Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
Vom Netzwerk:
Anfall von Prahlerei holte sie ihre Llama und zeigte Jan, wie man sie lud. Doch als sie den Hahn spannte, rutschte der Finger ab, und ein Geschoss schlug in der Wand ein, die bereits von etwa dreißig Kugeln durchsiebt war. »Toll, mach das noch mal!«, rief Jan aufgeregt, aber Helen war ernüchtert.
    Unter dem Druck der Rivalität begann die Freundschaft bald zu leiden. Zorro und ich wetteiferten darum, wer seine Lady am schicksten einkleiden konnte. Die Frauen gingen einkaufen, kamen zurück und führten ihre Schätze vor. Helen hasste das und wollte unsere Hausgäste loswerden – aber alles sollte noch schlimmer werden.
    Der Ärger begann im Dezember 1968, als ich nördlich von San Francisco Grundstücke besichtigte. Ein Makler fand für mich eine wunderschöne, rund 62 Hektar große Ranch in der Nähe von Ukiah im Bezirk Mendocino. Gebäude gab es zwar nicht, aber ich konnte mir ein Haus auf dem bewaldeten Gelände bei einem der Bäche gut vorstellen. Mit einem Kaufpreis von 25 000 Dollar war das Angebot ein Schnäppchen, aber ich müsste dafür meine gesamten Ersparnisse aufbrauchen. Also überredete ich Zorro, die Kosten mit mir zu teilen. Allerdings wollte er im Kaufvertrag nicht namentlich auftauchen, um Ärger mit dem Finanzamt zu vermeiden.
    Der Mitarbeiter der Rechtstitelversicherung schaute dumm aus der Wäsche, als ich die 25 000 Dollar in bar bezahlte. Wenn ich mit Zorro über die Ranch sprach, ging es um einen Schlupfwinkel für den Club auf dem Land mit Schießständen und Bunkern an den Hängen. Wenn ich mich mit Helen unterhielt, schwärmte ich von einem malerischen Heim für die Familie und ein paar Freunde, wo wir der Hektik der Großstadt entfliehen und den Kindern beibringen konnten, dass die Welt nicht nur aus einem rot-weißen Abzeichen bestand.
    Einige Abende später, am 16. Januar 1969, endete die Euphorie jäh. Ich hatte DOA geraucht und litt an Verfolgungswahn. Ich schwitzte, ging unruhig auf und ab und dachte fieberhaft darüber nach, was ich der Steuerfahndung sagen sollte, wenn sie mich fragte, wie ein arbeitsloser Bauarbeiter eine Ranch kaufen und bar bezahlen konnte. »Jetzt bin ich ein verdammter Al Capone«, sagte ich zu Helen. »Man wird mich wegen Steuerhinterziehung einbuchten.«
    Mit jedem weiteren Zug »Friedenskraut« wurden meine Sorgen größer. Ich zermarterte mir das Gehirn darüber, wie ich Zorros Anteil in Höhe von 12 500 Dollar kaschieren sollte. Zudem war ich wütend auf mich, weil ich das Problem nicht vorausgesehen hatte, und ärgerte mich über Zorro, der nur an sich selbst dachte und mir eine zusätzliche Last aufhalste. Meine Angst raubte mir den Atem. Es war, als ringelten sich Schlangen um meinen Hals.
    Helen riet mir, nicht mehr zu rauchen. Ich hörte auf, weigerte mich aber, Beruhigungsmittel zu nehmen. Die ganze Nacht lang streifte ich durchs Haus. Am nächsten Morgen rief ich meinen Vater an, um seinen Rat einzuholen, aber ich war dermaßen stoned, dass er mich nicht verstand.
    Dann rüttelte ich Zorro wach, doch alles, was er von sich gab, war ein mürrisches »Verdammt noch mal, geh zu ’nem Anwalt«. Dreimal rief ich Ed Merrill an, einen bekannten Strafverteidiger, der mir beim Kampf um das Angels Inn geholfen hatte, aber ich konnte mich immer noch nicht klar ausdrücken. 43
    Als die Kinder in der Schule waren, redete Helen mit Zorro. »Du musst ihm helfen. Tu was. George dreht durch.« Er kam ins Wohnzimmer und versuchte mich zu beruhigen, doch allein sein Anblick und seine vorgetäuschte Besorgnis machten mich wütend. Hatte ich ihn nicht ins Geschäft gebracht und zu meinem Partner gemacht? Was hatte er für mich getan? Er überließ den finanziellen Schlamassel mir. Ich hatte die ganze Nacht darüber gegrübelt, und jetzt lagen meine Nerven blank. Ich fühlte mich ausgenutzt und verlassen.
    Während Zorro auf dem Sofa an seinem Kaffee nippte, ging ich ins Schlafzimmer und holte meine .45er aus der Kommode. Dann ging ich mit der Knarre an meiner Seite und dem Finger am Abzug zurück ins Wohnzimmer. »Du hast mich reingelegt«, sagte ich. Zorros Gesicht hatte kaum Zeit, sich vor Furcht zu verzerren, und in dem kurzen Moment konnte er weder sprechen noch flüchten. Der Lauf hob sich. Der Hahn bewegte sich beinahe sacht nach hinten. Dann lösten sich mit ohrenbetäubendem Donnern sieben Schüsse und durchsiebten ihn. Nach den ersten paar Treffern krümmte er sich reflexartig und schaute Helen aus verdrehten, überraschten Augen an, während er die

Weitere Kostenlose Bücher