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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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entgegnete ich und war froh, dass wir in etwa gleich groß waren und ich nicht noch zu ihm aufsehen musste. »Und jetzt hör mal zu, Karottenkopf«, sagte ich und gab ihm sein Schwert wieder, woraufhin Barnabas die Augen Richtung Himmel verdrehte. »Es ist mir egal, was die Seraphim sagen. Du tötest Tammy nicht. Sie ist tabu. Ein Testobjekt, wenn du so willst.«
    Tammys Schluchzen hinter mir verstummte.
    »Aber die Seraphim …«, begann Demus und sein Blick wanderte wieder zu Tammy. Sie hätte das alles eigentlich gar nicht hören dürfen, aber vielleicht half es ihr ja zu verstehen.
    »Die Seraphim spielen nicht fair«, unterbrach ich ihn. »Ich wette, sie haben dir noch nicht mal gesagt, was ich vorhabe, stimmt’s? Das hier ist meine Vollstreckung und sie funken mir einfach dazwischen, indem sie dich schicken. Und daraufhin hat Ron Arariel abkommandiert, hab ich recht? Und jetzt habt ihr mir alles vermasselt. Aber da du nun schon mal hier bist, machst du gefälligst, was ich dir sage, und ich sage dir, dass Tammy morgen früh ganz normal aufwachen wird! Wir versuchen hier, ihr Leben zu ändern, nicht, es zu beenden.«
    Das war eine ganz schöne Predigt gewesen und ich trat einen Schritt zurück, um nach Luft zu schnappen. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, Demus starrte mich verwirrt an, dann sah er zu Barnabas hinüber, um sicherzugehen, dass ich ihn nicht bloß auf den Arm nahm. »Aber den Weg einer Zielperson kann man nicht ändern«, erklärte er verunsichert.
    Barnabas zuckte mit den Schultern und ich erwiderte: »Jedenfalls nicht, wenn man sie einfach abmurkst.«
    Tammy bewegte sich unauffällig auf den Ausgang der kleinen Gasse zu. Barnabas versperrte ihr schnell den Weg und sie stieß ein gequältes Wimmern aus, als sie, die Arme vor der Brust verschränkt, stehen blieb.
    »Wir haben es schon einmal geschafft, das Schicksal eines Menschen zu wenden«, sagte Barnabas schließlich. »Und diesmal wird es auch klappen.«
    Demus trat von einem Fuß auf den anderen. Die Spitze seines gezogenen Schwerts zeigte nach unten. »Aber die Seraphim haben gesagt-«
    »Und ich hab gesagt, sie ist tabu!«, rief ich ungeduldig. »Jetzt steck endlich dein Schwert weg und hör mir zu.«
    »Himmelherrgottsakrament«, murmelte Demus vor sich hin und ließ sein Schwert verschwinden. »Ich kann nicht zulassen, dass Ron ihr einen Schutzengel verpasst. Weißt du eigentlich, was mit Menschen passiert, die ihre Seele verloren haben und dann sterben, ohne es geschafft zu haben, sie wiederzubekommen?«
    Das wusste ich nicht, aber Barnabas schien sich wieder zu entspannen, denn nach einem kurzen Blick über die Schulter ließ auch er sein Schwert verschwinden. Dann vergrub er die Hände in den tiefen Taschen seines Mantels und sah zu dem brennenden Gebäude auf. »Sie wird ihre Seele wiederbekommen«, sagte er leise.
    Tammy wollte an Barnabas vorbei aus der Gasse stürmen, aber der Engel streckte den Arm aus und hielt sie fest. »Lass mich los!«, schrie sie und verpasste ihm eine Ohrfeige. Barnabas nahm den Schlag klaglos hin und drehte sich mit Tammy so, dass niemand sie von außerhalb der Gasse sehen konnte.
    »Das ergibt doch alles keinen Sinn«, sagte Demus und ich machte einen Schritt auf ihn zu, in der Hoffnung, dass das Fernsehteam von dem lokalen Nachrichtensender nicht in unsere Richtung sah. »Entweder die Zielperson stirbt oder sie bekommt einen Schutzengel. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    Ich lächelte. »Demus, wir regeln das hier schon. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit - und das ist der freie Wille.«
    »Ich hab gesagt, lass mich los!«, begehrte Tammy erneut auf und wand sich in Barnabas’ Griff. »Ich muss zu Johnny. Ich hab ihn allein an der Laterne stehen lassen.«
    Demus warf ihr einen beinahe übermütigen Blick zu und klopfte sich die Asche aus dem Haar, die überall herumflog. »Entspann dich mal, Süße, die beiden da haben dir gerade das Leben gerettet.«
    Ich atmete aus. Einen Engel hatten wir schon mal im Sack, jetzt fehlte nur noch der zweite. Der weiße Engel würde mir aber kaum zuhören. Wahrscheinlich sollte ich wenigstens versuchen, Tammys Resonanz zu ändern, jetzt, wo ich mal einen Moment Ruhe hatte, um nachzudenken.
    »Ich hab gesagt, lass mich los!«, schrie Tammy und trat Barnabas vors Schienbein.
    Barnabas jaulte auf und lockerte für einen Moment seinen Griff. In der nächsten Sekunde war Tammy weg. Barnabas rannte drei Schritte hinter ihr her und kam dann schlitternd wieder

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