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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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bringt, aber wenigstens können wir uns dann einbilden, eine wissenschaftliche Analyse in der Hand zu haben.«
    »Wo du von Wissenschaft redest: Gibt es schon eine Schätzung, wann Katharina ermordet wurde?«
    »Acht bis vierundzwanzig Stunden bevor du sie gefunden hast. Davon geht man im Moment aus.«
    »Acht erscheint mir wahrscheinlicher. Der Kaffeesatz war noch feucht. Wäre ich etwas früher gekommen, dann hätte ich vielleicht...«
    »Dann wärst du vielleicht tot.« Milo lehnte sich vor. »Vergiss es, Alex, du hättest sie nicht retten können.«
    Mein Kopf dröhnte. Ich rieb mir die Augen und trank einen Schluck Wasser.
    Die Kellnerin näherte sich und schaute auf unsere vollen Teller.
    »Schmeckt’s Ihnen nicht?«
    »Nein, nein«, sagte Milo, »daran liegt es nicht. Wir müssen nur gleich wieder weg.«
    »Ich könnte es Ihnen einpacken.«
    »Danke, aber das ist nicht nötig.«
    »Probieren Sie wenigstens unsere Puddingtörtchen. Die gibt’s heute gratis mit jedem Essen.«
    Milo klopfte sich den Bauch. »Danke, vielleicht ein andermal.«
    »Sind Sie sicher? Der Pudding ist echt gut«, beharrte sie. »Okay, Sie haben mich überredet. Packen Sie zwei ein.«
    »Sofort, Sir.«
    Sie eilte zur Theke und kam Sekunden später mit einer Papiertüte zurück. Milo bezahlte. Als ich die Wagentür öffnete, bemerkte ich, dass er zurückgeblieben war. Ich sah ihn bei einem mageren, halb nackten Jungen von etwa achtzehn stehen. Der Junge saß auf dem Bürgersteig vor dem Hotel und hatte ein Pappschild vor dem Bauch: HUNGRIG, NEHME JEDE ARBEIT. Seine Haut war dunkelbraun, die Wangen eingesunken, und sein Haar sah aus wie ein öliger Hut.
    Milo gab ihm die Tüte. Der Junge sagte etwas, und Milo schien wütend zu werden, doch dann griff er in seine Brieftasche und zog einen Dollarschein heraus.
    Schließlich ließ er sich auf den Beifahrersitz fallen und knurrte: »Bring mich zur Arbeit, Alex.«

23
    Der Anblick in der Garage ging mir nicht aus dem Kopf auf der Fahrt zurück nach Los Angeles. Ich dachte über Schmerz und Rache nach und über Robin ganz allein oben am Cañon. Mr. Silk, wer immer er war, hatte bisher die Oberhand.
    Es war kurz nach halb neun, als ich zum Cañon abbog. Vor mir, in einiger Entfernung, bemerkte ich zwei rote Punkte. Bremslichter. Ein Wagen hielt an, anscheinend direkt vor der schmalen Straße, die zu meiner vorübergehenden Bleibe führte. Ich fuhr schneller, doch bevor ich dort war, waren die Lichter verschwunden. Der Wagen entfernte sich schnell, unmöglich einzuholen.
    Wahrscheinlich hatte es nichts zu bedeuten, doch ich bewegte mich auf dem schmalen Pfad zwischen Vorsicht und Paranoia. Mir klopfte das Herz. Ich wartete, doch es blieb ruhig. Ich fuhr an dem weißen Tor vor, steckte die Schlüsselkarte in den Schlitz und raste die Zypressenallee hinauf.
    Im Haus brannte Licht, die Garagentore waren geschlossen. Ich ging zur Tür, schloss auf und ging hinein. Inzwischen war ich nass geschwitzt.
    Robin lag auf dem Sofa und las in einem Designermagazin. Der Hund schlief mit dem Kopf auf ihrem Schoß.
    »Die Schöne und das Ungeheuer...« Es sollte leichtherzig klingen, doch ich brachte nur ein Krächzen heraus.
    Sie schaute auf, lächelte und streckte mir die Arme entgegen.
    »Warst du den ganzen Nachmittag einkaufen?«, fragte ich, während ich meine Jacke ablegte. »Ich habe tausendmal versucht, dich zu erreichen.«
    »Ich hatte so viel zu erledigen. Lauter Kleinigkeiten... Was hast du denn, Alex?«
    Ich erzählte ihr, was ich am Shoreline Drive erlebt hatte. »Mein Gott! Stell dir vor, du wärst ein paar Stunden früher da gewesen...«
    Ich setzte mich zu ihr. Sie hielt meine Hand, und ich erzählte ihr alles, auch was ich von Harrison und Bancroft erfahren hatte.
    »Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird«, schloss ich, »aber eins ist klar: Wir müssen uns trennen. Zeitweilig.«
    Sie setzte sich auf. »Was?«
    »Nur für kurze Zeit. In meiner Nähe ist es nicht sicher.«
    »Um das zu ändern, sind wir doch gerade hier eingezogen. Niemand weiß, dass wir hier sind.«
    »Davon bin ich nicht mehr so überzeugt. Wir müssen vorsichtig sein, Robin. Ich habe mit Milo gesprochen. Du könntest bei ihm wohnen.«
    »Ist das wirklich nötig, Alex?«
    Die Dogge war inzwischen aufgewacht. Ihr Blick wanderte zwischen Robin und mir hin und her, und sie schien die Stirn zu runzeln, wie ein Kind, voller Sorge, wenn die Eltern sich streiten.
    »Es ist nur vorübergehend«, sagte ich.
    »Vorübergehend? Wenn

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