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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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unsere Richtung, irgendein Folksong in einer fremden Sprache.
    »Die Stepney Sisters«, sagte sie und zog eine Grimasse. »Die sind immer hier. Furchtbar. Haben Sie schon mal ein Foto von meiner Tochter gesehen?«
    »Nur in der Zeitung.«
    »Das war nicht sehr schmeichelhaft.« Sie öffnete ihre riesige Handtasche und suchte eine Weile, bis sie den mittelgroßen weißen Umschlag fand. Sie nahm drei Farbfotos heraus und gab sie mir.
    Professionelle Fotos guter Qualität. Rebecca Basille auf einem weißen Schaukelstuhl in drei verschiedenen Posen vor einem Gebirgsbach-Hintergrund. Sie trug ein staubblaues Kleid und eine Perlenkette. Strahlendes Lächeln, wunderschöne Zähne. Sehr hübsch. Weicher, kurvenreicher Körper, sehr feminin.
    »Sehr hübsch«, sagte ich.
    »Sie war eine Schönheit, innen und außen.«
    Ich gab ihr die Fotos zurück, und sie verstaute sie wieder in ihrer Handtasche.
    »Ich wollte nur, dass Sie sehen, was für ein Mensch sie war, obwohl es sogar auf diesen Fotos nicht richtig sichtbar ist. Sie ließ sich nicht gern fotografieren. Als kleines Mädchen war sie recht pummelig, aber im Gesicht war sie immer schon eine Schönheit gewesen.«
    Ich nickte.
    »Wenn es in fünf Kilometer Umkreis ein verletztes Vögelchen gab, dann lief sie los und brachte es nach Hause. Sie wollte alles retten, sogar Insekten, Käfer, Motten und Schmetterlinge, egal, sie wollte alles retten. Als sie ganz klein war, hatte sie eine Phase, wo niemand den Rasen mähen durfte. Sie meinte, es täte dem Gras weh.« Sie versuchte zu lächeln, doch ihre Lippen begannen zu zittern, und sie bedeckte ihren Mund.
    »Verstehen Sie, was ich meine?«, fragte sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.
    »Ich glaube schon. Ich verstehe, warum es sie zur Sozialarbeit zog.«
    »Es war mir immer klar, dass sie irgendetwas in der Richtung machen würde, Krankenschwester oder Sozialarbeiterin hab ich ihr geraten. Meine anderen Kinder sind da ganz anders. Mein Sohn hat eine orthopädische Praxis unten in Reno, und meine ältere Tochter ist bei einer Bank in St. Louis, als stellvertretende Direktorin.«
    »Rebecca war die Jüngste?«
    »Ja, neun Jahre nach Kathy, elf Jahre nach Carl. Ich war einundvierzig, als sie geboren wurde, mein Mann war fünf Jahre älter. Er verließ uns kurz nach ihrer Geburt, ließ mich sitzen mit drei Kindern. Wir hörten erst wieder von ihm, als er tot war. Rebecca war zwei. - Vielleicht war sie deshalb so verletzlich. Vielleicht hat ihr der Vater gefehlt - wie nennt ihr das noch - als Rollenmodell.«
    »In welcher Weise war sie verletzlich?«
    »Zu vertrauensselig.« Sie strich ihren Kragen glatt. »Sie hatte eine Schwäche für Verlierertypen. Sie glaubte jeden Quatsch, den sie ihr erzählten.«
    »Verlierertypen, sagen Sie?«
    »Ja, Kerle, die gerettet werden mussten. Wie die verletzten Vögelchen.«
    Ihre Hände hatten zu zittern begonnen, und sie schob sie unter die Handtasche.
    »Haben die Kerle sie schlecht behandelt?«
    »Verlierer«, zürnte sie, als hätte sie mich nicht gehört. »Der große Dichter, der noch nie etwas geschrieben hatte und von der Wohlfahrt lebte. Reihenweise Typen, die sich Musiker nannten. Keine Männer, Burschen. Ich konnte reden und reden und sie beknien, sich vor diesen Nullen zu hüten. Aber was spielt das nun noch für eine Rolle...« Sie wischte sich die Augen. »Warum erzähle ich Ihnen das überhaupt? Sie haben doch Ihre eigenen Probleme.«
    »Ich bin da, um Ihnen zuzuhören. Zu meinem eigenen Nutzen.«
    »Die Namen, die Sie genannt haben, kenne ich nicht. Sie hat nie jemanden erwähnt, keinen Gritz, keinen Silk und keinen Merino.«
    »Hat sie je über Hewitt geredet?«
    »Nein, nicht direkt. Eine oder zwei Wochen vor ihrem Tod erwähnte sie einen Verrückten, den sie in Behandlung hatte. Sie sagte, sie würde Fortschritte mit ihm machen. Sie sprach ganz respektvoll von ihm - einen armen, kranken Kerl nannte sie ihn, der schizophren sei und Stimmen höre. Niemand wäre bisher in der Lage gewesen, ihm zu helfen, aber sie dachte, sie könnte es. Er hätte Vertrauen zu ihr.«
    »Erwähnte sie ihn mit Namen?«
    »Nein, sie hat nie die Namen von Patienten genannt. Sie wollte die Regeln nicht verletzen, das war ihr wichtig.«
    Ich dachte an Rebeccas lückenhafte Protokolle und ihr Versäumnis, Jean auf dem Laufenden zu halten. »Sie hat sich immer an die Regeln gehalten?«
    »Ja, das war ihre Art. Als sie in der Oberschule war, haben ihre Lehrer immer gesagt, sie wünschten, die

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