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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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restlichen Kugeln einsteckte.
    Die Pistole fiel zwischen die Patronenhülsen auf den Boden. Rauch wirbelte hoch. Ich fühlte nichts. Weder den Rückstoß noch den Stahl noch die warmen Blutspritzer. Es war, als habe die Kanone aus eigenem Antrieb Hass und Tod ausgespuckt. Erst als ich Zorro keuchen hörte, verwandelte sich meine Betäubung in Entsetzen. »Tu was, ruf einen Arzt!«, schrie ich.
    Helen rannte ans Telefon, begann zu wählen, hörte jedoch gleich wieder auf. »George! Dafür ist keine Zeit! Bring ihn ins Krankenhaus!«
    In blindem Gehorsam hob ich Zorro hoch und trug ihn in den Chrysler. Auf der Fahrt kreischte und schlingerte das Auto, und immer mehr Blut floss auf die Sitze. Zorro stöhnte im Delirium, aber ich versicherte ihm immer wieder: »Halt durch, Baby. Halt durch. Du schaffst es.«
    Mit qualmenden Reifen hielt ich unmittelbar vor der Notaufnahme, hob Zorro hoch, stieß die Tür mit einem Fuß auf und rannte hinein. »Helfen Sie ihm. Helfen Sie ihm.«
    »Wie oft ist auf ihn geschossen worden?«, fragte ein Sanitäter.
    »Einmal«, sagte ich. Aber die Chirurgen fanden bald darauf 17 Ein- und Ausschusslöcher und vier Streifschussspuren. Einige waren glatte Durchschüsse, aber manche Geschosse waren an Knochen abgeprallt oder hatten zuerst Gliedmaßen durchlöchert.
    »Sie arbeiten an ihm«, sagte eine Schwester. »Bleiben Sie ruhig. Mehr können Sie nicht für ihn tun.«
    Ich taumelte durch das Krankenhaus, von Drogen verwirrt und unter Schock stehend. Die Leute wichen mir aus. Das Krankenhauspersonal rief die Polizei.
    Mittlerweile bereitete sich Helen auf das Unvermeidliche vor. Sie musste unsere Drogenvorräte beseitigen, ehe die Cops kamen. Während draußen etliche Kilo Marihuana verbrannten, spülte sie Tausende von Tabletten die Toilette hinunter. Dann wandte sie sich Jan zu, die panische Angst hatte, und sagte: »Wenn du auch etwas hast, musst du es loswerden.«
    »Ich hab nichts«, schwor Jan.
    »Quatsch.« Helen wusste, dass Jan ein paar Seconal-Tabletten gehortet hatte. »Hör zu, du Schlampe. Geh und schau nach. Sofort!«
    »Ich hab nichts! Außerdem würde Zorro ...«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Geh und hol das Zeug.«
    Sie schob Jan in die Waschküche und stand neben ihr, bis diese die Tabletten unter der Matratze hervorgeholt hatte. »Du hast also nichts gehabt, ja?« Helen spülte die Tabletten hinunter, dann wirbelte sie herum. »Wehe, du hast noch etwas. Wenn du noch eine einzige Tablette in diesem verfluchten Haus versteckt hast und ich deswegen verhaftet werde, bist du tot.«
    Helen rief Sonny an und berichtete ihm, was passiert war. »Säubere das Haus«, fauchte er. »Ich bin schon unterwegs.« Kurze Zeit später kam er angerannt. Jan stürmte schluchzend zur Tür hinaus. »Sonny, oh Sonny.« Aber Helen schaffte es, sie am Hemd wieder hineinzuziehen. »Halt’s Maul, Schlampe. Willst du, dass die Nachbarn alles hören? Die Cops sind nicht hier, und ich will auch nicht, dass sie kommen.«
    Sonny lief an Jan vorbei und zog Helen beiseite. »Okay. Was ist passiert? Wo sind sie?«
    »George hat auf Zorro geschossen und ihn dann ins Krankenhaus gebracht.«
    »In welches?«
    »Wahrscheinlich ins San Leandro Memorial.«
    »Ich fahr rüber und schau, was ich tun kann.« Mit einem Blick auf Jan, fügte er hinzu: »Am besten nehme ich sie mit.«
    Inzwischen ging ich unter den besorgten Augen eines Polizisten auf dem Krankenhaus-Parkplatz auf und ab. Er hielt Abstand und lächelte freundlich. Es war gut, dass er mich nicht reizte, sonst hätte ich mich auf ihn gestürzt und ihn gezwungen, auf mich zu schießen.
    Als zwei weitere Beamte erschienen, wanderte ich ziellos zwischen den Autos hin und her und suchte nach einem Freund. Die Cops beäugten mich und umkreisten mich wie ein verwundetes Tier. »Wir sind deine Freunde, Kumpel. Beruhige dich«, sagte einer von ihnen, während sie nach Handschellen, Waffen und Knüppeln griffen. Ich ließ mich nicht täuschen, wartete aber, bis sie mich anfassten, ehe ich explodierte. Ich boxte sie weg, aber sie fielen mich erneut an. Und noch einmal. Jedes Mal schüttelte ich sie ab, wie ein Bär Hunde abschüttelt. Dann traf ein Pfefferspray meine Augen und Nasenlöcher. Jeder Cop packte mich an einem Arm oder Bein. Ich hörte ihre Knüppel auf meinen Schädel niedersausen, spürte aber nichts. Dann hörte ich nur noch mein eigenes Knurren. Ich biss, boxte und trat. Als ich völlig außer Atem war, lagen stählerne Fesseln an meinen

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