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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ich muss gehen«, murmelte ich voller Panik.
    Ich zuckte zusammen, als der Polizist, der meinen Arm festhielt, mich zurückriss. »Daraus wird wohl nichts. Wie sieht’s aus, kommst du freiwillig mit?«
    »Sie hat meine Wohnung in Brand gesetzt!«, schrie Tammys Mutter wieder und fing an zu weinen. »Ich habe nichts mehr!«
    Immerhin haben Sie noch Ihre Kinder , dachte ich, aber das konnte ich nicht laut aussprechen. Sie würden nicht verstehen, wie knapp Tammy und Johnny mit ihrem Leben davongekommen waren.
    »Hey!«, rief ich, als der Polizist unsanft an meinem Arm zerrte und mich wegzuführen begann. »Ich hab das Feuer nicht gelegt! Ich hatte nur so ein Gefühl.«
    »Tja, dann steckt ihr zwei jetzt ganz schön in der Klemme, du und dein Gefühl«, erwiderte der Polizist. »Wie alt bist du?«, fragte er. Wenn ich noch minderjährig war, konnten sie mich nicht verhören, ohne dass ein Erziehungsberechtigter dabei war.
    »Siebzehn«, flüsterte ich und dachte an die Enttäuschung in den Augen meines Dads. »Hören Sie, ich sollte eigentlich gar nicht hier sein.«
    Der Polizist öffnete die Tür eines Streifenwagens. Hier am Straßenrand war es etwas ruhiger, nachdem der Verkehr der sechsspurigen Straße irgendwo anders hin umgeleitet worden war. Alles war voller Leute. »Wie heißt du? Wie erreichen wir deine Eltern?«
    Ich stieg ins Auto. Mein Mund war zu und das würde auch so bleiben. Ich hatte furchtbare Angst, aber gleichzeitig hätte ich losprusten können vor Lachen. Ich war die schwarze Zeitwächterin, ich konnte die Zeit anhalten, schwarzen Todesengeln den Marsch blasen, mit Engeln fliegen - und ich hatte Angst. Am besten spielte ich einfach mit, bis Barnabas auftauchte und ein paar Gedächtnisse manipulierte, aber je weniger es zu manipulieren gab, desto besser. Also sagte ich gar nichts und sah bloß zu ihm hinaus, doch ich wusste, dass es keine Gnade geben würde.
    Der Polizist stieß ein leises Schnauben aus. »Falsche Antwort«, brummte er und schlug die Tür hinter mir zu. Sie schloss sich mit einem dumpfen Knall und sperrte den Lärm und das Durcheinander aus. Warme Stille umfing mich beinahe tröstlich, obwohl der Sitz hart und es hier drinnen ziemlich eng war. Draußen lärmten weiter die Feuerwehrautos und die jammernden Leute, aber hier drinnen war es ruhig.
    Der Polizist klopfte an die Scheibe und ich zuckte zusammen. »Wenn ich zurückkomme, sollte dir deine Telefonnummer besser wieder eingefallen sein, Fräulein«, drohte er und seine Stimme drang gedämpft durch das Glas. Dann drehte er sich um und stolzierte davon.
    »Na, jetzt hast du es dem kleinen bösen Mädchen aber gezeigt, du Wichtigtuer«, murmelte ich vor mich hin, dann verschränkte ich die Arme vor der Brust und lehnte mich zurück. Ich hatte das ungute Gefühl, dass ich es nicht rechtzeitig nach Hause schaffen würde. Draußen sah ich Tammy, die mit dem Feuerwehrmann und einem anderen Polizisten redete und in meine Richtung zeigte. Johnny wirkte ziemlich verloren, als er das Knie seiner Mutter tätschelte, die in Tränen aufgelöst auf dem Boden saß und ihren Hund in den Armen wiegte. Barnabas stand ein Stück abseits der Menschenmenge und neben ihm Nakita. Ich konnte weder Demus noch den weißen Engel, den Barnabas Arariel genannt hatte, sehen. Vielleicht waren sie gegangen. Vielleicht hatte das alles hier ja bewirkt, dass sich Tammys Zukunft geändert hatte.
    Ja, und vielleicht wachsen mir Eistüten aus den Ohren. Wenn die Seraphim einen schwarzen Engel geschickt hatten, dann bedeutete das, dass Tammys Seele noch immer in Gefahr war. Und ich trat immer noch auf der Stelle.

6
    Ich saß auf einem Drehstuhl, starrte auf die Wanduhr und tippte im Takt ihres Tickens mit der Fußspitze auf den Boden, um den Polizisten zu irritieren, der hinter dem Schreibtisch hockte. In erster Linie aber schmollte ich vor mich hin. Entweder durch pures Glück oder Grace’ Einmischung war ich hier gelandet statt in einer Zelle für jugendliche Kriminelle, die offenbar gerade bis oben hin vollgestopft war. Vielleicht lag es auch an dem Feuer, aber ich hatte eher Grace in Verdacht. Mein ehemaliger Schutz- und mittlerweile Botenengel war aufgetaucht, als wir gerade auf dem Weg zum Polizeirevier waren, und ich wäre um ein Haar in der Psycho-Abteilung gelandet, als ich anfing, mit ihr zu reden. Doch eine Weile hatte ich das Glück noch auf meiner Seite und so war ich, statt in einer Zelle, im Büro irgendeines Polizisten gelandet, während die Herren

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