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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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aussehen. Er war zu Fuß, so verschwand er j edenfalls wieder. Wahrscheinlich ging er zur Autobahn. Gott hilf der armen Seele, die für ihn angehalten hat.«
     
    Schläger und Brandstifter. Und ein zwanzigjähriger Vagabund. Hewitt und Gritz, zwei Vagabunden, die damals im entsprechenden Alter gewesen wären.
    Mary Parks war vor fünf Jahren ermordet worden. Zwei Jahre später Shipler. Dann Lerner und Stoumen. Ob Rosenblatt noch am Leben war?
    Katharina gab es jedenfalls noch, nur wenige Kilometer die Straße entlang. Ich musste mit ihr reden.
    Ihr Haus war älter als die meisten in der Nachbarschaft und wesentlich kleiner. Ein hellblaues Landhaus im englischen Stil, mit zwei Türmchen auf einem reparaturbedürftigen Schieferdach. Davor eine ausgedehnte Fläche Brachland, eingegrenzt von einer wuchernden, löchrigen Weidenhecke. Was einmal ein Rosengarten gewesen sein musste, war nur noch stacheliges Gestrüpp.
    Ich hielt vor dem rostigen Maschendrahttor, das die Einfahrt versperrte, und sah, dass es nicht verriegelt war. Ich stieg aus, stieß das Tor auf und ging über den Asphaltweg etwa dreißig Meter zum Haus hinauf, vor dem ein kleines japanisches Auto geparkt war.
    In allen Fenstern waren die Vorhänge zugezogen. Von der Haustür - massive Eiche - blätterte der Lack ab. Es gab einen Türklopfer - Löwenkopf-Ausführung - und einen Aufkleber einer Sicherheitsfirma.
    Ich klopfte und wartete, klopfte wieder, wartete. Nichts.
    Kein Mensch zu sehen. Vollkommen still. Ich hörte den Ozean.
    Ich ging ums Haus, vorbei an einer Garage mit halb offenem Rolltor. Das Gelände hinter dem Haus war doppelt so groß wie der Vorgarten und ebenfalls ungepflegt. Die Grundstücksgrenzen lagen hinter toten Zitrus- und Avocadobäumen versteckt, der Boden war mit leblosem Holz bedeckt. Das einzig Gesunde waren zwei riesige Tannen, deren Wurzeln tief genug reichten, das Grundwasser anzuzapfen, und deren Stämme sich dem kantigen Felsen zu neigten, der den Strand überschaute. Durch die Äste sah ich den Ozean, blass graublau. Das Grundstück war nur dreißig Meter über dem Wasser, und die Brandung klang wie tiefes Trommeln, das alle anderen Geräusche überdeckte.
    In der Nähe der Klippe stand ein alter Gartentisch mit zwei Stühlen, voller Vogelmist und aschgrau verwittert. Seltsam: Die Hälfte des Tisches war mit einem weißen Tischtuch bedeckt, darauf eine Tasse und ein Teller.
    Ich ging zu dem Tisch. Auf der Tasse waren Kaffeeflecken, auf dem Teller Kuchenkrümel und eine orangefarbene Masse: angetrocknete Marmelade.
    Der Ozean brüllte, die Möwen antworteten mit Schreien. Ich näherte mich dem Klippenrand, der Stelle, wo Katharinas Vater im Rollstuhl posiert hatte.
    Der Boden war trocken, porös und rutschig. Ich schaute über die Kante und spürte einen Anflug von Schwindel. Es ging vorbei, ich schaute noch einmal. Der Hang war ausgehöhlt, verwittert, fiel senkrecht ab zum felsigen Strand.
    Ich lauschte den Möwen und erinnerte mich, dass ich mich auf Privatbesitz aufhielt.
    Der Kaffee und die Krümel bedeuteten, dass Katharina in der Nähe sein musste. Wahrscheinlich war sie kurz ausgegangen, einkaufen.
    Ich konnte einfach warten. Oder ich nutzte die Zeit, um Milo anzurufen und ihn über Rebeccas Notizen und meine Gespräche mit Harrison und Bancroft auf dem Laufenden zu halten.
    Als ich wieder an der Garage vorbeikam, sah ich das Hinterteil eines zweiten Wagens, größer und dunkler als der andere - schwarz. Die unverkennbaren Rücklichter eines Buick Electra. Dasselbe Auto, das ich neunundsiebzig vor dem Krankenhaus gesehen hatte.
    Am linken Hinterreifen: Finger. Dünne weiße Finger. Eine Hand, fleckige Haut, Ekzeme. - Nein, dunkler als Ekzeme.
    Sie lag auf dem Betonboden, auf dem Rücken, halb unter dem Buick. Die andere Hand lag auf ihrer Stirn, der Handballen nach oben, mit tiefen Schnitten.
    Sie hatte ein rosa Nachthemd an, darüber einen weißen Frotteemantel. Der Mantel stand offen, das Nachthemd war hochgeschoben, fast bis zum Kinn. Nackte Füße, Schmutz vom Garagenboden. Ihre Brille lag einen Meter daneben, einer der Bügel fast abgerissen, eine der Linsen zersplittert.
    Ihre Kehle war durchschnitten, der Unterleib eine dunkelrote Masse, grotesk aufgebläht.
    Mir schwindelte erneut. Ich drehte mich um, versicherte mich, dass niemand hinter mir stand, sah der Leiche wieder ins Gesicht. Seltsam, wie ruhig ich war.
    Es fehlte etwas. Ich zwang mich, nach roten Lettern zu suchen, nach zwei Wörtern, doch es war

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