicht, Doktor? Deshalb arbeite ich auch in der Unterhaltungsindustrie. Da treffen Sie keine Erwachsenen. Und warum machen Sie, was Sie machen?«
    »Ruhm und Reichtum«, antwortete ich.
    Sie lachte noch lauter. »Psychologen, Psychiater, alles dasselbe Pack. Was meinen Sie, wie viele ich hinter mir habe? - Und woher soll ich wissen, dass Sie echt sind? Es ist doch kein blöder Scherz, oder? Steckt Ron vielleicht dahinter?«
    »Wer ist Ron?«
    »Auch ein sensibler Bursche.«
    »Ich kenne keinen Ron. Aber ich gebe Ihnen gern meine Referenzen durch.«
    »Na los, stopfen Sie sie ins Telefon.«
    »Soll ich sie Ihnen faxen?«
    »Ach was, was soll’s? Was wollen Sie wirklich?«
    »Ich möchte mit Ihnen über das Heim reden.«
    »Das Heim, die Schule, die gute alte Zeit. Warten Sie... von wo rufen Sie an?«
    »Nicht weit von Ihrem Büro entfernt.«
    »Etwa von der Telefonzelle gegenüber, wie im Film?«
    »Ich kann in fünf Minuten bei Ihnen sein.«
    »Wie praktisch. Nein, ich will meinen persönlichen Müll nicht hier im Büro ausbreiten. Treffen wir uns doch im Café Mocca, in einer Stunde. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Nein.«
    »Wilshire, nicht weit von Crescent Heights. Eine schäbige kleine Einkaufsstraße. Der Kaffee ist spitze, und die Kunden tun so, als seien sie Künstler. Ich sitze irgendwo hinten. Kommen Sie nicht zu spät. Ich warte nicht.«
     
    Das Café, ein kleines Lokal mit blauen Vorhängen, war halb leer. Meredith Bork saß am hintersten Tisch, den Rücken zur Wand, eine Tasse in der linken Hand. Eine große, dunkelhaarige, schöne Frau. Vom Moment an, als ich durch die Tür kam, waren ihre Augen auf mich gerichtet, und ihr Blick wich nicht von mir, während ich auf sie zuging.
    Ihr schimmerndes schwarzes Haar, gerade zurückgebürstet, fiel offen auf ihre Schultern. Ihr Teint war olivenfarben, wie Robins, ihr Gesicht oval, mit breiten, vollen Lippen, einer geraden, schmalen Nase und einem perfekten Kinn. Auch die Wangenknochen unter den großen graublauen Augen waren perfekt. Silbrigblauer Nagellack passend zu der Seidenbluse, die obersten beiden Knöpfe offen, sommersprossige Brust. Kräftige, eckige Schultern und zahlreiche Reife um die schlanken Handgelenke. Viel Gold. Sie schimmerte sogar in diesem schummrigen Café.
    »Großartig«, sagte sie, »Sie sehen süß aus, Sie dürfen sich setzen.«
    Ich bestellte Kaffee. Als ihn die Kellnerin brachte, belehrte sie mich, er wäre heute aus Äthiopien. Ich kostete.
    »Wie ist er?«, fragte Meredith. »Wissen die hungernden Äthiopier, wie man Kaffee anbaut?«
    »Sehr gut.«
    »Da freu ich mich. Ich hab kolumbianischen. Den nehm ich immer, in der Hoffnung, dass sie beim Verpacken einen Fehler gemacht haben und ein bisschen von dem anderen Pulver dabei ist.«
    Sie rieb sich die Nase und zwinkerte mir zu. Dann beugte sie sich vor und zeigte mir mehr von ihrer Brust und ihrem schwarzen Spitzen-BH, der ihren sommersprossigen Busen einrahmte. Sie benutzte ein Parfüm, wie ich es noch nie gerochen hatte, viel Gras, viel Blüten und etwas Schweiß.
    Sie kicherte. »Lassen Sie sich nicht auf die Schippe nehmen, Mister - o je, Doktor, meine ich. Ich weiß doch, wie empfindlich ihr Halbgötter in Weiß da seid. Mein

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