Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
schon«, sagte er gequält, »und was dich angeht, Alex, bitte sei vorsichtig. Halt dich bedeckt. Ich wünschte, es würde alles schön zusammenpassen, aber das Durcheinander wird immer größer.«
»Wie im richtigen Leben. - Irgendetwas Neues über Katharina?«
»Ihr Baby war einundzwanzig Wochen alt, gesund, weiß. Ich hab mich mit der Samenbank in Verbindung gesetzt, aber die sind nicht einmal bereit zu bestätigen, dass sie zu ihrer Kundschaft gehörte. Sarah und ich hoffen, wir können sie im Laufe der Zeit weichklopfen. - Was ist mit Robin? Will sie bei mir einziehen? Rick sagt, er hat nichts dagegen. Das einzige Problem wäre der Hund. Er ist allergisch gegen Hunde, aber wenn es hart auf hart kommt, wäre er bereit, Tabletten zu schlucken.«
»Nicht nötig. Robin besteht darauf, bei mir zu bleiben.«
»Glückwunsch. Wie machst du das nur? - Aber keine Sorge, ihr seid in Sicherheit.«
»Hoffentlich.« Ich erzählte ihm von den Bremslichtern, die mich am Abend zuvor in Schrecken versetzt hatten.
»Du hast nur die Lichter gesehen, sonst nichts?«
»Ja. Der Wagen fuhr dann weiter.«
»Wann war das?«
»Halb neun oder so.«
»Sonst kein Verkehr?«
»Doch, es war nicht das einzige Auto auf dem Weg.«
»Klingt harmlos. Wenn dir irgendetwas auffällt, ruf die Kollegen in Beverly Hills an. Die passen schon auf euch auf.«
»Das werde ich tun. Danke für alles... Warte mal: Der Junge, der den Unfall hatte, hast du den Namen?«
Er lachte. »Das lässt dich nicht los, was? Sein Name war Delmar Parker. Er stammte aus New Orleans.«
»Warum war er in dem Heim?«
»Das weiß ich nicht. Es gibt keinen ausführlichen Bericht, weil der Fall direkt zu den Akten gelegt wurde. Wir haben nur die Todesurkunde... Mal sehen: Name, Alter, Todesursache: innere Verletzungen, Geburtsort... Eltern oder Vormund - hier, die Mutter... Marie A. Parker.«
»Hast du die Adresse?«
»Nein. Willst du etwa noch eine Leiche ausbuddeln?«
»Glaub mir, Milo, ich mache das nicht, weil es mir Spaß macht. Ich stochere im Dunkeln.«
»Okay, ich werd’s für dich versuchen, aber versprechen kann ich nichts. Es ist lange her. Die Leute ziehen um. Manche sterben sogar.«
Ich versuchte so zu tun, als sei alles normal. Wir aßen am Pool zu Mittag, dann zog Robin sich wieder in ihre Garage zurück und ich mich in mein Büro. Die Angst - und die Wut - saßen mir noch im Nacken, doch ich versuchte, an die Leute unter der Autobahn zu denken und wie gut wir es hatten.
Mein Telefondienst meldete sich: »Wir haben ein Ferngespräch für Sie. New York, ein Mr. Rosenblatt.«
»Mister oder Doktor?«
»Mister.«
»Gut, stellen Sie durch.«
Ein paar Sekunden später eine jugendliche Stimme: »Rosenblatt.«
»Dr. Delaware.«
Räuspern. »Dr. Delaware, mein Name ist Joshua Rosenblatt. Ich bin Anwalt hier in New York. Mein Anruf dient dem Zweck, Sie zu ersuchen, mit den Anrufen an meine Mutter aufzuhören.«
»Ich habe angerufen, weil ich mir um Ihren Vater -«
»Mein Vater ist tot.«
»Das tut mir leid.«
»Das glaube ich Ihnen, Dr. Delaware, aber -«
»Wann ist es passiert? Vor vier Jahren?«
Langes Schweigen, dann: »Darüber möchte ich eigentlich nicht reden, Doktor.«
»Wie starb er? Durch einen Unfall? Einen Sturz?«
»Hören Sie, Doktor«, begann er energisch, doch dann brach seine Stimme. »Wir haben weiß Gott genug durchgemacht«, krächzte er.
»Ich sehe keinen Grund, das alles wieder aufzuwühlen.«
»Doch, denn wahrscheinlich ist derselbe Mörder hinter mir her, der Ihren Vater auf dem Gewissen hat.«
»Was?«
»Ich wollte Ihren Vater warnen. Es tut mir leid, dass es zu spät ist. Ich habe ihn nur einmal getroffen, aber ich mochte ihn gern.«
»Woher kannten Sie ihn?«
»Wir waren beide im Vorsitz bei einem Symposium, neunundsiebzig, hier in Los Angeles. Der Titel war ›Gute Liebe/ Böse Liebe, Perspektiven und Strategien der Psychoanalyse in einer sich verändernden Welt, zu Ehren eines der Lehrer Ihres Vaters, Andres de Bosch.«
Keine Reaktion.
»Mr. Rosenblatt?«
»Nichts von dem ergibt irgendeinen Sinn für mich.«
»Er hatte Sie damals mitgenommen nach Los Angeles. Erinnern Sie sich nicht mehr?«
»Das war nichts Ungewöhnliches. Er nahm mich öfter mit.«
»Ich weiß, das hat er mir erzählt. Er sprach viel über Sie. Sie waren der Jüngste in der Familie, nicht wahr? Sie waren ein großer Videofan.«
Seine Stimme klang müde. »Na und? Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich glaube, sein Tod hat mit
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