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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Büro an, nach Feierabend. Ich war schon auf dem Weg nach draußen und hob ab, bevor der Antwortdienst sich einschalten konnte. - Ein Mann war dran, sehr aufgeregt, sehr wütend. Ein junger Mann, jedenfalls klang er jung. Er sagte, er hätte sich meinen Vortrag angehört und wollte einen Termin mit mir vereinbaren. Er wollte sich einer langfristigen Analyse unterziehen. Aber wie er es sagte - er klang so feindselig, so sarkastisch -, machte mich vorsichtig. Ich fragte ihn, was sein Problem wäre. Er sagte, er hätte viele Probleme, zu viele, um am Telefon darüber zu reden, und dass mein Vortrag ihn daran erinnert hätte. Ich fragte ihn, wie er das meinte, aber er wollte nicht darüber sprechen. Er schien wirklich zu leiden. Er wollte wissen, ob ich ihm helfen würde. Ich sagte, natürlich würde ich das, ich würde länger bleiben und ihn sofort empfangen.«
    »Sie dachten, es handelte sich um eine Krise?«
    »Zumindest um einen Grenzfall. In seiner Stimme war echter Schmerz. Zu meiner Überraschung sagte er, nein, das würde ihm nicht passen, aber er könnte am nächsten Abend kommen. Er schien plötzlich einen Rückzieher zu machen, als wäre ich es, der ihn zu der Analyse drängte. Ich war ein wenig enttäuscht, aber Sie kennen ja die Patienten, ihren Widerstand und ihren Wankelmut.«
    Ich nickte.
    »Wir verabredeten uns für den kommenden Nachmittag, aber er tauchte nie auf. Die Telefonnummer, die er mir gegeben hatte, stimmte nicht, und er war in keinem Telefonregister verzeichnet. Seltsam, dachte ich, aber so ist nun mal unser Beruf, nicht wahr? Ich dachte eine Zeit lang darüber nach, doch dann vergaß ich es. Bis heute. Wenn er auf der Konferenz war... diese Wut in seiner Stimme...« Er schauderte.
    »Hat er den Namen Silk benutzt?«
    »Ich zögere, darüber zu reden, Alex. Genau genommen war er nie mein Patient, aber in gewissem Sinne war er es doch. Er hat mich schließlich um Hilfe gebeten, und ich habe ihn telefonisch beraten - zumindest habe ich es versucht.«
    »Es hat keine Behandlung stattgefunden, Bert. Rechtlich sehe ich da kein Problem.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Natürlich, in erster Linie ist es eine Frage der Ethik; das sehe ich auch so, aber Sie müssen die Prioritäten abwägen. Wir haben es mit zwei Morden zu tun, mindestens. Drei, wenn Sie Grant Stoumen dazunehmen. Vielleicht vier, wenn Michael Lerner nicht von selbst von der Klippe gestürzt ist. Mary Parks wurde vergewaltigt und dann regelrecht zerstückelt. Sie hinterließ zwei kleine Kinder. Ich habe kürzlich den Witwer kennengelernt. Er leidet immer noch unter dem Trauma.«
    »Sie sind nicht schlecht im Erzeugen von Schuldgefühlen, nicht wahr, junger Mann?«
    »Warum nicht, wenn es zu was führt? Ist ein solcher Standpunkt nicht auch moralisch zu rechtfertigen?«
    Er lächelte. »Zweifellos, man merkt Ihnen den Praktiker an. - Nein, der Name war nicht Silk wie Seide; es war ein anderes Gewebe. Deshalb habe ich überhaupt wieder daran gedacht. Er nannte sich Merino.«
    »Und der Vorname?«
    »Den hat er nicht genannt. ›Mister Merino, so hat er sich vorgestellt. Es klang etwas pompös für einen jungen Mann.«
    »Für wie alt hätten Sie ihn geschätzt?«
    »Zwanzig - Anfang zwanzig, würde ich sagen. Mich einfach anzurufen und Forderungen zu stellen, zeugt von schlechter Gefühlskontrolle, typisch für das Alter. Aber er stand unter Druck, und Druck führt zu Regression. Vielleicht war er älter, als sein Benehmen vermuten ließ.«
    »Wann wurde das Erziehungsheim eröffnet?«
    »Zweiundsechzig.«
    »Das heißt, wenn er neunundsiebzig um die zwanzig war, dann könnte er ohne weiteres dort gewesen sein. Als Patient oder auch als Hilfsarbeiter. Merino klingt südamerikanisch.«
    »Oder er hatte überhaupt nichts mit dem Heim zu tun. Warum sollte es nicht jemand sein, der zufällig auf der Konferenz war und aus ganz anderen Gründen so darauf ansprang?«
    »Sicher, möglich ist alles.« Ich rechnete nach: David Hewitt war damals etwa achtzehn gewesen, Lyle Gritz ein Jahr älter. »Danke jedenfalls, dass Sie mir davon erzählt haben. Ich werde die Information für mich behalten, falls sie sich als unbedeutend herausstellt. Können Sie sich noch an andere Dinge erinnern, die mir weiterhelfen könnten?«
    »Nein, ich glaub nicht. Ich habe Ihnen zu danken, dass Sie mich gewarnt haben.«
    Er schaute sich traurig in seiner Wohnung um. Ich kannte das Gefühl.
    »Wüssten Sie, wohin, falls Sie zeitweilig umziehen müssten?«
    »Da wird

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