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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sollte gehen; wenn nicht, schau ich dir einfach zu.«
    »Das da hinten sieht in Ordnung aus. Fahr ran.« Er zeigte auf ein kleines Fischrestaurant neben einem der Strandhotels. Wir hielten und gingen hinein. Die Einrichtung war von Plastiktischdecken und Muschel-Aschenbechern geprägt, dazu Holzspäne auf dem Fußboden und Fischnetze an den Wänden. Als Tagesmenü gab es Seelachs mit Fritten. Wir setzten uns an einen Tisch am Fenster und bestellten.
    Zwischen der Bar und dem Zigarettenautomaten gab es ein Münztelefon. Ich versuchte noch einmal, Robin zu erreichen, doch sie schien immer noch aus zu sein. Als ich zum Tisch zurückkam, war das Bier angekommen. Milo wischte sich den Schaum von der Oberlippe.
    »Katharina war schwanger«, sagte er.
    »Mein Gott. In welchem Monat?«
    »Der Leichenbeschauer nimmt an, fünfter oder sechster Monat. Ein Junge.«
    Ich versuchte, die Übelkeit zu unterdrücken. »Harrison hat mir erzählt, sie hätte nie geheiratet und allein gelebt.«
    »Das kann durchaus stimmen. Weißt du, wofür SDI steht? - ›Samendepot Intelligenzia.«
    »Eine Samenbank?«
    »Eine ganz besondere: nur ausgesuchte Spender - Genies bevorzugt.«
    »Designerbabys! Ja, das würde zu Katharina passen. Künstliche Befruchtung, totale Kontrolle über die Erziehung, keine emotionalen Komplikationen. Der Mörder hat seine Wut an ihrem Bauch ausgelassen, den Namen de Bosch ausgelöscht. - Dass er die Visitenkarte der Samenbank zusammen mit der Mordwaffe hinterlassen hat, passt vollkommen ins Bild. Der Tatort als Bühnenbild, alles überlegt. Ein Ritual.«
    Die Kellnerin brachte unser Essen.
    »Sein Ziel ist, alles auszulöschen, was mit de Bosch in Verbindung steht«, fuhr ich fort. »Die Waffe hat er wieder am Tatort gefunden - dieselbe Taktik, das Opfer mit den eigenen Waffen zu schlagen, zu erniedrigen. Vergeltung für die Erniedrigung, die er selbst erlitten hat. - Sarah sagte, im Haus sei totales Chaos gewesen. Meinte sie damit, es war unordentlich, oder hat es jemand verwüstet?«
    »Letzteres. Er hat sämtliche Möbel umgeworfen und die Polster aufgeschlitzt.«
    »Er könnte nach alten Schulpapieren gesucht haben, nach belastendem Material.«
    »Der Typ läuft seit Jahren herum und metzelt Leute nieder, und jetzt soll er plötzlich anfangen, sich darum Sorgen zu machen?«
    »Vielleicht wird er nervös.«
    »Nicht nach meiner Erfahrung. Normalerweise kommt ein Mörder immer mehr auf den Geschmack, hat immer mehr Spaß dabei und wird dadurch unvorsichtig.«
    »Ich hoffe, du hast recht, und ihr findet etwas.«
    »Es dauert bestimmt zwei Tage, das Haus zu durchforsten.«
    »Von außen sah es vollkommen verlassen aus. Wenn ich das Frühstücksgeschirr nicht gesehen hätte, hätte ich angenommen, sie wäre verreist. Der Mörder muss die Vorhänge zugezogen haben, nachdem er sie umgebracht hat, um dann ungestört im Haus wüten zu können.«
    »Wie du sagtest, es sieht nach einem Ritual aus: alles sorgfältig arrangiert.«
    »Wir haben es bestimmt nicht mit einem Amok laufenden Schizophrenen zu tun. Dafür ist alles, was bisher passiert ist, viel zu gut geplant. Er reist zu Konferenzen, simuliert Unfälle, manipuliert an meinem Fisch herum und macht Tonbandaufnahmen von Hewitts Schreien. Er liegt auf der Lauer und wartet jahrelang auf den Moment seiner Rache, vollkommen berechnend. - Wir müssen an diesem Gritz dranbleiben, Milo. Wenn er mit Silk alias Merino identisch ist, dann wäre seine Maske - besoffener Streuner - einfach perfekt. Die Obdachlosen gehören heutzutage zur Landschaft. Sie sind überall. Für die meisten sehen sie alle gleich aus. Bancroft, zum Beispiel, konnte sich nur an Dreck und ungekämmte Haare erinnern, als ich ihn nach dem Mann fragte, der bei ihm eingedrungen ist.«
    »Wann war das noch mal?«
    »Vor ungefähr zehn Jahren. Der Mann war damals etwa zwanzig. Das würde auf Gritz passen. Bert Harrisons Merino würde auch in den Zeitrahmen passen. Merino und Bancrofts Vagabund waren beide sehr erregt. Merino sagte, die Konferenz hätte ihn an seine Probleme erinnert. Ein paar Jahre später taucht ein Penner auf und sucht seine alte Schule. Es könnte ein und dieselbe Person sein. Oder es wandern eine Reihe von ›Ehemaligen herum und versuchen, ihr Leben in Ordnung zu bringen. Was immer die Wahrheit ist, Milo, irgendetwas muss dort passiert sein. Bancroft sagt, die Kinder wären Verbrecher und Brandstifter gewesen. Er behauptete, er hätte mit ihnen nie Probleme gehabt, mit denen er nicht

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