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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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hast du als Nächstes vor? Willst du mir etwa den Hintern versohlen?«
    »Ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde«, entgegnete sie und ging zu ihrer Tasche, die in der Ecke stand. »Mr. Brightly meinte, es wäre am effektivsten, wenn wir dem Teil deines Körpers Schaden zufügen, der dich zur Sünde angestiftet hat. So sagt es auch unser Herrgott: ›Wenn dir aber dein rechtes Auge ein Anstoß zur Sünde wird, so reiß es aus und wirf es von dir.‹ Lieber einäugig vor der Himmelspforte als mit voller Sehkraft im Fegefeuer.«
    Eisige Furcht packte mich. »Nein …«, keuchte ich. »Du wirst doch nicht etwa …«
    Erleichtert beobachtete ich, wie meine Mutter einen Wasserkocher aus der Tasche zog. Und im selben Moment kehrte die Panik aus just demselben Grund zurück. Sie hatte nicht vor, mir mein bestes Stück abzuhacken. Stattdessen wollte sie es bis zur Unkenntlichkeit verbrennen.
    »Was jetzt kommt, tut mir mehr weh als dir«, erklärte sie, während sie den Kocher in Mr. Brightlys Pantry-Küche befüllte.
    »Das wage ich zu bezweifeln«, antwortete ich. »Mom, bisher hast du mir nur Dinge angetan, die ich als dein Sohn schon früher so oder so ähnlich erlebt habe. Aber wenn du das mit dem kochenden Wasser durchziehst, werde ich dir niemals vergeben.«
    Als Mom gerade den Wasserkocher einstöpseln wollte, hielt sie kurz inne, drehte sich zu mir um und sah mich an.
    »Stuart …«, setzte sie an. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich echte Gefühle wider. Ich witterte meine Chance, endlich zu ihr vorzudringen, doch just in dem Moment kehrte natürlich Brightly zurück.
    »Ich habe hier frische Tomaten für unseren Gast«, meinte er und stellte die Tüte mit dem ekelhaften Gemüse auf dem Küchentresen ab. »Wie geht es mit der Disziplinierung voran?«
    Er wartete die Antwort gar nicht erst ab. Das musste er mit seinen Fähigkeiten schließlich nicht.
    »Verstehe«, sagte er, ging zu meiner Mutter und legte ihr zärtlich die Hände auf die Schultern. »Deine Familie ist sehr wichtig für dich. Genauso sollte es auch sein. Und genau deshalb darfst du nicht von deinem Vorsatz ablassen. Sobald Stuart die Wahrheit akzeptiert, wird er dir dankbar sein für das, was du heute getan hast.«
    »Nein, das werde ich nicht«, hielt ich dagegen, obwohl ich wusste, dass es sinnlos war. Meine Mutter war ihm regelrecht verfallen, hing ihm förmlich an den Lippen. Dagegen war ich machtlos.
    »Sie haben natürlich recht«, antwortete sie, steckte den Stecker ein und sah Brightly dabei tief in die Augen.
    Behutsam umfasste er ihr Gesicht und schenkte ihr ein einnehmendes Lächeln.
    Dann küsste er sie auf den Mund.
    »Hey!«, rief ich. »Das ist meine Mutter!«
    Mom legte die Arme um den gefallenen Engel, zog ihn näher zu sich und erwiderte seinen Kuss voller Leidenschaft. Das war mehr, als ich ertragen konnte, weshalb ich die Augen schloss und abwartete.
    Als ich sie wieder öffnete, waren die beiden allerdings noch immer zugange. Und Mr. Brightly, der Engel, hatte mittlerweile seine Hände auf ihren Hintern gelegt.
    »Igitt«, raunte ich und wandte erneut den Blick ab.
    Im selben Moment drang ein Geräusch an meine Ohren. Wegen des aufkochenden Wassers war es kaum wahrnehmbar. Ich hatte es dennoch gehört.
    Ein Kichern.
    Wer, dachte ich, würde sich am meisten darüber freuen, wenn ich gefoltert würde? Fon Pyre.
    Er war hier. Im Apartment.
    In Hörweite.
    »Fon Pyre!«, rief ich. »Komm her und befrei mich.«
    Pfeilschnell schoss der Dämon unter Mr. Brightlys Bett hervor.
    Er wirkte verstimmt und verängstigt zugleich. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass ich ihn entdecken würde. Jetzt musste er sich zu allem Übel auch noch kopfüber in tödliche Gefahr stürzen.
    Wie immer agierte er blitzschnell. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er meine Handfesseln durchtrennt. Aber leider war er nicht schnell genug.
    »Du da!« Brightly fuhr herum und warf das Messer, mit dem er gerade die Tomaten zerkleinern wollte. Es flog durch die Luft, und die Klinge blieb in Fon Pyres Fuß stecken. Damit war der Dämon bewegungsunfähig.
    »Aua!«, rief der Dämon und befreite sich vom Messer. Allerdings stürzte Brightly sich bereits auf ihn. Mit beiden Händen packte er den Dämon, hob ihn hoch und funkelte ihn an.
    »Deine Seele gehört mir«, fauchte er.
    Mein Blick glitt erst zu der Klinge auf dem Boden, dann hinauf zu dem verängstigten Dämon. Ich wusste, dass mir nur Zeit für eine

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