Boese Maedchen sterben nicht
und Barnabas beugte sich zu mir herüber. »Hm, das war vielleicht nicht gerade das, was sie jetzt hören wollte«, flüsterte er mir zu.
Tammy fuchtelte wild mit den Armen. »Raus!«, schrie sie. »Raus, oder ich rufe die Bullen!«
Sie war vollkommen in Panik und ich schwankte, als Barnabas mich bei der Schulter nahm und rückwärts mit sich zog.
»Tammy, hier wird ein Feuer ausbrechen!«, rief ich und es war mir egal, wenn das so klang, als wäre ich endgültig durchgedreht. Der Schrecken war einfach zu real gewesen. »Ich habe euch beide sterben sehen. Ihr müsst heute Nacht hier weg. Geht einfach irgendwo anders hin! Egal, wo!«
»Und du meinst, sie hält uns für verrückt, weil ich von Seelen rede?«, fragte Nakita kopfschüttelnd.
»Haut ab!«
Tammys Stimme wurde immer schriller und Johnny hatte seine Zimmertür geöffnet und spähte mit einem Auge durch den Spalt zu uns heraus.
»Ich hab dir doch gesagt, das wird nichts«, sagte Barnabas und sein Griff um meinen Arm wurde fester, als er mich einen weiteren Schritt rückwärtszerrte.
»Okay, okay«, gab ich nach und stolperte mit ihm mit. Wir schoben uns rückwärts am Kühlschrank vorbei und ich schnappte mir einen kleinen Notizblock mit einer Einkaufsliste obenauf von der Tür. Der Bleistiftstummel, der daneben hing, schwang wild hin und her und ich fing ihn auf. »Ich gebe dir jetzt eine Telefonnummer«, sagte ich und schrieb sie schnell auf. »Ruf diesen Jungen an, okay? Sein Name ist Shoe. Er lebt in Iowa. Ich habe ihm letzten Monat geholfen. Na ja, eigentlich mehr seinem Kumpel Ace, aber Ace ist jetzt in der Klapse, darum musst du mit Shoe reden.« Wie wär’s, wenn du einfach mal die Klappe hältst, Madison?
»Bist du so was wie ’ne Mary Poppins für Arme?«, fragte Tammy spöttisch, die offenbar langsam ihren Mut wiederfand, jetzt, da wir uns auf die Tür zubewegten.
»Ruf ihn einfach an«, sagte ich. »Man wollte ihm die Schuld am Tod dreier Menschen zuschieben, als sein Freund mit einem Computervirus das System eines Krankenhauses lahmgelegt hat. Wir haben das Ganze wieder in Ordnung gebracht. Wir wollen nur helfen, Tammy!«
Mit verschränkten Armen stand sie da, das Telefon an die Brust gedrückt. »Ihr habt sie doch nicht alle.«
Ich stieß mit Nakita zusammen und die Kälte des Treppenhauses ließ mich erschaudern. »Ruf ihn einfach an, okay? Und das hier ist meine Handynummer. Ruf mich an, wenn du reden möchtest.«
»So oder so, sie wird kaum noch am Leben sein, wenn morgen früh die Sonne aufgeht«, bemerkte Nakita nüchtern und ich holte tief Luft. Meine Sohlen scharrten über den Teppich im Flur.
»Ruf Shoe an«, beschwor ich Tammy und warf den Notizblock zwischen uns auf den Fußboden. »Finde heraus, ob ich sie noch alle habe oder nicht. Oder lass es bleiben, ganz wie du willst. Aber sieh zu, dass ihr heute Nacht nicht hier seid. Du und Johnny. Ich weiß, er ist eine Nervensäge, aber nimm ihn mit, wenn du ins Kino gehst oder Eis essen oder was auch immer. Sei nur nicht hier! Du musst mir glauben, Tammy! Es wird hier brennen!«
Jetzt, da wir im Treppenhaus waren, fand sie langsam ihr Selbstbewusstsein wieder und kam ein paar Schritte hinter uns her. Johnny stand mit weit aufgerissenen Augen hinter ihr und der Hund hielt schwanzwedelnd sein Spielzeug im Maul. Tammy starrte uns bloß finster an und es war Johnny, der schließlich den Zettel mit der Telefonnummer aufhob. Mit einem Ruck stieß sie uns die Wohnungstür vor der Nase zu. Der Knall hallte durchs Treppenhaus. Drinnen wurde die Musik wieder lauter.
»Na, das ist ja mal richtig gut gelaufen«, brummte Barnabas niedergeschlagen und vergrub die Hände in den Taschen.
5
Ich klappte mein Handy zu und steckte es wieder in die Tasche. Josh hatte mir getextet, ergehe jetzt zum Schein ins Bett und würde noch ein halbes Stündchen abwarten, bevor er versuchte, sich davonzumachen. Ich hatte mit >Ok, bis später und danke!< geantwortet. Jetzt spähte ich zu Barnabas hinüber, der neben mir saß, eingezwängt zwischen der Außenmauer des Waschsalons und der Mülltonne. Es war neun Uhr hier, zu Hause war es elf. Eine Stunde durfte ich noch wegbleiben. Ich hatte keine Ahnung, um wie viel Uhr genau das Feuer ausbrechen würde, aber in meiner ersten Vision war Tammy zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause gewesen. Also war es sehr wahrscheinlich, dass es irgendwann zwischen neun Uhr und Mitternacht, Ortszeit, passieren würde. Aber bei meinem Glück würde es wahrscheinlich genau in
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