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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Haifischlächeln.
    Seine Stirn schien sich unter der Maske zu bewegen. Er schlug die Beine übereinander und hielt die große schwarze Pistole einen halben Meter vor meiner Brust. Sein Arm war ruhig, obwohl sein Atem recht schnell ging.
    Mit der freien Hand griff er sich an den Kopf und begann, die Maske hochzurollen, und zwar so, dass er mich nie aus den Augen verlor und sein anderer Arm sich nicht bewegte, sehr geschickt und sehr langsam. Wie eine Schlange beim Häuten.
    Langsam kam sein Gesicht zum Vorschein. Ein alltägliches Gesicht mit rosigen Wangen. Kupferrotes, schütteres Haar, plattgedrückt von der Wollmaske.
    Andrew Coburg.
    Er schüttelte die Maske aus und legte sie über die Schulter. »Voilà.«
    Ich war verwirrt. Coburg hatte mich auf Gritz gebracht. Er hatte mich in die Irre geführt, und er hatte sorgfältig recherchiert. Er hatte Mrs. Lyndon ausfindig gemacht.
    »Die Bude hier gefällt mir, trotz der schwulen Kunst überall. Viel besser als deine Yuppiehütte. Außerdem sind wir am Rand des Cañon - wenn das nicht perfekt ist. Und dann steht da noch der Lieferwagen von deiner kleinen Freundin - unfassbar. Ich hätte es nicht besser einrichten können.« Er zwinkerte. »Man könnte fast an Gott glauben, nicht wahr? Schicksal, Karma, Bestimmung, kollektives Unterbewusstsein - such es dir aus... Weißt du, wovon ich rede?«
    »Delmar Parker.«
    Der Name wischte das Lächeln von seinem Gesicht. »Ich rede von Harmonie, Idiot - es muss alles stimmen.«
    »Aber es hat doch mit Delmar zu tun, oder? Nicht nur mit böser Liebe.«
    Die Pistole schwankte ein wenig. »Was weißt du von böser Liebe, du arroganter Yuppiewichser?«
    Der Arm, mit dem er die Pistole hielt, zitterte ein wenig. Er schaute eine Sekunde lang auf seine Hand und lachte, als wollte er seine Schwäche überspielen.
    Der Hund warf sich mit aller Kraft gegen die Tür.
    Coburg grinste. »Ein richtiger Cerberus. Vielleicht nehme ich ihn mit nach Hause, wenn wir miteinander fertig sind.«
    Er lächelte, aber er schwitzte auch. Sein Kopf wurde immer röter.
    Ich lauschte, was im Schlafzimmer vor sich ging, doch es war nichts zu hören.
    »Du meinst also, du kennst dich aus mit böser Liebe.«
    »Meredith hat mir davon erzählt.«
    Er runzelte die Stirn. Der Hund kratzte an der Tür, ich hörte seine Altmännergeräusche durch die Glasscheibe.
    »Du weißt gar nichts«, sagte Coburg.
    »Dann klären Sie mich doch auf.«
    »Halt’s Maul!« Der Pistolenarm schoss vor. »Du weißt nicht ein Zehntel davon, also halt’s Maul, und tu nicht so, als würdest du es verstehen. Ich scheiße auf dein Verständnis.«
    Der Hund ließ nicht nach.
    »Vielleicht erschieß ich ihn einfach und zieh ihm das Fell ab.« Er lachte und wischte sich den Schweiß von der Nase. Ich konzentrierte mich auf die Pistole. Er hatte sie wieder fest im Griff. Sein Arm war so ruhig wie eine Stahllafette.
    »Wissen Sie, was meine Sünde war? Das große Verbrechen, das mich in die Hölle gebracht hat?«
    Die Hölle. So hatte auch Meredith das Heim genannt.
    Ich schüttelte den Kopf. Meine Schultern schmerzten. Meine Fingerspitzen waren taub.
    »Bettnässen«, sagte er, »ich habe ins Bett gemacht als Kind.« Er lachte. »Sie behandelten mich, als hätte ich es aus Spaß getan, meine Mutter und der böse Stiefvater. Als ob ich die feuchten Bettlaken und den Mülleimergeruch gemocht hätte. Sie waren überzeugt, ich machte es absichtlich. Also haben sie mich geschlagen. Also wurde ich immer nervöser und pisste noch mehr ins Bett. Und was machten sie dann?«
    Er schaute mich an und wartete.
    »Sie schlugen Sie weiter.«
    »Volltreffer. Und meinen Pimmel wuschen sie mit Kernseife und anderen Hausmittelchen.«
    Er lächelte immer noch, doch seine Wangen waren feuerrot. Die Haare klebten ihm an der Stirn.
    »Also machte ich andere Sachen«, fuhr er fort, »wirklich ungezogene Sachen. Wer wollte mir einen Vorwurf machen, wo ich schon für etwas bestraft wurde, über das ich keine Kontrolle hatte?«
    Ich schüttelte den Kopf. Für einen Augenblick dachte ich, mein Mitgefühl bedeutete ihm etwas, doch dann sah ich seinen nervösen Blick. Der schwarze Pistolenlauf näherte sich meinem Herz.
    »Was ist denn im Moment die Theorie über Bettnässerei? Erzählt ihr Arschlöcher den Eltern immer noch, es wäre eine Geisteskrankheit?«
    »Es ist vererbt«, sagte ich. »Es hat mit Schlafrhythmen zu tun. Gewöhnlich gibt es sich von selbst.«
    »Es wird gar nicht mehr behandelt?«
    »Manchmal

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