Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Polizei schien nichts dabei zu finden. Sie haben der Witwe gedroht, ihr guter Name würde in den Schmutz gezogen, wenn sie die Sache weiterverfolgen würden. Ein Privatschnüffler, den sie dann anheuerte, sagte dasselbe, nur etwas taktvoller.«
Ich gab ihm die Namen der Leute, die damals ermittelt hatten, und spekulierte weiter.
»Drei Todesstürze, angefangen mit Delmar Parkers Unfall auf der Küstenstraße. Wir müssen mehr darüber herausfinden.«
»Mit Delmars Mutter hatte ich immer noch kein Glück«, sagte Milo. »Ich kann sie nicht auftreiben, und keines der Lokalblätter in Santa Barbara hat über den Unfall berichtet.«
»Wenn wir nur an einen der ehemaligen Schüler herankommen könnten.«
»Es sind immer noch keine Akten gefunden worden. Sarah hat die Fußböden in Katharinas Haus herausreißen lassen. Nichts zu finden.« Er schaute besorgt über den Rand seiner Kaffeetasse. »Was du von Rosenblatt erzählt hast, macht mir Sorgen. Ein erfahrener Psychiater, der sich mit jemandem in einer fremden Wohnung trifft.«
»Er war zwar erfahren, aber er hatte ein weiches Herz. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Hilferuf ihn in die Falle gelockt haben könnte.«
»Das ist doch sicher nicht gängige Praxis. War er vielleicht ein ganz Progressiver, der seine Patienten an Ort und Stelle behandeln wollte?«
»Seine Frau sagt, er war sehr orthodox.«
»Wieso verlässt er dann seine Praxis? Orthodox heißt doch, dass er ohne seine Couch und sein Notizbuch nicht arbeiten konnte.«
»Richtig, aber seine Frau hat auch erzählt, er wäre kurz vor seinem Tod sehr bedrückt gewesen über einen seiner Fälle. Desillusioniert. Es würde mich nicht wundern, wenn es etwas mit de Bosch zu tun gehabt hätte. Etwas, das ihn so erschütterte, dass er sich von dem Mörder aus seinem Büro locken ließ. Er könnte gedacht haben, es sei die Wohnung des Patienten, und der könnte ihm einen glaubwürdigen Grund genannt haben, ihn zu Hause zu besuchen. Vielleicht hat er gesagt, er sei bettlägerig. Das Fenster, aus dem Rosenblatt fiel, war im Schlafzimmer.«
Milo nickte. »Rosenblatt geht ans Fenster, der Mörder springt aus dem Bett und stößt ihn hinaus. - Und die Witwe hat keine Ahnung, was ihn so aus dem Gleichgewicht gebracht haben könnte, dass er einem Hausbesuch zustimmte?«
»Sie versuchte, es herauszufinden. Sie brach ihre eigenen Regeln und hörte seine Tonbandnotizen ab, doch sie fand nichts Außergewöhnliches.«
»Wem gehörte die Wohnung?«
»Einem Ehepaar Ruland. Sie sagten aus, sie hätten Harvey Rosenblatt nicht gekannt. Shirley erzählte, sie seien sehr unfreundlich gewesen. Sie verwehrten dem Privatdetektiv, den sie beauftragt hatte, den Zutritt zu der Wohnung und drohten, sie zu verklagen.«
»Nicht unverständlich. Stell dir vor, du kommst in deine Wohnung zurück und stellst fest, dass jemand eingebrochen ist und sie für seinen letzten Sprung benutzt hat. - War Rosenblatt der Typ, der auf eine Rührgeschichte hereinfällt?«
»Leider ja. Ich nehme an, er hat einen ähnlichen Anruf bekommen wie Bert Harrison und darauf reagiert, zu seinem Verhängnis.«
»Weshalb hat der Mörder dann die Verabredung mit Rosenblatt eingehalten, nicht aber die mit Harrison? Wieso hat er Harrison überhaupt so einfach davonkommen lassen? Harrison hat schließlich für de Bosch gearbeitet, und er hat auf der Konferenz geredet. Wieso sind alle, die damit zu tun hatten, tot oder zum Tod verurteilt, nur er nicht?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Findest du das nicht seltsam, Alex? Dass er so aus dem Rahmen fällt? Vielleicht sollte ich mich ein bisschen näher mit diesem Harrison befassen.«
»Vielleicht.« Mir wurde fast übel. »Stellt euch das vor: Ich sitze mit ihm am Tisch und will ihn warnen... Er hatte Mike Lerner in Behandlung, und er wusste, wo Katharina wohnte... unfassbar. Er schien so ein netter Kerl zu sein.«
»Weißt du vielleicht, wo er jetzt ist?«
Ich schüttelte den Kopf. »Aber er ist nicht gerade unauffällig in seinen roten Klamotten.«
»Er trägt Rot?«, fragte Robin verwundert.
»Ja. Das ist die einzige Farbe, die er erkennen kann, sagt er.«
»Noch ein Verrückter«, war Milos Kommentar, »in was für einem Gewerbe bist du nur, Alex?«
»Das musst du den Mörder fragen. Der scheint da seine feste Meinung zu haben.«
28
Wir schliefen die Nacht bei Milo. Am nächsten Morgen, nachdem er zur Arbeit gefahren war, hörte ich noch ein dutzend Mal das Band ab.
Der Mann klang wie ein
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