Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
ganze Klasse wäre wie sie. Sogar wenn sie mit ihren Verlierertypen zusammen war, ist sie nie vom geraden Weg abgewichen. Keine Drogen, nichts. Deshalb sind sie nie...«
    Sie stockte.
    »Was sind sie nie?«
    Sie zögerte immer noch. Nach einer Weile sagte sie: »Sie sind nie bei ihr geblieben. Es waren immer die Kerls, die Schluss gemacht haben. Können Sie sich das vorstellen? Wenn sie verheiratet waren, versprachen sie, sich scheiden zu lassen, doch dann gingen sie immer zu ihren Frauen zurück. Jedes Mal. Sie war zehnmal so viel wert wie jeder von denen, aber immer waren sie es, die Schluss machten. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Es waren eben labile Typen.«
    »Genau. Verlierer, Nullen. Sie hätte jemand Soliden gebraucht, aber für solche hatte sie nichts übrig. Immer nur die Kaputten.«
    »Zu der Zeit, als sie starb, hatte sie da einen Freund?«
    »Ich weiß nicht - wahrscheinlich. Das letzte Mal, als ich sie sah, fragte ich sie, was sie privat machte, doch sie wollte nicht darüber reden. Gewöhnlich hieß das, sie war mit jemandem zusammen, der mir nicht gefallen würde. Ich wurde böse, wir redeten nicht viel. Wie konnte ich wissen, dass es das letzte Mal war und dass ich jede Minute davon genießen sollte?«
    Sie sank in sich zusammen und zitterte am ganzen Leib, doch als ich eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte sie auf und saß wieder kerzengerade.
    »Genug von diesem Gejammer. Ich kann mich selbst nicht mehr ertragen, wenn ich so rede. Deshalb geh ich auch nicht zu der Hinterbliebenengruppe, die mir Ihr Freund Sturgis empfohlen hat. Zu viel Selbstmitleid.«
    Mein Kopf schwirrte von Vermutungen und wilden Spekulationen. Dass Rebecca sich zu Verlierern hingezogen fühlte, bestärkte mein Urteil nach dem Lesen ihrer Notizen. Ich lächelte die alte Frau an und sagte: »Ich bin froh, dass Sie mit mir geredet haben.«
    »Ich auch. Schicken Sie mir jetzt eine Rechnung?«
    »Nein, die erste Stunde ist gratis.«
    »Sieh mal an: attraktiv, ein dicker Wagen und auch noch Sinn für Humor. Ihnen geht’s sicher gut - finanziell, meine ich?«
    »Ich kann mich nicht beklagen.«
    »Auch noch bescheiden. Ich wette, Sie haben einen Haufen Geld. Das hab ich mir immer für sie gewünscht: Sicherheit. Wieso verschwendest du deine Zeit, die Drecksarbeit für den Staat zu erledigen, hab ich ihr gesagt. Mach dein Diplom, hol dir irgendeine Zulassung und mach eine Praxis in Beverly Hills auf, für die Fresssüchtigen oder für die Weiber, die sich zu Tode hungern. Mach Geld, Schatz, hab ich gesagt. Das ist doch kein Verbrechen, oder? Aber sie wollte nichts davon wissen. Sie wollte was Wichtiges machen, für Leute, die wirklich in Not sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Käfer«, murmelte sie fast unhörbar, »sie dachte, sie hätte es mit einem Käfer zu tun, und in Wirklichkeit war es ein Skorpion.«

24
    Die Darstellung ihrer Mutter - dass Rebecca sich stets an die Regeln gehalten hatte - passte nicht zu dem, was Jean Jeffers gesagt hatte. Vielleicht hatte die Mutter es ein bisschen durch die rosarote Brille gesehen, doch andererseits hatte sie sich nicht gescheut, Rebecca wegen ihrer Schwäche für Verlierer zu kritisieren.
    War es diese Schwäche, die ihr letztlich zum Verhängnis geworden war? Wie weit war es gekommen zwischen ihr und Hewitt? Und welche Dynamik bestand zwischen den beiden und Gritz?
    Es fiel mir schwer, dem Opfer die Schuld zu geben, doch Rache schien die einzige Triebkraft des Mörders zu sein, nichts anderes. Rache für etwas, das Rebecca getan hatte. Die Frage tat sich auf, ob sie wirklich nur einem Amok laufenden Psychopathen zum Opfer gefallen war.
    »Milo hat soeben angerufen, aus Santa Barbara«, rief Robin mir entgegen, als ich nach Hause kam. »Seine Nummer liegt in der Küche.«
    Ich ging hinein und fand den Zettel auf der Anrichte. Es war nicht Sarah Graysons Nummer. Ich wählte.
    »Archiv«, meldete sich jemand.
    »Dr. Delaware. Detective Sturgis wollte mich sprechen.«
    »Eine Minute, bitte.«
    Es wurden fünf.
    »Sturgis.«
    »Tag. Ich hatte Gelegenheit, mit Rebeccas Mutter zu reden. Rebecca habe nie Namen genannt, aber sie habe von einem armen, unglücklichen Psychopathen erzählt, der mit Hewitt identisch sein könnte.«
    »Kein Wort von Gritz?«
    »Nein, auch nicht von Silk oder Merino. Aber eins ist interessant: Sie sagte, Rebecca hätte schon immer eine Schwäche für Verlierer gehabt - Kerle, die sie in aussichtslose Affären verwickelten und sie dann fallen ließen. Wenn man

Weitere Kostenlose Bücher