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Böse Schafe: Roman (German Edition)

Böse Schafe: Roman (German Edition)

Titel: Böse Schafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Lange-Müller
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Nacht, denn sie war erstaunlich schnell stubenrein, pinkelte und schiß ausschließlich in eine ganz bestimmte, so weit wie möglich von ihren Vorräten entfernte Ecke des Kohlenkastens, knabberte bloß unser Bettzeug an und »befreite« dich, wie du es deutetest, von deiner Uhr, deren Lederarmband sie durchnagte, während du schliefst, so behutsam, daß du nichts davon merktest. Friede wollte Nüsse, Kekse, Schokolade und spielen. Sie liebte es, Anlauf zu nehmen, dir oder mir auf die Brust zu springen und sich dann nicht ergreifen zu lassen, sondern zu entkommen und das Ganze zu wiederholen. Wurde sie irgendwann doch erwischt, quiekte sie, vergnügt, wie du meintest. Und tatsächlich sah es so aus, als ob sie womöglich Humor hatte; ihr Quieken jedenfalls klang übermütig wie das eines Kleinkinds, das in die Luft geworfen und wieder aufgefangen wird.
    Marlene hatte beschlossen, uns künftig fernzubleiben, und begründete es am Telefon damit, daß du ihr keine einzige Antwort gegeben, nur Ausreden gebraucht hättest, versprach aber, am letzten Treffen teilzunehmen. Juli, Clara und Hanna zogen sich ebenfalls zurück, Hanna per Klartext; Juli und Clara erklärten sich nicht näher. Clara, die betonte, daß sie auch in Julis Namen spreche, sagte vage, es täte ihnen leid. Doch zum Treffen kämen sie trotzdem, weil sie dir, wie Clara es formulierte, »nichts vermasseln« wollten; du wärst »so schon genug gestraft«. Aber Frank blieb uns erhalten, meinte, daß ihn dein »Schicksal nun erst recht und vor allem als künstlerische Herausforderung, also auf der professionellen Schiene« interessiere, und ebenso Marc, der sich am wenigsten Sorgen machte, seine Angst zumindest nicht zeigte. »Kommt doch aus meiner Heimat, die Scheiße. Kommt aus den Staaten, wie so mancher Ärger und ich. Hat garantiert der CIA verbockt oder die NASA. Aber das kriegen die wieder hin, müssen sie ja. Wird allerdings ’ne Weile dauern, diesmal«, erklärte er lachend, fast ein wenig stolz, als er, ohne daß er sich vorher angekündigt hätte und auch schon etwas betrunken, spät am Abend des ersten Sonntags nach Joes Bombe mit einer Flasche Whiskey unterm Arm vor unserer Tür stand.
    Obwohl – von Ausnahmen abgesehen – nur noch ich dich zur Triade brachte oder von dort abholte und doch immer öfter hinnahm, daß du allein unterwegs warst, und eine Menge regelte, klärte, organisierte, meistens für dich, und jedes Wochenende Blumen verkaufte, kann ich mich kaum daran erinnern, wie dieser zweite Wohngruppenmonat verging, schnell sicher nicht. Wir Übriggebliebenen, du, Frank, Marc, ich, sogar Joe, besprachen miteinander gerade mal das Nötigste, wollten, denke ich, den Zeitdruck, den Zwang, die Kontrolle los und nicht länger Kind oder Kindermädchen sein, wünschten den Tag herbei, von dem an du allein für dich verantwortlich wärst.
    Doch soweit er mich betraf, war dieser Wunsch halbherzig. Halbherzig ist ohnehin das Wort, mit dem sich immer noch am besten fassen läßt, wie mir zumute war. Ich wollte bei dir bleiben, dir nahe, aber nicht ganz nahe sein. Die Angst vor und die Liebe zu dir attackierten einander pausenlos; mal gewann die eine Oberhand, dann wieder die andere, was mich alles in allem auf schwer beschreibbare Art lähmte, den Schmerz betäubte und mich diese Taubheit als schmerzlich empfinden ließ. Ich war von Kopf bis Fuß wie ein einziger, großer Backenzahn, der nicht wirklich weh tut, auf den zu beißen man aber möglichst vermeidet. Es gab Phasen, in denen mich die Verzweiflung derart im Griff hatte, daß ich schon wieder tollkühn wurde. Dann fummelte ich, mit den Tränen kämpfend, an dir herum, und wenn ich ein standhaftes Ergebnis erzielte, was trotz der grimmigen Miene, die ich dabei machte (denn sie spiegelte sich ja wider in deinen weit geöffneten, mich unglücklich anschauenden Augen), meist immer noch der Fall war, zog ich dir ein Kondom über und ritt deinen Schwanz, der sich kühl anfühlte und undefiniert glatt, wie ein Fremdkörper, zunächst dildoartig, doch bald weißwürstchenweich; und genau so sah er aus – einen Moment nachdem ich endlich aufgegeben und mich von dir runtergerollt hatte, auch weil ich fürchtete, durch meine hektisch-verklemmten Bewegungen könnte sich das Kondom gelöst und in mir verkrümelt haben. Aber jedesmal hing die Pelle noch an deinem …, laß es mich Glied nennen, das sich zu schämen schien, unter dem Gummi und meinem mitleidigen Blick.
    Du warst in dieser Zeit

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