Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Saufkneipe und einem Pfandhaus. Der Hof war leer bis auf ein paar vereinzelte Ziegelbrocken. Ein verschnörkelter gelber Schriftzug über der Schuppentür: R & R Mauerbau. Zement, Schamott, Backstein. Darunter: Schutzmauern.
Ich parkte und stieg aus. Kein Lebenszeichen. Am Tor ein faustgroßes Vorhängeschloss.
Ich ging zu dem Pfandleiher hinüber. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Über einem Knopf las ich: Bitte klingeln und warten. Ich folgte der Anweisung und hörte einen Summer, doch die Tür öffnete sich immer noch nicht. Ich schaute durchs Fenster und sah einen Mann hinter einer brusthohen Theke und einer Plexiglasscheibe.
Er ignorierte mich, also klingelte ich weiter, bis er sich endlich rührte und den Türöffner betätigte.
Ich ging hinein, vorbei an Kisten voll Kameras, billiger Gitarren, Kassettendecks und Ghettoblastern, Taschenmessern und Angelruten. Der Mann inspizierte eine Uhr und musterte mich, alles in einem Blick.
»Ja?« Er fummelte an der Uhr und bewegte den Mund, als wollte er jeden Moment ausspucken.
»Ich suche Roddy Rodriguez, von nebenan. Ich hätte Arbeit für ihn. Ich brauche eine Schutzmauer.«
Er legte die Uhr weg und machte sich an einer anderen zu schaffen.
»Entschuldigen Sie...«, sagte ich.
»Haben Sie was zu verkaufen oder was?«
»Nein, ich dachte nur, Sie wüssten vielleicht, ob Rodriguez -«
Er drehte mir den Rücken zu und verschwand in einem Hinterzimmer.
Ich versuchte es in der Bar zwei Türen weiter. Der Barmann war um die dreißig, blondes, schütteres Haar, unrasiert. Er war nicht sehr beschäftigt, als ich hereinkam, und offenbar nicht darauf aus, das zu ändern.
Ich bestellte ein Bier.
»Wissen Sie vielleicht, wann Roddy zurückkommt?«, fragte ich ihn.
»Wer?«
»Roddy Rodriguez, der Maurer von nebenan. Er hat gesagt, er würde da sein, ist aber nicht aufgetaucht.«
Er zuckte die Schultern.
»Sein Laden scheint dicht zu sein.«
Keine Reaktion.
»Toll«, sagte ich, »erst meine Anzahlung kassieren und dann verschwinden.«
Der Barmann holte eine Plastikschüssel unter der Theke hervor und fing an, Gläser zu spülen. Ich nippte an meinem Bier. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte ich. Er drehte sich um. »Wen?«
»Rodriguez.«
Schulterzucken.
»Ist der Laden schon lange zu?«
Keine Antwort.
»Sauber«, sagte ich.
Der Barmann schaute über seine Schulter zu mir herüber.
»Er ist kein Kunde hier, okay? Ich kenne ihn nicht. Reicht Ihnen das?«
Ich schüttelte den Kopf, legte mein Geld auf die Theke und ging.
11
Ein paar Minuten später war ich wieder in Beverly Hills.
Der schwarze Lieferwagen und Milos Ford waren verschwunden. Zwei der drei Garagentore standen offen. Robin war in Arbeitskluft und stand an ihrer Drehbank. Als sie mich kommen sah, schaltete sie die Maschine ab.
In einer der Garagen stand ein goldenes BMW-Coupé. Der übrige Raum glich verblüffend Robins Werkstatt in Venice.
»Du hast dich ja ganz gut eingerichtet«, sagte ich.
Sie schob ihre Schutzbrille hoch. »Die Garage ist gar nicht schlecht, solange ich die Türen offen lasse, wegen der Lüftung. Wie kommt es, dass du schon wieder hier bist?«
»Es war keiner zu Hause. Anscheinend sind sie schon vor einer Weile verschwunden. Im Briefkasten lag noch die Post von gestern. Die Maurerei, die der Mann betreibt, ist auch zu.«
»Konnte die Frau dir das nicht vorher sagen?«
»Das war von der kaum zu erwarten. Sie war nicht gerade begeistert über meine Einmischung, obwohl ich nach dem letzten Treffen dachte, ich wäre weitergekommen mit ihr. Wahrscheinlich hat sie sich mit den Mädchen aus dem Staub gemacht. Vielleicht sind sie nach Mexiko. Der Mann könnte dort Verwandte haben. Ich rufe besser beim Gericht an.«
Sie legte mir die Arme um den Hals. »Wir haben dir in einem der Schlafzimmer ein Büro zurechtgemacht. Es ist das Zimmer mit dem besten Blick, und es hängt ein Hockney an der Wand - zwei Knaben unter der Dusche.« Sie lächelte. »Dem armen Milo war es furchtbar peinlich. Er wollte sich entschuldigen für die schwule Atmosphäre. Aber was hätten wir ohne ihn gemacht? Das habe ich ihm gesagt. Wir hatten ein längeres Gespräch.«
»Worüber?«
»Ach, über dies und jenes - den Sinn des Lebens und so weiter. Ich versicherte ihm, du würdest mit der ›Atmosphäre fertig werden.«
»Und was meinte er dazu?«
»Er knurrte und rieb sich das Gesicht, wie er es immer macht...«
»Wenn du von Knurren redest: Wo ist denn unser Gast?«
»Der
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