Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Angehörige der Polizei befragt, die mit dem Fall befasst waren. Inaugenscheinnahme der Wohnung, wo besagte bedauernswerte Umstände eintraten, war leider nicht möglich, da die Inhaber der betreffenden Wohnung, Mr. und Mrs. Malcolm J. Ruland, unseren Mitarbeitern Betreten und Inspektion der Räumlichkeiten untersagten. Wir sind jedoch überzeugt, dass die Datenlage genügt, um Ihren Fall abschließend zu beurteilen, und bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir keinen Grund sehen, den Befund der Polizei in dieser Sache in Zweifel zu ziehen. Mit Hinblick auf die besonderen Umstände des Falles raten wir Ihnen ferner, von weiteren Nachforschungen abzusehen.
Bitte zögern Sie nicht, an uns heranzutreten, falls Sie weitere Fragen haben.
Hochachtungsvoll
Robert D. Sugrue, Hauptermittler
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Ich legte den Ordner auf meine Knie. Shirley Rosenblatts Augen hatten sich mit Tränen gefüllt.
»So hat man ihn ein zweites Mal umgebracht. Vier Jahre ist es jetzt her, aber es ist immer noch... Deswegen ist Joshua so aufgebracht. Nichts ist aufgeklärt. Und dann kommen Sie...«
»Ich will nicht...«
»Nein.« Sie legte mühsam einen Finger auf ihre Lippen. »Es ist gut, dass Sie hier sind. Endlich kommt die Wahrheit ans Licht.« Sie lächelte gequält. »Harvey ein Einbrecher. Lächerlich. Glauben Sie, ich hätte es nicht gemerkt, wenn irgendetwas daran wahr wäre? Ich habe einunddreißig Jahre mit ihm zusammengelebt.« Sie klang überzeugt, doch ihr Blick verriet, wie sehr sie sich nach Bestätigung sehnte. »Wie kam er in diese Wohnung? Das ist die erste Frage, oder? Das haben sie mich immer wieder gefragt. Was sollte ich darauf sagen?«
»Jemand hat ihn dorthin gelockt«, sagte ich, »wahrscheinlich hat er sich als Patient ausgegeben. Jemand, dem Harvey helfen zu können glaubte.«
Sie seufzte. »Einer der Polizisten meinte, es sei doch bekannt, wie hoch die Selbstmordrate in unserem Beruf ist. Und dann sagte er, wir sollten froh sein, dass sie die Sache nicht weiterverfolgten. Und dass alles herauskommen würde, wenn sie das täten. Talisani drohte mir, Harveys Name würde durch den Schmutz gezogen, wenn wir keine Ruhe gäben. Er schien geradezu beleidigt zu sein, weil wir nicht wollten, dass er den Fall abschloss. Als wären wir Verbrecher. Alle gaben uns das Gefühl. Und jetzt kommen Sie und sagen, wir hätten die ganze Zeit Recht gehabt.« Sie presste die Hände zusammen. »Ich bin Ihnen so dankbar.«
Sie fiel auf das Kissen zurück. Ihre Lippen waren trocken, und sie atmete schwer. Tränen flossen über ihre Wangen. Ich nahm ein Papiertuch und wischte sie ab. Die untere Hälfte ihres Körpers hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt.
»Es macht mich so traurig«, flüsterte sie, »wenn ich daran denke, wenn ich mir wieder vorstelle, wie es passierte. Aber ich bin froh, dass Sie gekommen sind und uns... unsere Würde wiedergeben. Sie glauben wirklich, es geht alles auf Andres zurück?«
»Ja, ich bin sicher.«
»Harvey hat nie etwas davon gesagt.«
»Was ist mit dem beunruhigenden Fall, von dem Joshua der Polizei erzählt hat?«
»Das war wenige Wochen, bevor... Wir aßen zu Mittag, Harvey und ich. Wir aßen fast jeden Mittag zusammen. Er war unruhig, er schien sich große Sorgen zu machen, wo er sonst doch so ausgeglichen war. Er sagte, es wäre wegen eines Patienten, mit dem er kurz zuvor gesprochen hatte. Er sagte, es wäre sehr, sehr desillusionierend gewesen.«
Ich schaute sie fragend an.
»Er hat keinerlei Einzelheiten genannt. Wir sprachen nie über unsere Fälle. Wir machten uns das zur Regel, gleich als wir heirateten. Man gerät so leicht aufs Glatteis in der Hinsicht... Zwei Therapeuten unter einem Dach. Man bildet sich ein, ein Gespräch unter Kollegen sei in Ordnung. Und dann sagt man mehr als nötig. Es fallen Namen, so fängt es an, und am Ende ertappt man sich dabei, auf Partys über Patienten zu schwatzen.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es ist besser, sich von Anfang an strikt an die Regeln zu halten.«
»Aber irgendetwas muss Harvey doch gesagt haben, dass Sie dachten, es gäbe eine Verbindung zu seinem Tod.«
»Nein«, sagte sie traurig, »wir hatten eigentlich keinen Anhaltspunkt, wir klammerten uns einfach an alles, was irgendwie ungewöhnlich gewesen war, damit die Polizei endlich einsah, dass Harvey kein... Das Ganze war so unfassbar.
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