Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
auf einem Markt gar nicht weit von hier. Sehen Sie die Gesichter? Gut, nicht? Arm wie Kirchenmäuse, aber solche Gesichter. Und schauen Sie mal in die Gesichter unserer Gören. Haben alles, kennen alles, kriegen alles in den Hintern geblasen.«
    »Heile Welt sieht aber anders aus«, bemerkte Luginger.
    »Stimmt. Unsere Welt wird sie fressen. Mit Haut und Haar. Deshalb hat es Carsten auch gefallen. Weil das Bild zeigt, wie es enden wird.«
    Sie macht sich was vor, dachte Luginger, als er schon draußen vor dem Haus stand und auf Frau Fischer wartete, um sich zu verabschieden. Als ob es in Afrika jemals gut gewesen wäre und erst jetzt alles den Bach runterging. Früher das Paradies und dann die Weißen mit ihrer Gier! So einfach war das nicht. Sammy wusste das. Wenn er die Bilder schon mal gesehen hatte, hätte er …

    »Entschuldigen Sie, ich hab meine Schlüssel gesucht. Darf ich Sie mitnehmen? Mein Wagen steht gleich da vorne.«
    Luginger nickte.
    »Wissen Sie«, sagte Frau Fischer dann auf dem Weg zu ihrem Corolla, »mich interessiert nicht wirklich, wer es getan hat. Was ändert es, wüsste ich es? Nichts, oder? Ich bin allein, und Thomas hat keinen Vater mehr. Das ist alles, das ist Fakt, so sieht es jetzt aus. Oder?«
     

     
    Luginger gab seinem letzten Gast noch drei Minuten. Mit dem Kopf zwischen den Armen rutschte Joe langsam ins Nichts. Die Beine gespreizt, den Rücken gekrümmt, lag sein Schädel noch wenige Zentimeter auf der Tischplatte neben einem leeren Glas. Joe war Montagssäufer. Die übrigen Wochentage blieb er trocken. Montags kam er gegen neun, trank bis elf, schlief bis zwölf, ehe ihn Luginger nach Hause schickte.
    Im Hammer-Eck hieß er nur Tequila-Joe, weil er nichts anderes trank. Tequila ohne alles, also ohne Salz und Zitrone, Tequila eben. Lass den Kack weg, hatte er anfangs gesagt, als ihm Moni seinen Schnaps noch formvollendet servieren wollte, oder gibt’s den Kack direkt aus der Flasche?
    Joe war Reitlehrer, Tennislehrer, Fahrlehrer. Dienstags hatte er meistens frei. Dienstags schlief er aus und dachte nach. Hauptsächlich über den Niedergang der Sozis, dann über den Niedergang der Gewerkschaften und spätabends, wenn er noch Platz für weitere niederschmetternde Gedanken hatte, über den Niedergang der Arbeiterklasse.
    »Jetzt«, sagte Luginger zu Moni, die an ihrem Handy hing.
    Joes Kopf baumelte locker zwischen seinen Schultern. Noch
nie war er irgendwo angeschlagen. Er konnte noch so hinüber sein, immer blieb er im Gleichgewicht. Und heute, da er sich radikal die Haare hatte schneiden lassen und mit einem Bürstenschnitt aufgekreuzt war, konnte Luginger noch besser beobachten, mit welcher Leichtigkeit sein Kopf auspendelte, ohne dass er aufwachte.
    »Jetzt«, sagte Luginger erneut zu Moni, die hartnäckig teilnahmslos blieb, »siehst du, wie er das macht.«
    Joes Hände sammelten sich auf den Oberschenkeln, danach kam sein Haupt mit der Kinnspitze auf dem Brustkorb zu vollkommener Ruhe. Erst dann wachte er auf. Unerschrocken und eins mit sich selbst streckte er seinen Rücken, griff nach seinem Glas und brachte es zum Tresen.
    Seit sieben Jahren war er mit Erika liiert, wobei »liiert« ein Begriff war, von dem Luginger nicht wusste, was er wirklich bedeutete. Für Moni war das einfacher. Sie teilten im Wesentlichen einen Futon, frühstückten Körnerkram und suchten Reiseziele aus, ohne jemals daran zu denken loszufahren. Joe hatte zu viel zu tun und keine Zeit für Urlaub, und Erika konnte Männer nur ertragen, wenn sie sie nicht ständig um sich hatte.
    »Wie viel?«, fragte Joe Moni.
    Er bezahlte immer nur bei ihr. Luginger stand für ihn über den Dingen. Ein Wirt hatte andere Aufgaben, als seine Gäste abzukassieren.
    »25 gradaus«, antwortete Moni, ohne ihr Handy vom Ohr zu nehmen.
    »Hast die Zitrone und das Salz auch abgezogen?«, fragte er.
    Moni grinste gelangweilt, wandte sich ab und füsterte kichernd ihrem neuen Lover etwas ins Ohr.
    Luginger schenkte noch mal voll. »Damit besser heimkommst.«
    »Danke. Du hältst einen bei Laune.«
    »Was macht der Klassenkampf?«
    »Keine Ahnung, gibt ja keine Arbeiter mehr.«
    »Also beerdigen?«
    »Scheiß drauf«, brummte Joe und kippte den Tequila runter.
    Während Moni die Abrechnung machte, stellte Luginger einige Stühle hoch.
    »War ja richtig was los heute«, sagte sie, ohne den Blick vom Taschenrechner zu nehmen.
    Stimmt, dachte Luginger. Selten, dass montags die Hütte voll ist. Und alle wollten essen. Und Sammy

Weitere Kostenlose Bücher