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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Haus zu verkaufen. Offen zur Besichtigung. Als Kind mochte ich anderer Leute Häuser - alles war besser als das, wo ich wohnen musste. Das hier sah interessant aus, also hielt ich an, um nachzuschauen. Ich drückte die Klingel, und die Maklerin kam an die Tür und fing sofort an, das übliche Gelaber loszulassen. - Aber ich hörte kein einziges Wort von dem, was sie sagte. Ich sah sie nur an. Es war das Miststück. Sie schüttelte mir die Hand und faselte davon, wie toll man sich als Hausbesitzer fühlt. - Mir ging ein Licht auf: Das war kein Zufall hier, nein, das war Karma. Die ganzen Jahre hatte ich über Gerechtigkeit nachgedacht. All die Nächte hatte ich wachgelegen und überlegt, wie ich Hitler erwischen könnte, aber das Schwein ging mir ja durch die Lappen.«
    Er zog eine Grimasse. »Als er tot war, dachte ich: Das war’s dann, vergiss es. Und nun stand ich plötzlich dem Miststück gegenüber und erkannte: Nein, es ist noch lange nicht vorbei.
    Sie machte es mir kinderleicht. Kein Mensch war in der Nähe. Ich schloss alle Türen ab, ohne dass sie es merkte. Sie war zu beschäftigt, ihren Sermon herunterzurasseln. Als wir in ein Badezimmer ohne Fenster kamen, schlug ich sie auf den Kopf. Sie fiel zusammen, als wäre sie aus Staub. Zuerst war es ziemlich ekelhaft, aber dann wurde es immer leichter, wie ein gutes Gitarrensolo, wenn man erst in Fluss kommt.«
    Er redete und redete, leierte Einzelheiten herunter, die ich nicht hören wollte, wie ein Chirurg, der einen Operationsbericht diktiert. Ich schaltete ab, hörte dem Bellen und Kratzen des Hundes zu und lauschte auf Geräusche aus dem Schlafzimmer, wo immer noch totale Stille herrschte.
    Als er fertig war, seufzte er: »Da wusste ich, ich hatte meine Bestimmung gefunden.«
    »Aber Rodney Shipler hat nie in dem Heim gearbeitet, oder? War er mit Delmar verwandt?«
    »Er war sein Vater, aber nur auf dem Papier.«
    »Was war dann sein Verbrechen?«
    »Er war ein Komplize. Delmars Mutter war tot. Shipler war der einzige von Delmars Familie, den ich finden konnte. Delmar hatte mir erzählt, dass sein Vater Rodney hieß und in Schulen in L. A. arbeitete. Ich dachte, er sei Lehrer. Schließlich fand ich ihn. Ein Hausmeister, der Whiskey aus der Kaffeetasse trank. Ich erzählte ihm, ich sei Rechtsanwalt und wüsste, was wirklich mit seinem Sohn passiert war. Ich sagte, er könnte klagen. - Sogar nach der Party mit dem Miststück versuchte ich noch, nach den Regeln zu arbeiten. Er saß da und soff und hörte zu, und dann fragte er mich, ob auch garantiert ein Haufen Geld für ihn dabei herausspringen würde. Nein, sagte ich, um Geld ginge es nicht. Es ginge darum, de Bosch öffentlich bloßzustellen als das, was er wirklich gewesen war. Delmar würde zum Märtyrer werden.
    Er goss sich noch eine Tasse Schnaps ein und sagte, das sei ihm alles scheißegal und Delmars Mutter wäre eine Hure gewesen, keinen Pfifferling wert. Delmar hätte von Anfang an Ärger gemacht. - Ich versuchte, ihn zu überzeugen, wie wichtig es war, de Bosch an den Pranger zu stellen, doch er sagte, ich sollte verschwinden, und wollte mich rausschmeißen.«
    Coburgs Blick flatterte, doch die Pistole war immer noch ruhig, wie mit seiner Hand verschweißt.
    »Noch so ein Nazi. Doch ich brachte ihm Gerechtigkeit bei. Danach wusste ich, dass direkte Bestrafung die einzige Chance war. Wenn ich mich an die Regeln hielt, würde ich nichts erreichen.«
    »Eine Art Bestrafung für die Mitläufer, eine andere fürs Oberkommando«, schob ich ein.
    »Genau. Immer fair.« Er lächelte. »Und dann kommt mir tatsächlich einer auf die Spur. Mrs. Lyndon hat recht, du bist ein schlauer Junge. Ich gab mich als Reporter aus. Ich sagte, ich würde an einem Artikel über dich arbeiten, deshalb war sie so gesprächig. - Ihr kleiner Klassenprimus.« Die Pistolenmündung kitzelte meine Rippen. »Du verdienst eine Belohnung dafür, dass du aufgepasst hast - vielleicht schlag ich dich bewusstlos, bevor ich dich die Klippe hinunterstoße. Ist es nicht wunderbar: der Cañon direkt vor der Haustür? - Na, wie wäre das?«
    Bevor ich antworten konnte, sagte er: »Ach was, ich mache nur Spaß. Ich werde natürlich deine Augenlider festkleben. Deine Augen sollen offen sein, damit du jede Sekunde mitbekommst, genau wie ich damals.«
    Er lachte und erzählte in allen Einzelheiten, wie er Rodney Shipler totgeschlagen hatte.
    Als er fertig war, fragte ich: »Katharina gehörte doch wohl zum Oberkommando. Warum haben Sie so lange

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