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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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selten auf dieser schlampigen Welt. Du bist das beste Beispiel. Du hast dich fangen lassen wie ein Hase im Scheinwerfer. Genau wie die anderen. Wieso seid ihr Psychofritzen so ein passiver, hilfloser Haufen? Wieso seid ihr solche Waschlappen? Immer nur reden und reden und nichts tun.«
    Ich antwortete nicht.
    »So seid ihr doch, und du weißt es. -Wenn dieser verdammte Hund nicht bald Ruhe gibt, bring ich ihn um - oder, nein, du bringst ihn um. Und dann musst du ihn essen. Du hast doch diesen schönen Gartengrill. Wie wär’s mit einem leckeren Hot dog? - Das wäre Gerechtigkeit, was? Aug in Aug mit deiner eigenen Grausamkeit, das fördert dein Einfühlungsvermögen.«
    »Warum lassen wir ihn nicht einfach frei? Er gehört gar nicht mir. Er ist mir zugelaufen.«
    »Und jetzt kümmerst du dich um ihn? Wie großherzig.« Er stieß die Pistole gegen mein Brustbein.
    »Und meine Freundin, warum lassen wir die nicht gehen?«, schlug ich vor. »Sie hat eure Gesichter noch nicht gesehen.«
    Er lehnte sich lächelnd zurück. »Schlampigkeit«, sagte er, »das ist das ganze Problem. Schlampige Forschung, falsche Annahmen, falsche Versprechungen. Ihr gebt vor, den Menschen zu helfen, und in Wirklichkeit macht ihr sie fertig.« Er beugte sich wieder vor. »Wie schaffst du es nur, in den Spiegel zu schauen, wo du weißt, was für ein Quacksalber du bist? -Antworte!«
    »Ich helfe Menschen.«
    »Wie denn? Mit Voodoo? Mit böser Liebe?«
    Ich versuchte, nicht weinerlich zu klingen. »Ich hatte nie etwas zu tun mit de Bosch, außer bei diesem Symposium.«
    » Außer? Außer, sagst du? Das Symposium war eine öffentliche Beweihräucherung, du Arschloch! Ihr habt euch hingestellt und ihn heilig gesprochen! Er hat Kinder gefoltert, und ihr sprecht ihn heilig!«
    »Ich wusste nichts davon.«
    Er spuckte mir wieder ins Gesicht. Ich schaute auf seine Pistolenhand. Die Knöchel traten weiß hervor. Am Haaransatz brach ihm der Schweiß aus.
    »Und das soll eine Entschuldigung sein?«, höhnte er. »Erbärmlich! Genau wie die anderen. Kein Format. Delmar hatte mehr Format in seinem kleinen Finger als ihr alle zusammen; dabei war er zurückgeblieben. Das hat sie aber nicht daran gehindert, ihn tagein, tagaus mit böser Liebe zu traktieren.«
    Er schüttelte sich. Schweiß flog ihm aus den Haaren. Ich sah, wie sein Zeigefinger am Abzug hoch- und runterrutschte. Sein gequälter, hungriger Blick ließ meinen Magen sich zusammenkrampfen.
    »Zurückgeblieben.« Das Wort schien ihm zu gefallen. »Er war vierzehn, aber er benahm sich wie ein Siebenjähriger. Ich war zwölf, aber am Ende war ich wie ein großer Bruder für ihn. Er war der Einzige, der mit mir sprach. Ich war der gefährliche Pyromane. Hitler warnte alle davor, sich mit mir einzulassen. Alle schnitten mich, bis auf Delmar. Er konnte nicht klar denken, aber er hatte ein Herz aus Gold. Hitler führte ihn in der Öffentlichkeit vor: Der große weiße Doktor hilft dem armen, zurückgebliebenen Negerjungen. Aber in Wirklichkeit war Delmar kein großer Erfolg. Er konnte die Hausordnung nicht behalten und lernte weder Lesen noch Schreiben. Also warf er ihn der Bestie vor.«
    »Mary Evans?«
    »Nein, du Idiot, die nicht. Die war das Miststück. Ich rede von der Bestie - der Tochter. Killer-Kate. Die Frau, die danach schrie, umgebracht zu werden. - Den Gefallen hab ich ihr getan.«
    Er lachte schrill. Der Hund hatte wieder angefangen, an der Tür zu kratzen, doch Coburg merkte es nicht.
    »Als die Bestie mit Delmar fertig war, winselte er nur noch, schiss sich in die Hose, hämmerte seinen Schädel gegen die Wand.«
    »Was hat sie mit ihm gemacht?«
    »Was sie gemacht hat? Sie hat sich auf seinen Kopf gestürzt und auf andere Körperteile.«
    »Sie hat ihn missbraucht?«
    Er fasste sich ans Kinn und hob sarkastisch die Augenbrauen. »Er ist geschockt, der Ärmste! Ja, sie hat ihn missbraucht. Er kam von Sitzungen mit ihr zurück und weinte und hielt sich die Eier! Und dann kroch er wimmernd ins Bett. Ich hatte das Zimmer neben ihm. Manchmal brachte ich ihm heimlich was zu trinken. Wenn ich ihn fragte, was los war, gab er mir keine Antwort. Wochenlang ging das so. Als er es mir schließlich erzählte, wusste ich noch nicht viel über Sex, schon gar nicht die hässlichen Sachen. Er zog seine Hose herunter und zeigte mir die Narben. Seine Unterhose war voller Blut. Das war meine Aufklärung. Ich sag dir, es hat mich verändert.«
    Seine Lippen zitterten. Er schluckte mehrmals, doch die Pistole

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