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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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macht man noch Verhaltenstherapie.«
    »Behandelst du manchmal solche Kinder?«
    »Wenn sie es wollen.«
    »Na klar, du bist ein wahrer Humanist.« Das Grinsen verschwand abrupt. »Schlafrhythmen, sagst du? Als ich mit dem Gürtel verprügelt wurde, habt ihr noch anders geredet. Damals hattet ihr alle möglichen verkorksten Theorien. Einer deiner Quacksalber-Kollegen erzählte Mama und dem bösen Stiefvater, dass ich sexuell gestört wäre. Ein anderer sagte, ich sei tief depressiv und gehörte interniert. Und das größte Genie erzählte ihnen, ich machte es, weil ich über ihre Heirat wütend wäre. Das stimmte zwar, aber deswegen habe ich nicht ins Bett gepisst. Doch meine Alten haben das natürlich sofort gekauft. Und dann hat der liebe Mann meiner Mutter alles getan, um seine Wut loszuwerden. Der große Banker, piekfeine Kleider - er hatte eine ganze Sammlung von teuren Gürteln: Eidechse, Krokodil, Kalbsleder, alle mit schönen, spitzen Schnallen. Einmal sah ein Lehrer die Striemen auf meinen Armen und fing an, Fragen zu stellen, und am nächsten Tag saß ich mit meiner Mutter im Flugzeug: ab ins sonnige Kalifornien.«
    Coburg ließ die freie Hand in den Schoß fallen. Seine Augen waren müde, seine Schultern gekrümmt.
    Der Hund warf sich weiter gegen die Glasscheiben.
    »Wie alt waren Sie, als man Sie in das Heim brachte?«, fragte ich.
    Die Pistole schoss wieder vor und drückte mich gegen die Rückenlehne. Sein Gesicht war ganz nah vor meinem. Sein Atem roch nach Lakritze. Er spuckte mich an.
    »Soweit sind wir noch nicht. Warum hältst du nicht den Mund und lässt mich erzählen?«
    Ich zwang mich, ihm in die Augen zu schauen. Ich spürte die Pistole in meinen Rippen und hörte meinen Puls in den Ohren. Seine Spucke rann mir das Gesicht hinunter bis an die Kinnspitze und tropfte auf mein Hemd. Es schien ihn anzuekeln. Er ohrfeigte mir den Rotz vom Gesicht und wischte sich am Sofakissen die Hand ab.
    »Es ging nicht sofort in die Hölle. Zuerst steckten sie mich in einen anderen Kerker, direkt gegenüber. Kannst du dir das vorstellen? Zwei Rattenlöcher in derselben Straße? - Der Vorsteher da war zwar ein Trottel und Alkoholiker, aber es war trotzdem sündhaft teuer. Also dachte meine liebe Mama natürlich, es müsste gut sein. Die Frau war immer so auf Qualität bedacht.«
    Ich lauschte Richtung Schlafzimmer: immer noch kein Laut.
    »Ein Trottel«, erzählte Coburg weiter. »Eine Schachtel Streichhölzer und ein paar Blätter Schreibpapier genügten, und schon war ich wieder draußen.« Er grinste.
    Brandstifter und Schulschwänzer ... Bancroft hatte mir verschwiegen, dass das Feuer bei ihm gewesen war.
    »Das warf die arme Mama vollkommen um. Wie kann eine so gebildete Frau einen so missratenen Sohn haben? Sie setzte sich ins nächste Flugzeug, die Ärmste. Sie weinte, während wir auf das Taxi warteten, und ich dachte schon, ich hätte endlich gewonnen. Doch dann kam er über die Straße, dieser Ziegenkopf mit seinem schwarzen Anzug und den billigen Schuhen. Er nahm Mama bei der Hand, sagte, er hätte gehört, was passiert war, und ließ sie sich ausheulen über ihren schlimmen Sohn. Und dann erzählte er ihr, er würde mit solchen Fällen fertig. Garantiert. Die ganze Zeit wuschelte er dabei in meinen Haaren herum. Ich war zwölf, und er streichelte mir den Kopf! Seine Hände stanken nach Kohl und billigem Rum.«
    Die Pistole zitterte ein bisschen...
    Der Hund lärmte weiter an der Terrassentür.
    »Mama war überglücklich. Sie kannte ihn von seinen Zeitungsartikeln. Und dieser berühmte Mann fand sich bereit, ihren verwilderten Sohn zu zähmen. - Das Taxi fuhr ohne uns ab.«
    Er zog die Pistole etwas zurück. Ich schaute in die schwarze Mündung.
    »Zwei Kerker in derselben Straße. Mama unterschrieb einen Wisch und ließ mich bei Hitler. Er lächelte mich an und sagte: ›Andrew, mein kleiner Andrew. Wir haben denselben Namen, lass uns Freunde sein. Ich antwortete ihm, er könne mich mal, doch er lächelte nur und tätschelte mir den Kopf. Dann führte er mich durch einen langen, dunklen Korridor, schob mich in eine Zelle und schloss hinter mir ab. - Ich weinte die ganze Nacht. Als sie mich zum Mittagessen rausließen, schlich ich mich in die Küche und suchte mir Streichhölzer.«
    Er grinste mich an. »War ich gründlich heute Abend? Ist noch was übrig von deiner Bude?«
    Ich sagte nichts.
    Er stieß mich mit dem Pistolenlauf an. »Nun sag schon.«
    »Nicht viel.«
    »Gut. Gründlichkeit ist so

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