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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Vater explodierte immer, wenn ihn jemand ›Mister nannte.«
    »Alex genügt vollkommen«, sagte ich.
    »Alex. Alexander der Große. Ist er wirklich groß? Will ficken?«
    Bevor ich meinen Mund zuklappen konnte, sagte sie: »Also wirklich...«
    Das Lächeln war noch da, der Busen gefährlich nah, aber sie war leicht errötet, und die Muskeln unter den reizenden Wangenknochen zuckten ein wenig.
    »Wie geschmacklos von mir und dumm dazu, nicht wahr? Im Zeitalter des Virus. Also, denken wir nicht mehr daran, meinen wundervollen Körper zu entblößen. Entblößen wir stattdessen meine Psyche, okay?«
    »Meredith...«
    »Ja, das ist mein Name, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihn nicht so abnutzen würden!« Sie stieß an ihre Tasse, und ein paar Tropfen Kaffee spritzten auf die Tischdecke. »Ich kann Sie nicht leiden, wissen Sie das? Sie sind einfach zu nett. Also - das Besserungsheim. Meine schönsten Sommerferien...«
    »Sie waren nur einen Sommer dort?«
    »Das hat vollkommen gereicht, glauben Sie mir.«
    Zwischen den Salz- und Pfefferstreuern steckte eine Weinkarte. Sie zog sie heraus und las sie durch. Ihre Lippen bewegten sich, und über ihrem Mund bildeten sich winzige Schweißperlen. Falten der Anstrengung auf der gebräunten Stirn.
    Sie legte die Karte hin und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe.
    »Sie haben mich erwischt: Ja, ich bin Legasthenikerin. Das heißt aber nicht, ich bin blöd. Es ist nur anstrengend. Man braucht gewisse Tricks, um die Bedeutung hinter den Wörtern zu erkennen.«
    »Sind Sie deshalb in dieses Heim gegangen?«
    »Ich bin nicht gegangen, Alex, ich bin geschickt worden. Und nein, das war nicht der offizielle Grund. Der war, dass ich verhaltensgestört war, einer der hübschen Ausdrücke, die ihr für ungezogene Mädchen habt. - Wollen Sie es genauer wissen?«
    »Wenn Sie es mir erzählen wollen.«
    »Natürlich will ich das, ich bin schließlich eine Exhibitionistin. Nein, streichen Sie das. Was geht es Sie überhaupt an?« Sie leckte sich die Lippen und lächelte. »Es reicht, wenn ich sage, dass ich über Schwänze früher Bescheid wusste als die meisten Mädchen. Lange bevor ich sie richtig schätzen lernte.« Sie hielt mir die Tasse hin, als sei sie ein Mikrofon. »Und wie kam das, Kandidat eins? Es geht um eine Waschmaschine und zwei Wochen Hawaii. Warum hat das süße junge Ding aus Sierra Madre sich beschmutzt?«
    Ich sagte nichts.
    »Schade, Nummer eins, die Zeit ist um. Die Antwort ist: fehlende Selbstachtung. Die Wurzel allen Übels, nicht wahr? Ich war vierzehn und konnte kaum lesen, deshalb lernte ich stattdessen, den Jungs einen zu blasen.«
    Ich schaute in meine Kaffeetasse.
    »Ach, sieh nur, das ist ihm wohl peinlich. Keine Sorge, es hat mir nicht geschadet, ich bin stolz darauf. Man muss eben das Beste machen aus seinen Fähigkeiten.« Ihr Grinsen war breit, doch schwer zu ergründen. »Eines schicksalhaften Morgens entdeckte Mama seltsame Joghurtflecken auf meiner Schuluniform. Mama beriet sich mit meinem gelehrten Doktor-Vater, und dann kam das große Geschrei. Am ersten Ferientag wurde ich in die Wildnis verfrachtet, nach Santa Barbara. Dort gab es eine kleine braune Uniform und hässliche Schuhe. Zwischen Mädchen- und Jungenschlaftrakt lag ein struppiger Gemüsegarten. Dr. Bosch strich sich den Ziegenbart und sagte, es könnte der beste Sommer werden, den wir je gehabt hätten.«
    Ihr Gesicht veränderte sich plötzlich, wurde schlaff und blass. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch, schüttelte ihr Haar wie ein nasser Hund und rieb sich die Schläfen.
    »Was hat er mit Ihnen gemacht?«, fragte ich.
    »Er hat mir das Herz aus dem Leib gerissen.« Es klang beiläufig, doch ihre Gestik - sie zog sich das Haar übers Gesicht und versteckte sich dahinter - verriet Schmerz.
    »Scheiße«, sagte sie nach einer Weile, »es ist schwerer, als ich gedacht hatte. Sie wollen also wissen, wie er mich fertiggemacht hat? - Ohne Spuren. Nichts, wofür Sie ihn ins Gefängnis bringen könnten. Erzählen Sie Ihren Freunden von der Polizei, sie brauchen sich nicht anzustrengen; sie werden ihn niemals drankriegen. Außerdem müsste er jetzt steinalt sein. Wer würde den alten Sack noch vor Gericht schleppen?«
    »Er ist tot.«
    Sie ließ ihre Haare los. Ihr Blick war starr. »Ach ja? Ich hoffe, es war langsam und qualvoll. War es das?«
    »Er hat sich umgebracht. Er war einige Zeit krank gewesen. Mehrere Schlaganfälle.«
    »Wie hat er sich umgebracht?«
    »Mit

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