Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
mit gesenktem Kopf zugehört. Nun schaute sie auf. »Was sollen wir nun tun?«
»Du weißt«, sagte Milo, »ich lasse mich nicht leicht ins Bockshorn jagen, aber es kommt leider einiges zusammen - schräge Post, ein fauler Anruf, ein toter Fisch, zwei unaufgeklärte Morde, gefährliche Konferenzen...« Er schaute mich an. »Ein zeitweiliger Wohnungswechsel wäre keine schlechte Idee. Wenigstens bis wir wissen, was vor sich geht. Von der Werkstatt würde ich euch abraten. Wer immer dahintersteckt: Wenn er Alex ordentlich ausgeforscht hat, dann kennt er auch deine Adresse, Robin.«
Sie starrte aus dem Fenster. Ich berührte ihre Schulter.
»Schon gut«, sagte sie, »ich falle schon nicht in Ohnmacht. Lasst uns lieber überlegen, wo wir uns verstecken können.« Sie schaute sich um. »Der Laden hier sieht ganz gepflegt aus. Schade, dass wir keine Ölscheichs sind.«
»Vielleicht habe ich etwas für euch«, sagte Milo. »Einer meiner Privatkunden, ein Banker, der für ein Jahr nach England gezogen ist, hat mich gebeten, auf sein Haus in Beverly Hills aufzupassen. Es wäre groß genug und nicht so abgelegen. Ich bin sicher, er hätte nichts dagegen, wenn ihr es benutzt. Er hat eine größere Kunstsammlung und die elektrischen Tore, Videokameras und Alarmsirenen, die dazugehören.«
Es klang wie ein Gefängnis, aber ich sagte nichts.
»Die Alarmanlage ist mit dem Polizeirevier verdrahtet«, fuhr Milo fort, »im Schnitt dauert es zwei Minuten, bis sie zur Stelle sind, vielleicht ein bisschen länger, wegen der steilen Straßen, aber immer noch verdammt schnell. Ich sage nicht, es ist wie zu Hause, aber als vorübergehende Bleibe wärt ihr gut bedient damit.«
»Und was ist mit meiner Arbeit?«, fragte Robin. »Kann ich in die Werkstatt gehen?«
»In den nächsten Tagen besser nicht. Gib mir ein wenig Zeit, bis ich mehr über diese Morde herausgefunden habe.«
»Bei mir stapeln sich die Bestellungen, Milo, und durch das Seminar in Oakland habe ich auch schon Zeit verloren.« Sie zerknüllte ihre Serviette. »Tut mir leid, Schatz, aber ich sehe nicht ein...«
Ich küsste ihre Hand.
»Was deine Arbeit angeht«, sagte Milo, »die Garage dort ist riesengroß, und es steht nur ein Wagen drin.«
»Meinst du, ich kann meine Bandsäge und die anderen Maschinen einfach in den Kofferraum packen?«
»Auch da könnte ich dir behilflich sein.«
»Die Alternative wäre, in meine Werkstatt zu ziehen und einen Wachmann anzuheuern.«
»Warum das Risiko?«, erwiderte Milo. »Meine Devise ist: Wenn Ärger vor der Tür steht, sieh zu, dass du nicht zu Hause bist. Ihr könnt auch den Hund mitnehmen. Der Besitzer hat Katzen, die er zu Freunden in Pflege gegeben hat. Das heißt, er hat sicher nichts gegen Haustiere.«
»Das klingt gut«, sagte ich, doch meine Kehle war trocken. Ich fühlte mich wie ein Flüchtling, hilflos, wehrlos. »Was das restliche Viehzeug angeht, die Karpfen - die könnten wahrscheinlich für eine Weile bei der Gärtnerei unterkommen, die sich gewöhnlich um meinen Teich kümmert. - Gehen wir? Es gibt einiges zu organisieren.«
Robin hatte ihre Serviette zu einem kleinen Ball zusammengeknüllt. Ihre Fingerknöchel waren elfenbeinweiß, ihre Lippen dünne, blutleere Striche. Ihr Blick ging ins Leere.
»Ja, Zeit zu packen.« Sie klang energisch, doch sie rührte sich nicht.
»Es ist alles so unwirklich«, sagte ich.
»Vielleicht stellt sich der ganze Wirbel am Ende als unnötig heraus, aber ihr beide gehört nun mal zu den wenigen Menschen, die mir etwas bedeuten. Es ist meine Pflicht, euch zu helfen und zu beschützen«, stellte Milo fest. Er schaute unser kaum angerührtes Frühstück an. »Das ist sicher nicht billig hier.«
Ich schob ihm meinen Teller zu. »Bitte, bedien dich nur.«
Er schüttelte den Kopf.
Robin und ich brauchten etwa eine Stunde, um die wichtigsten Sachen in Koffer, Plastiktüten und Kartons zu stopfen. Milo und ich trugen alles ins Wohnzimmer, dann rief ich die Gärtnerei an und machte einen Termin aus, wann sie die Fische abholen könnten.
Milo und Robin blickten auf den Haufen Gepäck. »Ich fahre jetzt in die Werkstatt und hole die kleineren Werkzeuge und die zerbrechlichen Sachen, okay?«
»Gut, aber sei vorsichtig«, sagte Milo. »Wenn du jemanden herumhängen siehst, kehr sofort um und komm hierher zurück.«
Sie nahm den Hund mit. Ich brachte sie zu ihrem Wagen und schaute ihr nach, bis sie verschwand. Dann ging ich ins Haus zurück und bot Milo eine Cola an. Nach
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