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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sarkastisch, »vielleicht sitze ich deshalb noch hier.«
    »Sagt Ihnen der Name Mary Parks etwas?«
    »Nein. Wer ist das?«
    »Sie wurde vor fünf Jahren ermordet. Die Worte ›böse Liebe tauchten am Tatort auf, mit ihrem Lippenstift auf die eine Wand geschmiert. Die Polizei weiß noch von einem weiteren Mord, wo die Worte eine Rolle spielten: ein Mann namens Rodney Shipler, totgeschlagen, vor drei Jahren.«
    »Nein, den kenne ich auch nicht. Waren das alles Therapeuten?«
    »Nein.«
    »Was sollten sie dann mit der Konferenz zu tun haben?«
    »Nichts, soweit ich weiß, aber vielleicht hatten sie eine andere Verbindung zu de Bosch. Mary Parks hat zuletzt als Maklerin gearbeitet, doch davor war sie Lehrerin in Goleta. Nebenher könnte sie in de Boschs Erziehungsheim gejobbt haben. Das war alles vor ihrer Heirat, das heißt, der Nachname könnte sich geändert haben.«
    »Mary, Mary - ja, es gab dort eine Lehrerin mit dem Namen. Eine junge Frau, frisch aus dem College, blond, hübsch, vielleicht ein bisschen... Genau: Mary Evans, das war der Name - ja, ganz sicher. Und die soll tot sein?«
    »Sie waren noch nicht fertig mit Ihrer Beschreibung, Bert, was wollten Sie noch über sie sagen?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sagten, sie war blond, hübsch und noch etwas.«
    »Ach, eigentlich nichts. Ich habe sie als ein wenig hart in Erinnerung. Nichts Besonderes - jugendlicher Dogmatismus.«
    »War sie grob zu den Kindern?«
    »Brutal, meinen Sie? - Nein, das ist mir nie aufgefallen. Das war nicht der Stil in dem Heim. Andres’ Persönlichkeit war so stark... Seine Anwesenheit reichte vollkommen, die Ordnung aufrechtzuerhalten.«
    »Und was war Marys Methode, mit den Kindern fertig zu werden?«
    »Regeln, viele Regeln. Sie war der Typ, bei dem alles streng nach Regeln ablaufen musste.«
    »War Stoumen auch so?«
    »Grant war... orthodox. Auch er liebte seine Regeln, aber er war äußerst sanft dabei, fast scheu.«
    »Und Lerner?«
    »Alles andere als streng. Sein Problem war eher ein Mangel an Disziplin.«
    »Rosenblatt?«
    »Den kenne ich überhaupt nicht. Er ist mir nur auf der Konferenz begegnet.«
    »Sie haben also nie gesehen, dass Mary Evans grob mit einem Kind umgegangen wäre.«
    »Nein. Ich kann mich kaum an sie erinnern. Ich rede nur von meinem Eindruck, und der könnte vollkommen falsch sein.«
    »Das bezweifle ich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Mord. Sie glauben wirklich...«
    »Wie wichtig war das Konzept ›böse Liebe in de Boschs Philosophie?«
    »Zentral, würde ich sagen. Andres ging es sehr um Gerechtigkeit. Das Bedürfnis, Ordnung in diese Welt zu bringen, sah er als ein Hauptmotiv allen Handelns. Viele Symptome waren für ihn nichts als Versuche, Ordnung herzustellen. Ordnung und ›gute Liebe waren fast gleichbedeutend für ihn.«
    »Und wann haben Sie aufgehört, daran zu glauben?«
    Er verzog das Gesicht.
    »Sie sagten, Katharina hätte Sie unter Druck gesetzt, den Vortrag zu halten. Wieso? Sie waren doch de Boschs loyaler Schüler.«
    Er stand auf, wandte mir den Rücken zu und stützte sich auf die Küchentheke. Er wirkte lächerlich in seinen bunten Kleidern. Ein kleiner Mann, verzweifelt bemüht, etwas Farbe in sein Leben zu bringen.
    »So nah war ich ihm überhaupt nicht«, sagte er. »Nachdem ich mit Ethnologie angefangen hatte, hatten wir kaum noch etwas miteinander zu tun.« Er kehrte mir weiter den Rücken zu. »Es war sein Rassismus, der mir zu schaffen machte. Gewisse Bemerkungen.«
    »Über wen?«
    »Schwarze, Mexikaner...«
    »Gab es in dem Heim schwarze oder mexikanische Kinder?«
    »Ja, aber die hat er in Ruhe gelassen. Es waren mehr die Angestellten - die Hilfsarbeiter. Hinter dem Heim war ein Feld. Andres heuerte einmal im Monat Leute an, es in Ordnung zu halten.«
    »Was waren das für Bemerkungen?«
    »Der übliche Unsinn - sie seien faul und dumm. Minderwertiges Erbgut. Er sagte, die Schwarzen wären nur einen Schritt vom Affen entfernt, und die Mexikaner wären nicht viel besser.«
    »Das hat er zu Ihnen gesagt?«
    Er zögerte. »Nein, zu Katharina. Ich hörte es nur zufällig.«
    »Und sie hat ihm nicht widersprochen?«
    Er drehte sich um. »Sie hat ihm nie widersprochen.«
    »Wie konnten Sie es überhaupt mithören?«
    »Ich brauchte nicht zu lauschen, leider nicht. Ich traf sie irgendwo, als sie mitten im Gespräch waren. Andres schien es nicht das Geringste auszumachen, dass ich ihn hörte, und das war es, was mir wirklich Sorgen machte: dass er meinte, ich fände nichts dabei und

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