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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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erfreuen, wie cool ich reagiert hatte. Im Erdgeschoss angekommen, rannte ich durch die Eingangstür und geradewegs in einen Mann hinein, der im Begriff war, das Gebäude zu betreten.
    Der Mann war nicht alleine. Kurz bevor ich mit ihm zusammenprallte, bemerkte ich, dass er einen Teenager, dessen Hände auf dem Rücken festgebunden waren, unsanft am Oberarm gepackt hielt.
    »Hey!«, sagte ich und fiel hin.
    »Hey!«, wiederholte der Mann, bevor ich auf ihm landete.
    »Stuart!«, rief der Teenager. Diese Stimme kam mir seltsam bekannt vor.
    Schließlich zischte Fon Pyre mir zu: »Pass doch auf, wo du hingehst.«
    Ich hob den Blick. Es war tatsächlich Chester. Und anscheinend hatte ich ihn von seinem Bewacher befreit, der völlig benommen unter mir am Boden lag.
    »Danke«, sagte Chester.
    Ich stand auf und erwiderte: »Keine Ursache.«
    »Dir ist schon klar«, fuhr Chester fort, »dass du einen Dämon auf dem Rücken trägst, oder?«
    »Los, weiter!«, rief Fon Pyre.
    Ich schaute zurück. Der Hüne, dem ich so gekonnt ausgewichen war, trat gerade durch die Tür. Sofort nahm ich die Beine in die Hand und hoffte inständig, dass Chester so viel Grips besaß, es mir gleichzutun. Erleichtert stellte ich fest, dass er mich nicht enttäuschte.
    Wow. Doch nicht ganz so dumm, das Bürschlein.
    Trotzdem durfte ich mir nichts vormachen: Zu Fuß würden wir nicht weit kommen. Der Riese war uns dicht auf den Fersen. Und dann waren da noch die vielen Menschen, die aus dem Gebäude strömten, um sich der Jagd anzuschließen. Doch das war natürlich längst nicht alles. Überall um uns herum kamen Leute aus den Wohnhäusern und den Geschäften, als wären sie ein Schwarm Wespen, und trieben uns immer weiter in die Enge. Wie aus heiterem Himmel hielten Autos an. Fahrer und Beifahrer sprangen heraus, um sich an dieser spontanen Party zu beteiligen. Chester, der ohnehin nicht in sonderlich guter Verfassung war, schnaufte bereits wie eine Lokomotive. Mir würde auch bald die Puste ausgehen. Schließlich hatte ich einen Dämon auf dem Rücken.
    Wieder beschäftigte mich die Frage, wieso Fon Pyre mir geholfen hatte. Falls wir je die Gelegenheit dazu bekamen – und im Moment bezweifelte ich das sehr stark –, würde ich ein langes Gespräch mit ihm führen müssen.
    Wie aus dem Nichts tauchte ein Polizeiwagen vor uns auf, versperrte uns den Weg und spuckte Officer Harpur aus. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie Harpur mir und meinen Mitschülern im sechsten Schuljahr die Wache von Ice Lake gezeigt hatte. Seither war er mir sympathisch gewesen. Als er jetzt jedoch seine Pistole zückte und sie geradewegs auf meine Brust richtete, änderte ich meine Meinung.
    Doch das Glück war uns hold: In dem Augenblick fiel Chester nämlich über seine eigenen Füße. Als ich ihn aufschreien hörte, drehte ich mich um und sah gerade noch, wie er der Länge nach hinschlug. Dadurch stolperte sein bulliger Verfolger über ihn, segelte an mir vorbei und prallte schließlich mit Officer Harpur zusammen. Die beiden gingen zu Boden, wobei Harpur die Waffe aus der Hand fiel.
    »Schnapp sie dir!«, raunte Fon Pyre mir zu.
    Ohne nachzudenken, gehorchte ich.
    Und plötzlich war ich bewaffnet.
    »Er hat eine Pistole!«, schrie einer meiner Verfolger. Offenbar hatte seine Furcht vor Waffen die Kontrolle des Engels über ihn außer Kraft gesetzt.
    »Ah … zurück mit euch!«, rief ich und fuchtelte ziellos mit der Pistole herum. »Ich weiß, wie so ein Ding funktioniert«, fügte ich hinzu, wenngleich kein Wort davon stimmte. Mein gesamtes Wissen über Waffen stammte aus dem Fernsehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich selbst verletzte, war größer als die, dass ich anderen Schaden zufügte. Es sei denn, ich drückte aus Versehen ab.
    Ich richtete die Waffe gen Himmel. Nur, um auf der sicheren Seite zu sein.
    »Ihr sollt mich endlich in Ruhe lassen!«, rief ich und hoffte, dass es möglichst furchterregend klang.
    »Schnapp dir den Wagen«, sagte Fon Pyre.
    »Das Polizeiauto?«, antwortete ich ungläubig. War es schon so weit gekommen, dass ich mich an Staatseigentum vergriff?
    Doch dann fragte ich mich im Stillen, warum ich das verdammt noch mal nicht tun sollte.
    »Stehen bleiben!«, befahl ich Officer Harpur und dem Riesen, die sich gerade aufgerappelt hatten. »Komm hierher, Chester.«
    »Lass ihn«, meinte Fon Pyre. »Mit dem haben wir doch nur Scherereien.«
    »Beeil dich, Chester«, sagte ich eine Spur lauter.
    »Ja doch«, antwortete er und

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