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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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bewegte sich nicht.
    In der Terrassentür wackelten die Scheiben.
    »Er nahm also den Wagen, um von ihr wegzukommen?«, fragte ich.
    »Wir machten es zusammen. Ich konnte fahren, weil der böse Stiefvater eine Farm in Connecticut hatte, mit vielen Lieferwagen und Traktoren. Einer der Arbeiter dort brachte mir das Fahren bei. Es war nicht einfach, den Ausbruch zu planen, weil Delmar nichts behalten konnte. Es gab etliche Fehlstarts, doch am Ende schafften wir es, spätabends, als alle schliefen. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung wir fahren sollten. Ich fuhr einfach los. Die Straße wurde immer kurviger. Delmar war außer sich vor Angst und schrie nach seiner Mama. Ich beruhigte ihn - aber dann kam plötzlich eine verdammte Baustelle. Keine Warnlichter, nichts. Wir kamen ins Schleudern und von der Straße ab. Ich schrie Delmar an, er sollte rausspringen, doch er hatte zu viel Angst. Ich versuchte, ihn hinauszustoßen, aber er war zu schwer. Dann sprang meine Tür auf. Ich wurde hinausgeschleudert, und Delmar...«
    Er leckte sich die Lippen und atmete tief durch. Sein Finger spielte mit dem Abzug.
    »Tja, das Leben hängt an einem dünnen Faden, nicht wahr? Für den Rückweg brauchte ich zwei Stunden. Meine Klamotten waren zerrissen, und ich hatte mir den Knöchel verstaucht. Ein Wunder, dass ich noch lebte. Es musste einen Sinn haben. Ich schleppte mich ins Bett. Meine Zähne klapperten so laut, dass ich sicher war, ich würde alle aufwecken, doch es dauerte eine Weile, bis der Aufruhr losging. Stimmen, Schritte, Lichter gingen an. Schließlich kam Hitler in mein Zimmer gestampft, zog mir die Bettdecke weg und starrte mich an. Ich schaute ihm gerade ins Gesicht. Dieses wahnsinnige Funkeln trat in seine Augen, und er hob seine Hände, als wollte er sich auf mich stürzen. Dann ging er hinaus. Ich blieb drei Tage in meinem Zimmer eingeschlossen. Am vierten kam Mama und holte mich ab.«
    »Sie haben also gewonnen.«
    »Sicher. Ich war ein Held. - Mein Sieg bedeutete noch mehr Kerker, noch mehr Sadisten, Pillen und Spritzen. So sind eure Krankenhäuser oder Gefängnisse oder Heime, wie ihr es nennt.«
    »Sie sind doch damit fertig geworden«, sagte ich. »Sie sind Anwalt geworden und helfen jetzt anderen.«
    »Komm mir nicht von oben herab, Scheißer. Du redest von meiner Ausbildung. Willst du wissen, wo ich Jura studiert hab? Im Staatsgefängnis. Ich habe Berufungsanträge geschrieben, für mich und die anderen armen Teufel. Dabei habe ich gelernt, dass die Gesetze von den Unterdrückern geschrieben wurden, zu ihren eigenen Gunsten. Aber es ist dasselbe wie mit Feuer: Du lernst, es zu benutzen, es für dich arbeiten zu lassen. Das war meine ganze Ausbildung: der Knast. Danach bin ich fünf Jahre gegen Yuppie-Arschlöcher angetreten. Die Pimpfe mit ihren Harvard- und Stanford-Diplomen bissen sich in den Arsch, und ich bekam Belobigungen für meine Arbeit.«
    »Fünf Jahre, sofort nach Mary...«
    »Nein, davor«, grinste er. »Das Miststück habe ich mir zum Jubiläum geschenkt. Nach fünf Jahren habe ich mir das Miststück gegönnt und eine neue Gitarre - eine schwarze Les Paul Special. Du erinnerst dich an meine Gitarre, nicht wahr? Weißt du noch, wie du dich bei mir einschmeicheln wolltest, bei mir im Büro?«
    Spielen Sie mehr akustisch oder elektrisch? - In letzter Zeit mehr elektrisch.
    Spezialeffekte, Frequenzschieber...
    Er hob seine freie Hand und äffte: »Komm, Kumpel, gehen wir zusammen ins Studio und nehmen’ne Platte auf.«
    »Haben Sie das zu Gritz gesagt?«
    Sein Grinsen gefror.
    »Brauchten Sie ihn als Köder, um mich zu verwirren?«
    Er stieß mir die Pistole gegen die Brust und schlug mir ins Gesicht. »Halt’s Maul, und versuch nicht, die Kontrolle zu übernehmen, oder ich mach dich jetzt sofort fertig und lass deine kleine Freundin hinterher sauber machen. Lass deine verdammten Hände in der Luft - hoch damit!«
    Ich fühlte, wie sein Speichel wieder auf meine Wange klatschte und mir über die Lippen lief. Im Schlafzimmer war alles ruhig. Der Lärm, den der Hund machte, war inzwischen gewohnter Hintergrund.
    »Sag, dass es dir leidtut, dass du die Kontrolle zu übernehmen versucht hast.«
    »Es tut mir leid.«
    Er streckte den Arm aus und tätschelte fast zärtlich meine Wange.
    »Das Miststück bekam ich auf dem Tablett serviert. Es war Karma. Ich wohnte in einer netten kleinen Junggesellenbude drüben in Van Nuys. Eines Sonntags, auf der Heimfahrt, sehe ich diese Schilder am Straßenrand:

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