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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Handgelenken, und Knüppel drückten auf meinen Nacken, sodass mein Gesicht im lockeren Kies zerrieben wurde. 44
    Als sie mich zum Polizeiwagen zerrten, trafen Helen und Sonny in ihren eigenen Autos ein. »Was zum Teufel macht ihr mit ihm?«, kreischte Helen, rannte auf uns zu und stieß die Cops beiseite. Blut verklebte mein Haar, Schmutz und Kiesel steckten in meinem Gesicht, meine Kleider waren zerrissen. »Was ist das für ein Gestank?«, schrie Helen, während sie einem Arzt ein Tuch entriss und meine Wunden abtupfte.
    »Wir mussten Pfefferspray einsetzen, weil er Amok lief«, sagte ein Polizist. »Wir haben versucht, ihm Handschellen anzulegen, aber er hat sich gewehrt.«
    »Verdammt! Mussten die Knüppel wirklich sein? Musstet ihr ihm das alles antun?«
    Im Delirium sagte ich zu ihr: »Alles wird gut. Geh und hol Dad. Wir fahren nach Mendocino.« Ich weinte, blieb innerlich jedoch seltsam ruhig. »Wisch mir bitte das Gesicht ab«, sagte ich und machte mir mehr Sorgen wegen der Tränen als wegen des Blutes. »Komm schon, Süße. Komm mit mir.«
    Die Cops schüttelten die Köpfe. Also küsste sie mich und flüsterte: »Es ist okay. Alles ist in Ordnung. Geh mit ihnen.«
    Plötzlich fühlten sich die Handschellen an, als lägen sie um meinen Hals. »Nehmt sie weg! Nehmt sie weg! Nehmt sie weg, oder ihr könnt euch auf etwas gefasst machen!«
    Aus irgendeinem Grund fragten sie Sonny, ob er die Verantwortung übernehme, wenn sie mir die Handschellen abnähmen. »Verdammt, nein«, schnauzte er. »Wenn ihr ihm die Dinger abnehmt, ist das eure Sache.« Ich nehme an, ich war mehr, als er verkraften konnte.
    Als die Polizisten mich abführten, fuhr Sonny mit Helen und Jan zu seinem Haus und gab ihnen ein starkes Beruhigungsmittel. Durt holte die Kinder von der Schule ab, und sie spielten mit Sonnys elektrischer Schreibmaschine, während die Erwachsenen über die nächsten Schritte berieten. Augenblicke später rief »Fat Freddy« an, der im Auftrag des Clubs Schmiere stand, und meldete, Polizisten würden mein Haus durchsuchen. Als Sonny und Helen ankamen, hielten ein paar Cops sie an der Haustür auf – während ihre Kollegen 35 Waffen und Tausende Schuss Munition abtransportierten. Die Beamten glaubten, sie seien auf die Waffenkammer eines Hells Angels gestoßen, aber sie wunderten sich darüber, dass sie in diesem Haus kein einziges Samenkorn Marihuana fanden.

Kapitel 18
Ein Engel im Käfig
    B enommen und meinem schlimmsten Drogentrip ausgeliefert, brach ich zusammen, als sie mich auf die Beine stellen wollten. Also setzten sie mich auf einen Stuhl, aber ich rutschte zu Boden. Auf Händen und Knien und mit dem Kinn auf der Brust klammerte ich mich an den Beton und betete, die Erde möge mich nicht in den Weltraum hinausschleudern. Ich rief nach jemandem, der die Bruchstücke meines Geistes zusammenhielt, aber die Cops drehten mir nur den Rücken zu.
    Dann kam ein großer Mann um die Ecke und brüllte: »George, erkennst du mich?« Er berührte mich an der Schulter, aber seine Stimme klang, als dringe sie durch die Tür eines Banktresors. »George, du erinnerst dich an mich, nicht wahr? Komm schon, George.« Mein Gehirn setzte aus visuellen Puzzles ein Gesicht zusammen. Ich nickte. Es war der Rechtsanwalt Jules Bonjour. Ein Blick genügte ihm offensichtlich, um zu erkennen, dass die beste Verteidigungsstrategie und sinnvollste Reaktion darin bestand, einen Psychiater zu rufen. Der Seelenklempner konnte meinen Geisteszustand nach der Schießerei dokumentieren, sodass ich mich später vielleicht auf verminderte Schuldfähigkeit berufen konnte.
    Im Highland Hospital wurden meine Wunden genäht, dann untersuchte mich ein Psychiater. Die ganze Zeit über war ich an einen Rollwagen gefesselt. Später kamen mehrere Psychiater in meine Gefängniszelle, um ihre Beobachtungen zu notieren und mir ein paar Tabletten zuzuwerfen. Alle blieben jenseits des Gitters. Ich war ein Brocken gefährlicher Widersprüche. Einerseits verfluchte ich jeden, andererseits sehnte ich mich verzweifelt nach Gesellschaft.
    Auf Bonjours Vorschlag bekam ich einen Zellengenossen. Er hatte Freunde im Club, darum redete ich eine Weile mit ihm, doch ebenso trügerisch schnell, wie eine Wolke vorbeizieht, wurde der Typ für mich das personifizierte Böse. Ohne Vorwarnung fiel ich über ihn her und biss ihm ein Stück seines Ohrs ab. Als er zurückwich – der Abstand zwischen den Betten und dem Gitter betrug nur 1,80 Meter –, schlug ich auf ihn ein,

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