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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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Fon Pyre, dem wir zwei schwere Tüten voller Vorräte aus Freds Laden aufs Auge gedrückt hatten.
    Ja, wir hatten gestohlen. Da wir ohnehin tief im Schlamassel steckten, fanden wir, dass ein kleiner Ladendiebstahl die Sache kaum schlimmer machen konnte. Davon abgesehen brauchten wir unbedingt etwas zu essen, und ich hatte meine Zweifel, dass es irgendwo in dieser Stadt überhaupt noch irgendjemanden gab, der uns irgendetwas verkaufen würde. Dafür wiederum hätte man sowieso voraussetzen müssen, dass wir Geld zum Einkaufen hatten. Hatten wir aber nicht.
    Gerade als ich mit dem Gedanken spielte, noch einmal zurückzugehen, um Freds Kasse zu plündern, überraschte Chester mich: Er sagte etwas halbwegs Intelligentes.
    »Fandest du es nicht auch seltsam«, meinte er, »dass Fred einfach so losgegangen ist und uns Kaffee gemacht hat?«
    »Du hast recht«, erwiderte ich und sah auf Fon Pyre herab. »Hast du vielleicht eine Erklärung für sein Verhalten?«, fragte ich ihn, nachdem ich dem Dämon geschildert hatte, was er nicht mitbekommen hatte.
    »Habe ich«, antwortete er knapp.
    »Dann rück schon raus«, sagte ich ungeduldig. »Hiermit befehle ich dir, uns zu sagen, was du weißt.«
    »Wie ich ja bereits erwähnt habe, können gefallene Engel den Geist der Menschen beeinflussen«, holte Fon Pyre aus. »Wenn der Engel jedoch schläft, ist seine Aufmerksamkeit weniger zielgerichtet. Deshalb wusste dieser Fred auch nicht, was er mit euch machen sollte, als du ihn nach der Bestrafung gefragt hast. Der Engel hatte es ihm nicht gesagt und hat zu dem Zeitpunkt geschlafen, so dass er Freds Gedanken nicht manipulieren konnte. Man könnte sagen, Freds Kopf arbeitet als eine Art Empfänger, doch das ausgesendete Signal war einfach zu schwach. In gewisser Weise war Fred auf sich selbst gestellt und damit offen für jede Eingebung.«
    »Also war Freds Geist praktisch darauf ausgerichtet, Anordnungen zu erhalten, die er vom Engel jedoch nicht bekommen hat«, fasste ich zusammen, »und dadurch, dass ich den Kaffee bestellt habe, ist diese Lücke bei Fred geschlossen worden.«
    »Exakt.«
    »Engel schlafen also«, sagte Chester.
    »Zumindest die gefallenen Exemplare«, antwortete Fon Pyre.
    »Sind sie im Schlaf eigentlich leichter verwundbar?«, erkundigte ich mich.
    »Was für eine dämliche Frage ist das denn?«, erwiderte Fon Pyre. »Natürlich!«
    »Kannst du gefallene Engel eigentlich aufspüren?«, hörte ich mich plötzlich fragen.
    »Ja, kann ich.«
    »Chester«, sagte ich und drehte mich zu ihm um. »Nimm den Proviant und richte den anderen aus, dass ich bald zurück bin.«
    »Was hast du vor?«, wollte Chester wissen und blieb unmittelbar vor der Feuerleiter stehen.
    Als wäre es das Normalste auf der Welt, gab ich zurück: »Ich ziehe los, um diesen Engel um die Ecke zu bringen.«

 
     
     
     
     
     
     

     
     
    Fon Pyre und ich eilten los, um dem Engel den Garaus zu machen. Ich war allerdings keine fünf Schritte gelaufen, da versuchte Chester bereits, mir die Sache auszureden.
    »Stu, wart mal kurz«, sagte er, als er mich eingeholt hatte. »Bist du dir auch ganz sicher? Ich meine nur, weil … Erinnere dich, als Father Reedy … Komm schon, Mann, denk noch mal nach. Was du vorhast, ist … na, du weißt schon.«
    »Deine Redegewandtheit ist geradezu verblüffend«, erwiderte ich, ohne stehen zu bleiben. »Du solltest unbedingt dem Debattierklub beitreten.«
    »Komm schon, du weißt genau, was ich meine«, ließ Chester nicht locker. »Es ist böse. Und etwas Böses zu tun, selbst um einen Bösewicht aufzuhalten, ist trotzdem immer noch …«
    »Böse?«, beendete ich seinen Satz.
    »Genau!«, stimmte Chester zu. »Das würde Father Reedy sicher auch sagen. Das, und dass du auf Gott vertrauen solltest.«
    »Mag sein, aber Father Reedy ist nicht hier«, hielt ich dagegen. »Und warum ist er nicht hier? Weil er versucht hat, die Dinge auf seine Weise zu regeln, und dafür gesteinigt wurde.«
    »Das bedeutet noch lange nicht, dass er im Unrecht war«, wehrte Chester sich.
    »Richtig«, sagte ich. »Es bedeutet lediglich, dass diejenigen, die im Unrecht waren, mehr Steine zur Verfügung hatten.«
    »Darauf wollte ich eigentlich nicht …«
    »Halt die Klappe, Chester«, unterbrach ich ihn genervt. »Das ist eine Sache, die einfach getan werden muss. Und ich bin nun mal der Einzige, der den Mut dazu hat. Also bleibt mir nichts anderes übrig. Ende der Geschichte.«
    Ich drehte mich um und rannte los. Fon Pyre folgte

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